Sechsmonatige Testphase in Berlin - Diese 50 Toiletten können ab Mitte August kostenfrei genutzt werden

Mo 01.08.22 | 15:51 Uhr
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Eine Wall-Toilette steht am Bundesplatz (Bild: imago images)
Audio: rbb24 Inforadio | 01.08.2022 | Thomas Rautenberg | Bild: imago images

In den öffentlichen Toiletten in Berlin ist das Bargeld bald passé: Der Senat lässt in einer Testphase ab Mitte August 50 Anlagen kostenlos nutzen. Die Nutzung der anderen Toiletten ist dann nur mit Kartenzahlung möglich.

Ab Mitte August können öffentliche Toiletten in Berlin zum Teil kostenlos genutzt werden. Wegen zahlreicher Einbrüche erprobt der Berliner Senat ein neues Modell für seine insgesamt 278 City-Toiletten des Unternehmens Wall. Das teilte die Senatsumweltverwaltung am Montag mit.

Demnach entfällt für 50 Toilettenanlagen, die gleichmäßig über alle Bezirke verteilt sind, das Nutzungsgeld ab 15. August vollständig. Die übrigen automatischen Toiletten werden nur noch bargeldlos nutzbar sein, also mit Geldkarte oder anderen Zahlungssystemen. Desweiteren ist eine Bezahlung auch mit der WC-App "Berliner Toilette" möglich. Am Montag habe die technische Umrüstung der Toilettenanlagen begonnen, teilte Wall mit. Der Münzbetrieb in den Toiletten wird laut Senatsmitteilung im August eingestellt.

Wichtig für Menschen mit körperlicher Einschränkungen: Sie können in die auf bargeldlosen Betrieb umgestellten Anlagen weiterhin mittels Euroschlüssel hinein.

In diesen 50 öffentlichen Toiletten ist eine kostenfreie Nutzung möglich:

  • Charlottenburg-Wilmersdorf

  • Friedrichshain-Kreuzberg

  • Lichtenberg

  • Marzahn-Hellersdorf

  • Mitte

  • Neukölln

  • Pankow

  • Reinickendorf

  • Spandau

  • Steglitz-Zehlendorf

  • Tempelhof-Schöneberg

  • Treptow-Köpenick

Quelle: Senatsumweltverwaltung; Stand 25.07.2022

Wenn Sie die Liste in der App nicht sehen können, klicken Sie bitte auf diesen Link.

"Nutzung von Toiletten ist ein Grundbedürfnis"

Der Pilotversuch ist zunächst auf sechs Monate angelegt. "Die Nutzung von Toiletten ist ein Grundbedürfnis, deshalb ist eine kostenfreie Bereitstellung öffentlicher Anlagen grundsätzlich wünschenswert", erklärte der Staatssekretär für Verbraucherschutz, Markus Kamrad. "Dazu bedarf es neben einer langfristigen Finanzierung über den Haushalt aber auch eines Nutzungsverhaltens, welches das ermöglicht. Wir erproben in den kommenden Monaten, welcher Weg gangbar ist."

Was Kamrad mit Nutzungsverhalten meint: Kostenfrei zugängliche öffentliche Toiletten könnten stark verschmutzt sein oder Ziel von Vandalismus, oder Menschen ohne feste Bleibe könnten versuchen, sich dort länger aufzuhalten. Bei der Auswertung der Testphase sollen die Erfahrungen damit laut Senatsverwaltung genauso eine Rolle spielen wie Nutzerzahlen oder die Akzeptanz der elektronischen Bezahlfunktionen. Auf dieser Basis könne dann entschieden werden, "ob eine kostenlose Nutzung aller Toilettenanlagen mit vertretbarem Aufwand möglich sein wird".

Öffentliche WCs Ziel einer Einbruchserie

Seit Ende Dezember 2021 waren die öffentlichen Toiletten Ziel einer Einbruchserie. Dadurch war nicht nur materieller Verlust, sondern auch Sachschaden entstanden. Umweltsenatorin Bettina Jarasch (Grüne) hatte schon vor einem Monat beklagt, dass die Geldbehälter der Anlagen "massenhaft aufgebrochen" würden, oft von Kleinkriminellen. Es sei nicht möglich, dies flächendeckend zu kontrollieren oder zu verhindern. Auch eine Reparatur betroffener WCs sei wirtschaftlich kaum zu bewerkstelligen. Vor diesem Hintergrund erfolgt nun der neuen Ansatz ohne Bargeld.

