Sechsmonatige Testphase in Berlin - Diese 50 Toiletten können ab Mitte August kostenfrei genutzt werden

In den öffentlichen Toiletten in Berlin ist das Bargeld bald passé: Der Senat lässt in einer Testphase ab Mitte August 50 Anlagen kostenlos nutzen. Die Nutzung der anderen Toiletten ist dann nur mit Kartenzahlung möglich.
Ab Mitte August können öffentliche Toiletten in Berlin zum Teil kostenlos genutzt werden. Wegen zahlreicher Einbrüche erprobt der Berliner Senat ein neues Modell für seine insgesamt 278 City-Toiletten des Unternehmens Wall. Das teilte die Senatsumweltverwaltung am Montag mit.
Demnach entfällt für 50 Toilettenanlagen, die gleichmäßig über alle Bezirke verteilt sind, das Nutzungsgeld ab 15. August vollständig. Die übrigen automatischen Toiletten werden nur noch bargeldlos nutzbar sein, also mit Geldkarte oder anderen Zahlungssystemen. Desweiteren ist eine Bezahlung auch mit der WC-App "Berliner Toilette" möglich. Am Montag habe die technische Umrüstung der Toilettenanlagen begonnen, teilte Wall mit. Der Münzbetrieb in den Toiletten wird laut Senatsmitteilung im August eingestellt.
Wichtig für Menschen mit körperlicher Einschränkungen: Sie können in die auf bargeldlosen Betrieb umgestellten Anlagen weiterhin mittels Euroschlüssel hinein.
In diesen 50 öffentlichen Toiletten ist eine kostenfreie Nutzung möglich:
Quelle: Senatsumweltverwaltung; Stand 25.07.2022
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"Nutzung von Toiletten ist ein Grundbedürfnis"
Der Pilotversuch ist zunächst auf sechs Monate angelegt. "Die Nutzung von Toiletten ist ein Grundbedürfnis, deshalb ist eine kostenfreie Bereitstellung öffentlicher Anlagen grundsätzlich wünschenswert", erklärte der Staatssekretär für Verbraucherschutz, Markus Kamrad. "Dazu bedarf es neben einer langfristigen Finanzierung über den Haushalt aber auch eines Nutzungsverhaltens, welches das ermöglicht. Wir erproben in den kommenden Monaten, welcher Weg gangbar ist."
Was Kamrad mit Nutzungsverhalten meint: Kostenfrei zugängliche öffentliche Toiletten könnten stark verschmutzt sein oder Ziel von Vandalismus, oder Menschen ohne feste Bleibe könnten versuchen, sich dort länger aufzuhalten. Bei der Auswertung der Testphase sollen die Erfahrungen damit laut Senatsverwaltung genauso eine Rolle spielen wie Nutzerzahlen oder die Akzeptanz der elektronischen Bezahlfunktionen. Auf dieser Basis könne dann entschieden werden, "ob eine kostenlose Nutzung aller Toilettenanlagen mit vertretbarem Aufwand möglich sein wird".
Öffentliche WCs Ziel einer Einbruchserie
Seit Ende Dezember 2021 waren die öffentlichen Toiletten Ziel einer Einbruchserie. Dadurch war nicht nur materieller Verlust, sondern auch Sachschaden entstanden. Umweltsenatorin Bettina Jarasch (Grüne) hatte schon vor einem Monat beklagt, dass die Geldbehälter der Anlagen "massenhaft aufgebrochen" würden, oft von Kleinkriminellen. Es sei nicht möglich, dies flächendeckend zu kontrollieren oder zu verhindern. Auch eine Reparatur betroffener WCs sei wirtschaftlich kaum zu bewerkstelligen. Vor diesem Hintergrund erfolgt nun der neuen Ansatz ohne Bargeld.
In Berlin gibt es laut Umweltverwaltung momentan 433 öffentliche Toilettenanlagen, so viele wie nie zuvor. Die nun zur Rede stehenden 280 Klos sind relativ neu: Sie wurden von der Wall GmbH auf Grundlage eines Vertrages mit dem Senat zwischen 2018 und 2022 aufgestellt und werden von ihr auch betrieben. Ihre Benutzung war bisher komplett kostenpflichtig.
Sendung: rbb24 Inforadio, 01.08.2022, 13:00 Uhr