Deutschland und Polen veröffentlichen keinen gemeinsamen Bericht zum Fischsterben
Nach dem Fischsterben im Grenzfluss Oder soll es - anders als zuvor vereinbart - keinen gemeinsamen Bericht von polnischen und deutschen Experten geben. Das hat Brandenburgs Umweltminister Vogel (Grüne) am Mittwoch im Umweltausschuss des Landtags bekanntgegeben.
Zu den Gründen wollte sich Vogel nicht äußern. Diese würden mit der Veröffentlichung des Berichtes durch das Bundesumweltministerium in den kommenden Tagen genannt werden, sagte er. Dem wolle er nicht vorgreifen, bedauere aber, dass es nicht gelungen sei, ein gemeinsames Papier zu erarbeiten.
Zuerst hatte das Nachrichtenmagazin "Der Spiegel" am Mittwoch darüber berichtet.
Eklat kurz vor Veröffentlichung
Demnach soll nun jeweils ein polnischer und ein deutscher Bericht mit je eigener Sicht vorgelegt werden. Laut "Spiegel"-Informationen soll es nicht einmal ein gemeinsames Vorwort geben.
Bundesumweltministerin Steffi Lemke (Grüne) hatte sich zunächst mit ihrer polnischen Amtskollegin Anna Moskwa auf einen gemeinsamen Bericht geeinigt. Dieser hätte, schreibt der "Spiegel", am kommenden Freitag von polnischen sowie deutschen Expertinnen und Experten aus Landes- und Bundesbehörden veröffentlicht werden sollen. Kurz vor der Veröffentlichung sei es aber zum Eklat gekommen. Die Stimmung, so werde übereinstimmend berichtet, sei schlecht und nicht mehr kollegial.
Bislang Alge als Ursache ausgemacht
An der Oder hatte es im August ein Fischsterben großen Ausmaßes gegeben, das sich nach und nach bis zur Mündung des Flusses ins Stettiner Haff ausbreitete. Wissenschaftler des Leibniz-Institut für Gewässerökologie und Binnenfischerei (IGB) stellten bei Untersuchungen eine giftige Goldalge (Prymnesium parvum) fest. Diese habe sich in einem bislang noch unbekannten Ausmaß im Fluss ausgebreitet, hieß es Anfang September. Dafür machten Experten unter anderem einen hohen Salzgehalt verantwortlich.
In der Oder sind tausende Fische verendet. Die Umweltschäden sind massiv, die Folgen nicht absehbar. Wasserproben haben einen ungewöhnlich hohen Salzgehalt ergeben. Doch das ist wohl nicht die einzige Ursache.
Neue Förderrichtlinie soll Fischerreibetriebe unterstützen
Das Brandenburger Umweltministerium gehe weiter davon aus, dass Brackwasseralgen, begünstigt durch hohe Salzfrachten, hohe Temperaturen und einen niedrigen Wasserstand, zum Fischsterben geführt hätten, sagte Umweltminister Vogel am Mittwoch. Der Landesfischereiverband habe einen Rückgang der Fischzahlen um etwa die Hälfte gemeldet. Noch dramatischer sei der Verlust bei den Muscheln gewesen, bei denen einige Arten gänzlich abgestorben seien.
Das Umweltministerium prüfe weiter mögliche Entschädigungen. Zwölf Fischereibetriebe seien in Brandenburg betroffen, fünf davon existenziell. Mit Hilfe einer neuen Förderrichtlinie, die gerade vorbereitet würde, könne ihnen geholfen werden.
Bis zu 30.000 Euro pro Betrieb könnten so theoretisch entschädigt werden. Das Land habe 100.000 Euro im Haushalt dafür eingeplant.