In Berlin gibt es laut Umweltverwaltung momentan 433 öffentliche Toilettenanlagen, so viele wie nie zuvor. Die nun zur Rede stehenden 280 Klos sind relativ neu: Sie wurden von der Wall GmbH auf Grundlage eines Vertrages mit dem Senat zwischen 2018 und 2022 aufgestellt und werden von ihr auch betrieben. Ihre Benutzung war bisher komplett kostenpflichtig.

Sendung: rbb24 Inforadio, 01.08.2022, 13:00 Uhr

83 Kommentare

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  1. 83.

    "Wie werden eigentlich Hotels, Flüge, Autos, Klamotten und auch Essenslieferungen ect. bezahlt? "
    Ich zähle mich zu einer Bevölkerungsgruppe, die ihrem Verständnis nicht entspricht.
    Ich möchte das auch begründen:
    Hotels - habe ich noch nie gebraucht. Ich habe ein Bett. Und wenn ich kein MEIN Bett habe, dann habe ich das bewusst gewählt. Und das geht ganz gut bar. Können Sie glauben oder nicht... Fragen Sie mal Abends in einer Touristinfo, die Zimmer vermittelt.
    Flüge - Was ist das?
    Autos - habe ich Kaufvertrag hier: bar bezahlt. Können Sie. Macht jedes seriöse Autohaus.
    Klamotten - Ich hab grad überlegt, wo es keine Bar Kassen in den Shoppingmalls gibt. Mir fehlt dazu eine vollständige Information.
    Essenslieferungen - Irgendwas muss ich falsch verstanden haben, als letztens beim Nachbar der Lieferdienst kein Wechselgeld hatte.
    Es tut mir leid, aber wie war doch ihre Frage?

  2. 82.

    "sicherlich könnte man auch dafür eine Lösung finden."
    Dann jetzt Lösung und morgen Umsetzung. Und nicht das Produkt wächst beim Kunden"!
    Sie geben auch erst Bauplätze für Wohnungen aus und wenn die bezogen sind, stellen Sie fest, das Infrastruktur fehlt?!
    Willkommen. Sie sind - nach aktueller Lage - ein geeigneter Mitarbeiter der Verwaltung. Sie sollten, so noch nicht geschehen, eine Bewerbung versenden. Berlin sucht händeringend nach Kräften.

  3. 81.

    Jetzt mal Butter bei die Fische!

    Mein Kommentar 19:
    "... Haben die Menschen, die wenig Geld haben, bisher wirklich 50 Cent für einen Toilettenbesuch bezahlt?

    Alle wollen Digitalisierung, Online-Anträge beim Bürgeramt, schreiben hier tolle Kommentare, usw.
    Wie werden eigentlich Hotels, Flüge, Autos, Klamotten und auch Essenslieferungen ect. bezahlt?

    Natürlich gibt es Menschen ohne Konto, aber sicherlich könnte man auch dafür eine Lösung finden.

    Jedoch immer alles gleich alles mit "geht nicht, weil diejenigen ..." bringt keine Stadt/Land weiter!
    Wäre evtl. auch einmal wert darüber nachzudenken?"

    In welcher Weise habe ich Sie damit angegriffen oder Sie als blöd hingestellt?

  4. 80.

    Das so kleine Berlin gönnt sich 50 freie Toiletten-Grandios.
    Liebe Frau Bürgermeisterin, der gute Herr Wall, lacht sich in seinem Grabe schlapp.
    Glückwunsch zur Internationalen Weltstadt.

  5. 79.

    Und ich meinte eine DAUERHAFT kostenlose Benutzung ALLER öffentlichen Toilettenanlagen.
    Eine Notwenigkeit für kostenloses Trinkwasser sehe ich hingegen nicht.
    Klar: Auch ein Grundbedürfnis. Aber eines, das für ein paar Cent in jedem Supermarkt gestillt werden kann.

  6. 78.

    Wie schon im Artikel erwähnt, ist die Toilettennutzung ein Grundbedürfnis und muss kostenfrei gewährleistet werden. Dasselbe gilt für das Trinkwasser. Das Befüllen von Trinkflaschen für den persönlichen Bedarf müsste ebenso flächendeckend (er) zur Verfügung gestellt werden.

  7. 77.

    Es ging hier konkret damals um EC-Karten, NFC gab es noch nicht. Auch Skimming ist sehr komplex und beim Smartphone hat man nur 500 Zeichen!

  8. 76.

    Schon lustig, diese ganzen Kommentare zu Lesen.
    Ich frage mich, ob die 50 Cent hinter einer Pappwand in den Schuhkarton gefallen sind?
    Ich denke, an öffentlichen WC Anlagen machen sich wohl keine Schwerkriminellen zu schaffen!

  9. 75.

    Ok, die Technik wäre durchaus vergleichbar, die Zielgruppe aber 'ne andere. Stellen sie sich vor ...

