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Video: Brandenburg aktuell | 07.01.2021 | Quelle: imago images/Jörn Wolter

Corona-Krise

Lütke Daldrup: Flughafen BER verliert täglich eine Million Euro

Keine Passagiere, keine Einnahmen: Die Corona-Krise trifft den gerade erst eröffneten BER-Flughafen mit voller Wucht. Im rbb-Interview nennt Flughafenchef Lütke Daldrup besorgniserregende Zahlen - und kündigt eine noch frühere Schließung des Terminals 5 an.

Der Flughafen BER verliert pro Tag Einnahmen im Wert von mehr als einer Million Euro. Diese Zahl nannte Flughafenchef Engelbert Lütke Daldrup am Donnerstag in Brandenburg Aktuell vom rbb.

Der Einbruch der Passagierzahlen sei eine Katastrophe, so Lütke Daldrup. Vor der Corona-Krise seien in Berlin täglich etwa 100.000 Fluggäste gezählt worden, jetzt seien es nur 10.000 pro Tag. Kostendeckend sei der Betrieb des Flughafens bei 20 Millionen Passagieren pro Jahr, fügte Lütke Daldrup hinzu. Das seien doppelt so viele, wie im vergangenen Jahr tatsächlich den Flughafen genutzt hätten.

Terminal 5 schließt wohl schon früher

Um weiter zu sparen, werde das Terminal 5 möglicherweise nicht erst im März vorübergehend geschlossen, sondern etwas früher. Dadurch könnten pro Jahr 25 Millionen Euro eingespart werden, so Lütke Daldrup. Die Abfertigungen des Terminal 5, der alte Flughafen Schönefeld, würden dann auf die Terminals 1 und 2 aufgeteilt. Zurzeit sei bereits die Südbahn außer Betrieb, erklärte Lütke Daldrup.

Zahlreiche Flughafenmitarbeiter seien in Kurzarbeit, um auch damit Kosten einzusparen. Dass Mieten für Gastronomen am BER steigen, schloss Lütke Daldrup aus. Allerdings sei es durchaus vorstellbar, künftig Eintrittspreise für die Besucherterrasse zu verlangen, so der Flughafenchef.

Solange die Eigentümer des Flughafens - Berlin, Brandenburg und der Bund - den Betrieb unterstützten, werde man die Krise überstehen, sagte Lütke Daldrup. Für das neue Jahr sei die Hilfe bereits komplett organisiert, so der Flughafenchef im rbb-Interview weiter.

Im Dezember hatte eine von rbb24 Recherche in Auftrag gegebene Finanzanalyse ergeben, dass die Flughafengesellschaft durch die Corona-Krise in existenzieller Not ist. Der Wirtschaftsexperte Prof. Hansrudi Lenz von der Universität Würzburg wertete die ihm vorgelegten Zahlen der Flughafengesellschaft aus und kam zu dem Ergebnis: "Ohne weitere staatliche Hilfen könnte die FBB in zwölf Monaten pleite sein." 2020 werde das Unternehmen trotz der Corona-Finanzhilfen von gut 300 Millionen Euro wohl einen Jahresfehlbetrag von knapp 290 Millionen Euro aufweisen. Für 2021 prognostiziert Lenz gar ein Minus von weit über 300 Millionen Euro.

Auch Frachtgeschäft brach ein - aber weniger stark

Derweil hat die Corona-Krise hat auch das Frachtgeschäft an den Berliner Flughäfen stark abnehmen lassen. Der Rückgang war im vergangenen Jahr Betreiberangaben zufolge mit etwa einem Drittel jedoch nicht so stark wie der der Passagierzahlen.

Die Zahl der Fluggäste war durch die Reisebeschränkungen um drei Viertel eingebrochen. In den Frachträumen der Maschinen wurden 2020 noch 22.000 Tonnen transportiert, nach 35.000 im Vorjahr, wie die Betreiber am Donnerstag mitteilten.

"In der weltweit schwierigen Lage hat sich gezeigt, wie wichtig eine gute Fracht-Infrastruktur für die Hauptstadtregion ist", sagte Flughafenchef Lütke Daldrup. Berlin zählt nicht zu den großen deutschen Luftfrachtstandorten. Bundesweit steht die Hauptstadt an siebter Stelle. Führend war 2019 Frankfurt vor Leipzig/Halle und Köln/Bonn.

Sendung: Brandenburg aktuell, 7.1.2021, 19:30 Uhr

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