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Audio: Radioeins | 01.08.2022 | Interview mit Joachim Radünz (VBB) | Quelle: dpa/Christoph Soeder

Verkehrsverbund Berlin-Brandenburg

Nachfrage nach Neun-Euro-Ticket in der Region bleibt hoch

Noch einen Monat lang können Fahrgäste das Neun-Euro-Ticket bundesweit nutzen - längst läuft die Debatte darüber, wie man das Angebot danach weiterführen könnte. Die Busse und Bahnen sind laut VBB immer noch deutlich voller als sonst.

Gedränge in vielen Bahnen und Bussen, volle Bahnsteige: Was Fahrgäste in den vergangenen beiden Monaten bei Fahrten mit dem ÖPNV erlebten, gießt nun der Verkehrsverbund Berlin-Brandenburg (VBB) in Zahlen: Das Neun-Euro-Ticket wurde im Juni und Juli in beiden Bundesländern stark nachgefragt, wie ein Sprecher am Montag mitteilte.

Bislang seien zusammen rund fünf Millionen der Sonderfahrkarten verkauft worden, sagte der Sprecher auf Anfrage. Hierbei zeigt sich ein starkes Gefälle zwischen der Hauptstadt mit ihrem dichten Verkehrsnetz und Brandenburg, wo das Angebot abseits der größeren Städte eher dünn ausfällt: Vier Millionen Tickets wurden in Berlin verkauft, eine in Brandenburg.

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Wieder so viele Fahrgäste wie vor Corona

Die Berliner Verkehrsbetriebe (BVG) teilten auf Anfrage mit, bis einschließlich Donnerstag mehr als 2,4 Millionen 9-Euro-Tickets verkauft zu haben. "Davon jeweils mehr als 1,1 Millionen für die Monate Juni und Juli und bereits knapp über 200.000 für den Monat August", sagte ein Sprecher.

Das große Interesse am Neun-Euro-Ticket spiegele sich auch in der Auslastung der Züge wider, sagte der VBB-Sprecher. Diese sei insgesamt aufgrund des Tickets um bis zu ein Viertel gestiegen und liege inzwischen wieder nahezu auf dem Niveau vor der Corona-Krise. Auch bei der BVG hieß es: "Die Fahrgastnachfrage in den BVG-Fahrzeugen hat nach neuesten Auswertungen das Vor-Corona-Niveau der Sommerferienzeit erreicht."

VBB: Weniger Beschwerden wegen voller Züge

Nach wie vor sei es in den Zügen eng, insbesondere auf Strecken in Richtung Ostsee und nach Schwerin, wo viele Reisende von Berlin aus nach Hamburg umstiegen, sagte der VBB-Sprecher. Inzwischen hätten sich die Fahrgäste aber besser auf die Situation eingestellt. Es habe im Juli demnach kaum noch Beschwerden gegeben. Einige Baustellen, die insbesondere rund um Pfingsten den Verkehr weiter ausgebremst hätten, seien inzwischen beendet.

Ein Problem für die Unternehmen und die Fahrgäste ist dem Vernehmen nach, dass so viele Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter erkrankt fehlen - nicht zuletzt wegen der für Sommer vergleichsweise hohen Corona-Infektionszahlen.

Was kommt nach dem Neun-Euro-Ticket?

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Das Sonderticket läuft am 31. August aus, wie es danach weitergeht, wird bereits diskutiert. Sieht man auf die Nachfrage, hat sich die Aktion als voller Erfolg erwiesen. Dass das Neun-Euro-Ticket aber in der bestehenden Form bleibt, gilt als ausgeschlossen - so äußerten sich der Bundesfinanzminister Christian Lindner sowie sein Parteifreund, der Verkehrsminister Volker Wissing (beide FDP). Der Bund trägt den größten Teil der Subventionen für das Ticket. Wahrscheinlicher ist ein bundesweites sogenanntes "Klimaticket", mit dem Fahrgäste Busse und Bahnen zu einem Pauschalpreis bundesweit nutzen können. Wie hoch dieser Preis sein soll, damit ihn sich möglichst viele Passagiere leisten können, ist nun Gegenstand der Diskussion.

VCD Brandenburg fordert Ausbau des Angebots

In der Debatte hat der Verkehrsclub Deutschland (VCD) angemahnt, dass auch das Angebot im öffentlichen Nahverkehr ausgebaut werden müsse. Es genüge nicht, nur an günstige Tickets zu denken, "auch das Angebot muss stimmen", sagte Anja Hänel vom VCD Brandenburg am Montagabend in rbb24 Brandenburg aktuell.

Gerade für Pendler gebe es in Brandenburg keine attraktiven Verbindungen. "Das heißt, die werden nicht dauerhaft aufs Auto verzichten." Hänel forderte eine "Mobilitätsgarantie": Züge und Busse müssten mindestens einmal pro Stunde fahren - und das werktags bis mindestens 20 Uhr. Davon sei man in Brandenburg noch weit entfernt. Die Gelder für den kommunalen öffentlichen Verkehr seien sogar gekürzt worden, im Entwurf für den neuen Landesnahverkehrsplan seien Abbestellungen enthalten, kritisierte Hänel. "Das kann natürlich nicht sein, das ist kontraproduktiv."

Sendung: rbb24 Abendschau, 01.08.2022, 19:30 Uhr

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