    Kommt 'n Punk: "Haste mal 25 cent, ich spar auf 'n Stuhlgang."

  10. 73.

    "ein paar Jahren Kriminelle an den Banken sich Kartendaten besorgt haben"
    Naja, mit den Kartendaten kann niemand allein was anfangen. Das was Sie meinen ist Skimming.
    Beim kontaktlosen zahlen (NFC) sieht das schon anders aus. Aber das zu erklären ist hier nicht sinnvoll und würde die 1000 Zeichen sprengen. Wer das nachlesen will, wird fündig.

  11. 72.

    Obwohl an sich Fan des bargeldlosen Bezahlens, stimme ich Ihnen zu:
    Bargeld ist eine Form von Freiheit. Und ich bin grundsätzlich dagegen, die Freiheit ALLER wegen des Fehlverhaltens MANCHER einzuschränken.
    Meiner Meinung nach gibt es nur zwei praktikable Möglichkeiten:
    1. Ein duales System, bei dem man sowohl mit als auch ohne Bargeld bezahlen kann.
    2. Eine dauerhaft kostenfreie Benutzung.

  12. 71.

    Wie vor einem Monat in einem Artikel zur Umrüstung der Toiletten zu lesen war, soll die Bezahlung an den Toiletten mittels der für Bargeld frei verkäuflichen BVG Guthabenkarte möglich sein:
    https://www.berliner-kurier.de/berlin/kuenftig-sollen-berliner-mit-der-bvg-aufs-klo-li.243854

    In den 1990er Jahren, also der Zeit vor den Handys und Smartphones, konnten öffentliche Fernsprecher auch nur mittels frei verkäuflichen Guthabenkarten verwendet werden, das haben damals Kinder und Senioren gleichermaßen problemlos gemeistert, es ist davon auszugehen, dass das mit den Toiletten dann sicher genauso reibungslos klappt.

  13. 70.

    Es hat seinen Grund, warum man sowas eine BEDÜRFNISanstalt nennt.
    Meiner Meinung nach gehören Errichtung, Betrieb, Reinigung, Reparatur und Sanierung dieser Toiletten in staatliche Hände.

  14. 69.

    Das andere Problem ist, daß die öffentlichen Anlagen,auch wie eine solche riechen,wie zum Beispiel große Ecken des Liezenseeparks.Mehr öffentliche,aber auch offene ,unendgeldlich Toiletten sind bei der uberfrequentierung der Parks einfach ein Muss.Kinder aber auch Erwachsene können nicht einfach hochziehen oder wie die Hühner im Sand verscharren.Das ganze ist ein Rückfall in die Vergangenheit des Mittelalters,wo aber auch die Pest herrschte.Der überall herumliegende Müll tut sein übriges.

  15. 68.

    Längst überfällig. Auch bei Fahrkartenautomaten sollte man auf bargeldlosen Zahlung umsteigen.

  16. 67.

    @ 25. Flip

    " vollständige Videoüberwachung ..., Gesichtserkennung, ... Ausweisvorlage ..."

    Genau, solche Schwurbler wie Datenschutzbeauftragte, Vertreter von Frauenverbänden etc. {ironie aus}

    Wenn mit diesen Aufnahmen so umgegangen wird wie mit dem Rest der erhobenen Daten, sehen wir vielleicht ihre Frau oder Tochter in der Nachfolge-Show von "Balls" beim Toilettengang.

  17. 66.

    Das verrate ich gerne. Für eine Girocard brauchen Sie ein Konto. Für eine Prepaidkarte reicht Bargeld für den Erwerb.

  18. 65.

    Zum Glück hat jeder ein Smartphone und/oder eine Karte, mit der er bezahlen kann. Zum Glück kann man sowas nie vergessen oder verlieren, und es geht nie kaputt. Zum Glück gibt es keine Menschen, die mit bargeldloser Zahlung aus verschiedensten Gründen überfordert sind. Und zum Glück sind die Leute, die nicht so eingeschränkt sind, auch nicht diejenigen, die ggf. besonders dringend müssen. Ironie aus.
    Wer bei öffentlichen Toiletten auf bargeldlose Zahlung setzt, hat ein Menschenbild, dass ich lieber nicht kommentieren möchte.

  19. 64.

    Dann bleibt nur Eines übrig: man verrichtet sein Geschäft zu Hause. Kartenzahlung oder App ermöglichen den Kriminellen neue Wege. Ich erinnere daran, dass ein paar Jahren Kriminelle an den Banken sich Kartendaten besorgt haben. So öffnet man die Hintertür für den unerlaubten Datenklau, sehr schlau ausgedacht!

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