Landgericht Berlin - Angeklagte gestehen in Encrochat-Prozess Drogenhandel im großen Stil

Mi 20.04.22 | 15:57 Uhr
Polizeibeamte stehen an der Zufahrt zu einem Gewerbegebiet in Weißensee. Seit dem frühen Morgen gehen Polizeibeamte gegen die Hells Angels in Berlin und Brandenburg vor. Bei der Razzia sind mehrere hundert Beamte im Einsatz. Nach Behördenangabe geht es um Ermittlungen wegen Drogenhandels und Waffenhandels. (Quelle: dpa/Paul Zinken)
Bild: Paul Zinken/dpa

Drei Männer, die im großen Stil mit Drogen gehandelt haben sollen, haben die Taten vor dem Landgericht Berlin gestanden. Die illegalen Geschäfte seien unter Verwendung des Krypto-Messengerdienstes Encrochat gelaufen, erklärte ein 23-Jähriger zu Prozessbeginn am Mittwoch.

Die Staatsanwaltschaft geht davon aus, dass die 23- bis 49-jährigen Männer als Bande agiert haben. Es seien zwischen März und Juli 2020 Drogengeschäfte in Höhe von insgesamt knapp 1,8 Millionen Euro abgewickelt worden.

Größter Enchrochat-Prozess bereits im November gestartet

Die Kryptierungssoftware galt zunächst als nicht entschlüsselbar und war deshalb bei Kriminellen sehr beliebt. Der Polizei in den Niederlanden und Frankreich gelang es dennoch im Frühjahr 2020, die Software zu knacken. Millionen geheimer Daten wurden abgeschöpft. Dies führte zu zahlreichen Verhaftungen in ganz Europa. Das Bundeskriminalamt berichtete bereits im November, im Zusammenhang mit den Enchrochat-Ermittlungen in Deutschland 300 Schusswaffen beschlagnahmt zu haben. Darüber hinaus seien etwa 230 Millionen Euro Vermögen gesichert und bereits 900 Haftbefehle vollstreckt worden.

Im November startete in Berlin daraufhin der bislang größte Enchrochat-Prozess, in dem sich drei angeklagte Männer und eine Frau für den illegalen Handel mit Waffen und Drogen verantworten müssen.

Fortsetzung im Mai

Nun zogen die Ermittlungen die Anklage der weiteren drei Männer nach sich. Sie sollen mit Marihuana und Kokain im teilweise zweistelligen Kilogrammbereich gehandelt sowie Amphetamin zum Weiterverkauf hergestellt haben. Im Prozess geht es um insgesamt 30 Taten, an denen die Verdächtigen in unterschiedlichen Konstellationen beteiligt gewesen sein sollen. Bis zu 45 Kilogramm Marihuana seien laut Anklage in einzelnen Fällen verkauft worden.

Ein 31-Jähriger erklärte über seinen Verteidiger, er habe sich von der Aussicht verleiten lassen, "schnell und relativ leicht" Geld verdienen zu können. Weil er aus einer beruflichen Selbständigkeit Schulden hatte, habe er sich auf einen Drogenhandel eingelassen. Der 49-Jährige gestand, dass er seine Garage als Lagerfläche zur Verfügung gestellt habe. Der Prozess wird am 2. Mai fortgesetzt.

Sendung: Inforadio, 20.04.2022, 17:00 Uhr

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