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Quelle: dpa/Federico Gambarini

Lieferstopp wegen Streit um Preise

Produkte von "Mars" könnten rar werden in vielen Supermärkten

Der US-Konzern Mars hat vorläufig einen Lieferstopp gegen einige deutsche Supermärkte ausgesprochen. Grund sind gescheiterte Preisverhandlungen. Das Beispiel scheint ein größeres Problem zu offenbaren.

Der US-Konzern Mars beliefert offenbar mehrere deutsche Supermärkte nicht mehr mit vielen Waren. Das berichtet die "Tagesschau" [externer Link]. Mars ist nicht nur für seine Süßigkeiten bekannt, sondern vertreibt in Deutschland unter anderem auch Tierfutter. Grund für die Lieferstopps sollen Streitigkeiten um die Preisgestaltung sein.

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Rewe sieht "keine Basis" die Preiserhöhung zu akzeptieren

Sowohl in vielen Filialen der Rewe Gruppe (inklusive des Discounters Penny) als auch bei Märkten des Edeka-Verbunds (inklusive Netto und Marktkauf) könnte es dem Bericht der Tagesschau zufolge zeitnah dazu kommen, dass zahlreiche Produkte von Mars nicht mehr in den Regalen zu finden sein werden. Teilweise ist das auch schon zu beobachten. Rewe bestätigte gegenüber rbb|24 den Lieferstopp für seine Märkte. Trotz intensiver Verhandlungen sehe Rewe "derzeit keine Basis, die seitens Mars gefordete Preiserhöhungen zu akzeptieren", teilt ein Pressesprecher auf Anfrage mit. Edeka wollte sich nicht zu "laufenden Verhandlungen mit einzelnen Markenherstellern äußern".

Preise in Supermärkten entstehen grundsätzlich in sogenannten Jahresgesprächen zwischen Händlern und Herstellern, sie werden also regelmäßig angepasst und verhandelt. Dabei geht es um den Preis, aber auch um Liefermengen oder Werbeaktionen.

Mars begründet Lieferstopp mit steigenden Kosten

Dass in diesem Prozess keine Einigung erzielt werden kann, ist in der Vergangenheit schon häufiger bei einzelnen Produkten vorgekommen. Prominentes Beispiel aus Berlin war in diesem Sommer der Kult-Pfefferminzlikör "Berliner Luft". Auch hier sollen sich mehrere große Supermarktketten Medienberichten [externer Link: handelsblatt.com] zufolge nicht auf eine Preiserhöhung des Berliner Herstellers "Schilkin" eingelassen haben. Damals wollten die betreffenden Supermarktketten das gegenüber dem rbb zumindest öffentlich allerdings - anders als jetzt bei Mars - nicht als Grund für den Lieferstopp bestätigen.

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Im Bericht der Tagesschau schildert ein Brancheninsider, dass der Konflikt zwischen dem US-Konzern "Mars" und dem deutschen Handel bereits seit Jahren existiere. Der Konzern selbst gibt der Tagesschau zufolge an, dass ihm bekannt sei, dass einige Produkte derzeit bei manchen Handelspartnern nicht verfügbar sind. Aktuell würden Verhandlungen geführt. "Unsere Industrie bewegt sich, wie viele andere Branchen, in einem volatilen Umfeld, das unter umfassendem Inflationsdruck steht. Während wir steigende Kosten so weit wie möglich intern auffangen, ist jedoch ein gewisses Maß an Preisanpassung nötig", wird Mars im Bericht zitiert.

Um welche der zahlreichen Produkte es konkret geht, ist nicht bekannt. Zur deutschen Produktpalette des mächtigen US-Konzerns zählen neben dem gleichnamigen Schokoriegel zahlreiche andere bekannte Süßigkeiten (u.a. M&Ms, Snickers, Twix, Bounty, Skittles). Das Unternehmen vertreibt aber auch viele Tierfuttermarken (beispielsweise Pedigree, Whiskas und Kitekat), Instant-Essensprodukte (Miracoli, Ben's Originals) und Kaugummis (Wrigley's Extra Airwaves). Mars ist einer der größten Lebensmittelkonzerne der Welt, mit einem Jahresumsatz von 35 Milliarden US-Dollar.

Rewe und Edeka äußern grundsätzliche Kritik an großen Konzernen

Den Argumenten des Unternehmens für die erhöhten Preise wollen die betroffenen Supermärkte nicht oder nur teilweise folgen. Und Mars scheint kein Einzelfall zu sein. Rewe und Edeka verbanden ihren Antworten an den rbb jeweils mit einem unterschiedlichen, aber vom Inhalt ähnlichen Statement zur grundsätzlichen aktuellen Marktsituation.

Bei Rewe hieß es, man könne einen Teil der Forderungen aufgrund von gestiegenen Rohstoff- und Energiepreisen zwar nachvollziehen. Es gebe allerdings auch Forderungen, die sich in ihrer Höhe nicht mit solchen Faktoren begründen ließen. Diese würde das Unternehmen "strikt ablehnen". Edeka äußert sich noch deutlicher. Man wisse aus Gesprächen, dass Forderungen zahlreicher Konzerne "nur teilweise auf echten Kostensteigerungen beruhen". Wenn solche Forderungen nicht akzeptiert würden, drohen Lieferstopps. Dabei würden einige Hersteller ohnehin schon seit über zwei Jahren nicht zuverlässig die volle Lieferleistung erbringen.

Die Kritik von Edeka richtet sich vor allem an die Branchengrößen: "Die großen, internationalen Markenkonzerne verfügen nicht nur über eine Angebotsmacht, sondern auch über einen zunehmenden Konzentrationsgrad. Das Ungleichgewicht in den Kräfteverhältnissen spiegelt sich unmittelbar in den Einkaufsverhandlungen wider", heißt es im Statement.

Sendung: rbb24 Inforadio, 11.10.2022, 19:00 Uhr

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