Bundesumweltministerin in Criewen - Lemke fordert erneut Aufklärung von Polen zum Odersterben

Mo 12.12.22 | 18:09 Uhr
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Steffi Lemke (Grüne), Bundesumweltministerin und Michael Tautenhahn, stellvertretender Leiter Nationalpark Unteres Odertal, sind im Nationalpark Unteres Odertal am deutsch-polnischen Grenzfluss Oder und messen die elektrische Leitfähigkeit des Wassers. Das Fischsterben in der Oder hatte im August 2022 weite Teile der Flussnatur auf deutscher und auf polnischer Seite zerstört. Den Nationalpark Unteres Odertal hat die Katastrophe in besonderer Weise getroffen. Die Bundesumweltministerin Steffi Lemke (Grüne) besuchte den Nationalpark, um sich über den aktuellen Zustand der Oder zu informieren. (Quelle: dpa/P. Pleul)
Audio: Antenne Brandenburg | 12.12.2022 | Martina Rolke | Bild: dpa/P. Pleul

Die Umweltministerin hat sich in der Uckermark ein Bild von der Lage des Grenzsflusses gemacht. Wegen aktuell hoher Werte der Salzfrachten forderte Lemke von Polen weitere Maßnahmen, um eine erneute Umweltkatastrophe zu verhindern.

Mit Blick auf die Umweltkatastrophe in der Oder vom Sommer will Bundesumweltministerin Steffi Lemke (Grüne) weiter darauf drängen, dass Polen den Verursacher für die Salzeinleitung in den Fluss identifiziert. Die Vermehrung der toxischen Goldalge hätte nicht stattfinden können, wenn der Salzeintrag nicht so hoch gewesen wäre, sagte Lemke am Montag bei einem Besuch im Nationalpark Unteres Odertal in Criewen (Uckermark)

Aktuelle Werte so hoch wie im Sommer

Nach Angaben des stellvertretenden Nationalparkleiters Michael Tautenhahn entsprechen die aktuellen Werte der Salzfrachten in der Oder denen, die im Sommer gemessen wurden. Bundesumweltministerin Lemke sagte dem rbb, auf polnischer Seite müsse geschaut werden, wie diese erhöhten Salzfrachten reduziert werden können. "Sonst haben wir ein sehr, sehr großes Problem, wenn wir erneut auf eine Hitzesituation, niedrige Wasserstände und erneut zuviel Salz treffen." Nach Erkenntnissen des Bundesumweltministeriums handelt es sich um von polnischer Seite genehmigte Salzeinleitungen.

Das Verständnis auf polnischer Seite für die Problematik sei inzwischen gewachsen, sagte Lemke. Sie sei in der Diskussion mit der polnischen Seite, damit sich solch eine Katastrophe nicht wiederhole. Am 23. November habe sie sich dazu in einer Videokonferenz mit ihrer polnischen Kollegin ausgetauscht. Zudem sei man in einer Arbeitsgruppe mit der polnischen Seite in intensiven Diskussionen und werde im kommenden Jahr gemeinsame Workshops durchführen.

Experten: Salzgehalt für Fischsterben mitverantwortlich

Auf polnischer und deutscher Seite waren im August nach Ministeriumsangaben schätzungsweise mindestens 360 Tonnen Fische verendet. Experten gehen davon aus, dass ein hoher Salzgehalt im Fluss ein wesentlicher Grund dafür war, dass die Goldalge sich ausbreiten konnte - verbunden mit Niedrigwasser und hohen Temperaturen. Hunderte heimische Substanzen können nach Angaben des Bundesumweltministeriums als Mitverursacher der Umweltkatastrophe in Frage kommen.

Das Fischsterben hatte zu Verstimmungen im Verhältnis zwischen Deutschland und Polen geführt. Polen pocht weiter auf einen Ausbau der Oder, Deutschland will einen Stopp. Brandenburgs Umweltminister Axel Vogel (Grüne) und Umweltverbände hatten so zum Beispiel bereits Klagen gegen den Ausbau eingereicht.

Renaturierung und Regenerierung gefordert

"Die Oder braucht jetzt eine Erholungsphase. Gerade jetzt nach einer solchen katastrophalen Schädigung muss eigentlich alles darauf ausgerichtet werden, hier Renaturierung, Regenerierung zu unterstützen", sagte Lemke. Die Grünen-Politikerin las am Montag selbst die aktuellen Messwerte in der Oder im Bereich des Unteren Odertals in der Uckermark ab.

Sendung: Antenne Brandenburg, 12.12.2022, 17:30 Uhr

4 Kommentare

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  1. 4.

    Ha Ha Ha , Aufklärung - ich lach mich schlapp.

  2. 3.

    "Das Fischsterben hatte zu Verstimmungen im Verhältnis zwischen Deutschland und Polen geführt. Polen pocht weiter auf einen Ausbau der Oder, Deutschland will einen Stopp." Deutschland will keinen Stopp des Vertrages zwischen Polen und Deutschland zum Oderausbau. Das wollen nur einige Brandenburger Lokalgrößen und NABU. Der Landrat des Kreises Märkisch-Oderland, Gernot Schmidt (SPD), hat die Klage des Brandenburger Umweltministeriums gegen den Oder-Ausbau kritisiert. Auch Deutschland will die Ertüchtigung der Schiffbarkeit der Oder, die vor dem Krieg von Oberschlesien in Cosel bis nach Stettin genutzt wurde. Die halbe Milliarde Investition des neuen Schiffshebewerks in Niederfinow hätte sonst auch keinen Sinn und das auf deutscher Seite befindliche Papierwerk Leipa will umweltfreundlich die Oder nutzen, statt alles Papier auf LKWs umweltverpestend umzuladen.

  3. 2.

    "Brandenburgs Umweltminister Axel Vogel (Grüne) und Umweltverbände hatten so zum Beispiel bereits Klagen gegen den Ausbau eingereicht." Herr Vogel sollte nicht unsachlich werden. Ein Zusammenhang zwischen dem Oder-Ausbau und dem Fischsterben ist nicht ersichtlich. Dass hohe "Salzfrachten" in die Oder eingeleitet wurden, wurde ja durch Messungen festgestellt. Nur, was hat das mit dem Oder-Ausbau gemäß Deutsch-Polnischem Vertrag von 2015 zu tun?

  4. 1.

    Sehr schün, Frau Lemke! Nicht locker lassen!
    Der übliche Fachbegriff Salzfrachten weist schon auf das Problem hin, dass eben zu viel Salze (Chemie, Grundkurs!) halt ein nicht hinnehmbares Übermaß (!) und damit entsprechende Ursachen haben müssen. Ob da eine Staatsgrenze zwischen den Flussufern liegt, ist chemisch völlig unerheblich. Ich hoffe, dass die Daten auch bei Eintritt der Oder in diese etwa mittig liegende Grenze, erhoben (mWn: Ratzdorf) und der Auswertung zugeführt' werden. Dann dürfte man auch EU-rechtlich gesehen ziemlich auf der sicheren Seite 'wandeln' Denn Polen hat ja schließl. die gesamten Rechtspakete' der EU anerkannt oder? Und diese enormen T toter Fische! Ja, auch das sollte unseren poln. Freunden zu denken geben, mehr "für die Verlängerung der Uferlinie" zu tun.--Daher viel Erfolg & ggf. einen stellvertretenden Ansprechpartner des Bundes aus der Region einsetzen.... wenn das nicht schon geschehen ist!

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