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Audio: rbb 88.8 | Fr 09.09.22 | Mehring, S. | Quelle: IMAGO/Jürgen Ritter

Große Probleme mit Einbrüchen

Berlin nahm 2021 rund eine Million Euro mit öffentlichen Toiletten ein

Die öffentlichen Toiletten mit Bezahlfunktion sind in Berlin im vergangenen Jahr mehr als 1,5 Millionen Mal genutzt worden. Das geht aus einer Antwort des Senats auf eine SPD-Anfrage hervor. Jede der 278 Toiletten der Firma Wall wurde demnach im Schnitt 15 Mal am Tag aufgesucht.

Im ersten Halbjahr 2022 waren die WCs ähnlich beliebt und wurden gut 800.000 Mal aufgesucht. Allerdings kam deutlich weniger Geld herein, weil die Toiletten immer wieder aufgebrochen und die Münzen gestohlen wurden.

Einbrüche in Berliner City-Toiletten

Das große Geld mit dem kleinen Geschäft

Diebe haben seit Dezember Hunderte öffentliche Toiletten in Berlin aufgebrochen - im Schnitt jede City-Toilette dreimal. Der Schaden liegt bereits im sechsstelligen Bereich. Trotz erster Festnahmen gehen die Einbrüche weiter. Von Rainer Unruh und Jenny Barke

Nutzer zahlten 2021 knapp eine Million Euro

Die Nutzung dieser vollautomatischen sogenannten Berliner Toiletten kostet 50 Cent. Für 2021 wurden die Einnahmen mit 994.412,90 Euro angegeben. Bis einschließlich Juli 2022 waren es nur noch 282.253 Euro.

Die Einnahmen gehen an das Land Berlin, das wiederum für den Betrieb der Toiletten an die zuständige Firma zahlt, gleichzeitig aber auch Geld für Werbung an den Anlagen erhält.

Pissoirs für "Wildpinkler" - aber keine "Period Box"

An einigen Standorten gibt es zusätzliche kostenlose Steh-Pissoirs für Männer, was aber laut Senat nicht die Frauen benachteiligen soll. Grund seien die "unterschiedlichen soziokulturellen Verhaltensweisen von Männern, um das sogenannte Wildpinkeln an diesen Orten zu vermeiden oder zu verringern, das ohne die kostenlosen Pissoirs wieder deutlich zunehmen würde".

Gescheitert ist ein Versuch, Frauen in öffentlichen Toiletten kostenlose Menstruationsartikel anzubieten. Das Initiativprojekt in einer Toilette am Großen Stern, wo eine betreute "Period Box" aufgestellt wurde, sei nach wenigen Wochen eingestellt worden, "da der Behälter mit den Hygieneprodukten fast täglich entwendet wurde".

Oft nur noch Kartenzahlung möglich

Seit Ende letzten Jahres gab es einen massiven Anstieg bei den Aufbrüchen der Bezahl-Toiletten. Oft wurden die vollautomatischen WCs von den Einbrechern zum Teil zerstört. Die Justiz führte 10.555 Ermittlungsverfahren, davon wurden knapp 10.300 eingestellt. Es gab nur 20 Anklagen.

Seit August sind daher die meisten Toiletten nur noch mit Kartenzahlung nutzbar, als Test gibt es zudem 50 kostenlose Wall-Toiletten. Der Versuch dauert ein halbes Jahr und wird dann ausgewertet.

In Berlin gibt es laut Senat insgesamt 433 öffentliche Toilettenanlagen, davon werden knapp 280 von Wall aufgestellt und betrieben.

Sendung: rbb 88.8, 09.09.2022, 15:30 Uhr

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