rbb24
  1. rbb|24
  2. Kultur
Audio: rbb24 Inforadio | 28.10.2022 | C. Orlowski | Quelle: imago images/I. Cagalj

Show-Kritik | Cirque du Soleil in Berlin

Spektakuläre Beerdigung

Der Cirque du Soleil hat mit seinen opulenten Shows die Welt des Zirkus revolutioniert - mit Weltklasse-Akrobaten, aufwendigen Kostümen und eigener Musik. In Berlin trifft die spekakuläre neueste Show auf ein träges Publikum. Von Corinne Orlowski

Der Dompteur schlägt mit der Peitsche, die Glocke läutet - und dann passiert alles gleichzeitig. Die Drehbühne im zweigeteilten Zuschauerraum der Berliner Mercedes-Benz-Arena wird in warmes Licht getaucht, ein Bett in die Mitte geschoben.

Darin liegt der Clown Mauro. Er ist gerade gestorben, doch sein Geist ist noch da. Umgeben von Engeln lassen seine Freunde all die fröhlichen Momente seines Leben Revue passieren. Statt zu trauern, veranstalten sie einen Zirkus – und was für einen. Bevor Mauro in den Himmel zieht, steht eine wilde Bettenschlacht an, ein Fußball-Match und ein Tanz mit gigantischen Heliumluftballons, an der eine Kleinwüchsige hängt. Sie schwebt durch den Raum, stößt sich von den Köpfen ab.

Quelle: imago images/P. Fiuza

Eine freudvolle Parade von Clowns

Das Programm "Corteo" des Cirque du Soleil ist eigentlich eine Beerdigung, ja, aber auch eine Feier der Freundschaft. Corteo ist Italienisch und heißt Prozession. Für Mauro veranstalten seine Gefährten eine festliche Parade mit Pauken und Trompeten.

Die tollkühnen Akrobaten in ihren barocken Kostümen zeigen, wozu der Geist und der menschliche Körper fähig sind. Sie verzaubern durch Timing und jeder Menge Kraft. Atemberaubend schrauben sie sich in schwindelerregende Höhe, jonglieren, balancieren, tanzen. Das ganze Programm.

Kronleuchter werden zum Trapez. Artisten kreisen in Reifen, schwingen rasant am Reck. Eine Pole-Dancerin rekelt sich an einer Stange, die teils in der Luft schwebt. Es wird auf einer Glasharfe samt Klangschalen musiziert.

Berliner Verwaltungsgericht

Kaninchen dürfen auf Bühne der Staatsoper bleiben

Echte Kaninchen auf der Bühne der Berliner Staatsoper: Tierschützer wollten das mit einem Eilantrag stoppen. Das Verwaltungsgericht lehnte diesen nun ab - demnach wurde nicht ausreichend belegt, dass die Tiere leiden.

Eigentlich müssten hier die Münder durchweg offenstehen, aber...

Bereits 2005 hatte "Corteo" Premiere, mehr als zehn Millionen Menschen haben die Show bereits auf der ganzen Welt gesehen. Sie wurzelt in der italienischen Theatertradition, in der Traurigkeit und Glück dicht beieinander liegen. Eine Hommage an die alten Harlekine, Pierrots der Commedia dell’arte und Weißclowns in edler Pumphose und Seidenstrümpfen.

Eigentlich müssten hier die Münder durchweg offenstehen, Ohhs und Ahhs raunen, Jubelschreie. Aber die Berliner sind ein wenig träge. Es riecht nach Chips und Popcorn. Die Show läuft bereits, da sucht noch immer jemand seinen Platz. Ein anderer sitzt mit verschränkten Armen. Irgendwie mag man sich nicht recht verzaubern lassen.

Entführung ins Bardo

Dabei ist hier alles handgemacht – von der Livemusik bis zum bemalten Vorhang – und man sitzt ganz nah dran. Die 12,5 Meter lange Bühne in der Mitte wirkt fast klein. Die meisten lassen sich dann aber doch staunend entführen... ja, wohin eigentlich? Eine andere Welt ist das nicht. Das ist der Bardo. Der Zustand zwischen Dies- und Jenseits. Hier ist es magisch, aber auch urmenschlich.

Sendung: rbb24 Inforadio, 28.10.2022, 6.00 Uhr

Artikel im mobilen Angebot lesen