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Audio: Antenne Brandenburg | 12.12.2022 | Martina Rolke | Quelle: dpa/P. Pleul

Bundesumweltministerin in Criewen

Lemke fordert erneut Aufklärung von Polen zum Odersterben

Die Umweltministerin hat sich in der Uckermark ein Bild von der Lage des Grenzsflusses gemacht. Wegen aktuell hoher Werte der Salzfrachten forderte Lemke von Polen weitere Maßnahmen, um eine erneute Umweltkatastrophe zu verhindern.

Mit Blick auf die Umweltkatastrophe in der Oder vom Sommer will Bundesumweltministerin Steffi Lemke (Grüne) weiter darauf drängen, dass Polen den Verursacher für die Salzeinleitung in den Fluss identifiziert. Die Vermehrung der toxischen Goldalge hätte nicht stattfinden können, wenn der Salzeintrag nicht so hoch gewesen wäre, sagte Lemke am Montag bei einem Besuch im Nationalpark Unteres Odertal in Criewen (Uckermark)

Aktuelle Werte so hoch wie im Sommer

Nach Angaben des stellvertretenden Nationalparkleiters Michael Tautenhahn entsprechen die aktuellen Werte der Salzfrachten in der Oder denen, die im Sommer gemessen wurden. Bundesumweltministerin Lemke sagte dem rbb, auf polnischer Seite müsse geschaut werden, wie diese erhöhten Salzfrachten reduziert werden können. "Sonst haben wir ein sehr, sehr großes Problem, wenn wir erneut auf eine Hitzesituation, niedrige Wasserstände und erneut zuviel Salz treffen." Nach Erkenntnissen des Bundesumweltministeriums handelt es sich um von polnischer Seite genehmigte Salzeinleitungen.

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Das Verständnis auf polnischer Seite für die Problematik sei inzwischen gewachsen, sagte Lemke. Sie sei in der Diskussion mit der polnischen Seite, damit sich solch eine Katastrophe nicht wiederhole. Am 23. November habe sie sich dazu in einer Videokonferenz mit ihrer polnischen Kollegin ausgetauscht. Zudem sei man in einer Arbeitsgruppe mit der polnischen Seite in intensiven Diskussionen und werde im kommenden Jahr gemeinsame Workshops durchführen.

Experten: Salzgehalt für Fischsterben mitverantwortlich

Auf polnischer und deutscher Seite waren im August nach Ministeriumsangaben schätzungsweise mindestens 360 Tonnen Fische verendet. Experten gehen davon aus, dass ein hoher Salzgehalt im Fluss ein wesentlicher Grund dafür war, dass die Goldalge sich ausbreiten konnte - verbunden mit Niedrigwasser und hohen Temperaturen. Hunderte heimische Substanzen können nach Angaben des Bundesumweltministeriums als Mitverursacher der Umweltkatastrophe in Frage kommen.

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Im August verursachte vermutlich eine Gift-Alge massives Fischsterben in der Oder. Die Folgen sind noch immer spürbar. In dieser Woche sind erneut Gewässerökologen auf dem Grenzfluss unterwegs, um die Bestände zu untersuchen.

Das Fischsterben hatte zu Verstimmungen im Verhältnis zwischen Deutschland und Polen geführt. Polen pocht weiter auf einen Ausbau der Oder, Deutschland will einen Stopp. Brandenburgs Umweltminister Axel Vogel (Grüne) und Umweltverbände hatten so zum Beispiel bereits Klagen gegen den Ausbau eingereicht.

Renaturierung und Regenerierung gefordert

"Die Oder braucht jetzt eine Erholungsphase. Gerade jetzt nach einer solchen katastrophalen Schädigung muss eigentlich alles darauf ausgerichtet werden, hier Renaturierung, Regenerierung zu unterstützen", sagte Lemke. Die Grünen-Politikerin las am Montag selbst die aktuellen Messwerte in der Oder im Bereich des Unteren Odertals in der Uckermark ab.

Sendung: Antenne Brandenburg, 12.12.2022, 17:30 Uhr

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