Viele Käufe in der Corona-Zeit - Illegaler Tierhandel hat in Berlin deutlich zugenommen

Do 13.10.22 | 09:05 Uhr
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Symbolbild:Illegaler Handel mit Hundewelpen.(Quelle:dpa/M.Wünn)
Audio: rbb 88,8 | 13.10.2022 | Silke Mehring | Bild: dpa/M.Wünn

Der illegale Handel mit Tieren und besonders der Verkauf von Hundewelpen ist nach Einschätzung des Berliner Senats ein Problem, das während der Corona-Pandemie noch zugenommen hat. "Der Senat betrachtet die derzeitige Situation seit Längerem mit Sorge", heißt es in einer Antwort auf eine Anfrage der AfD. "Während der Corona-Pandemie wurde eine Vielzahl von Tieren unüberlegt angeschafft."

Besonders über das Internet sei eine deutliche Zunahme des Hundewelpen- und Tierhandels allgemein zu verzeichnen. Dabei ist etwa der Kauf von Hunden, die unter einem Jahr alt sind, nur Sachverständigen erlaubt.

Seit Auslaufen der Homeoffice-Pflicht würden zugleich immer mehr Tiere in den Tierheimen abgegeben, erklärte der Senat weiter. Viele von ihnen zeigten auffälliges Verhalten, etwa Unsauberkeit bei Katzen und Beißlust bei Hunden. "Diese Tiere sind schwer vermittelbar. Häufig werden Tiere sogar ausgesetzt."

Bezirke führen keine offizielle Statistik

Eine genaue Zahl zu den entdeckten Fällen mit illegal verkauften Tieren gibt es nicht, da das Delikt bei der Polizei nicht als eigene Kategorie erfasst wird und nicht alle Bezirke eigene Statistiken führen. Allein die Zahlen von drei Bezirken ergeben zusammen mehr als hundert Tiere. Das deutet darauf hin, dass in ganz Berlin jedes Jahr insgesamt viele hundert Tiere illegal verkauft oder angeboten werden.

So meldete Spandau im vergangenen Jahr 38 und im laufenden Jahr 20 Fälle, jeweils gehe es um durchschnittlich zwei Tiere, meistens Hunde, aber auch Katzen. Reinickendorf beschlagnahmte 2022 bereits 27 Hunde und sieben Katzen. Mitte erfasste nur die Anzahl der Fälle von illegalem Tierhandel, 2021 waren es 48 und im laufenden Jahr 44. Auch hier könnten es pro Fall jeweils mehrere Tiere sein.

Vor allem Welpen werden abgegeben

Im Sommer hatte bereits das Berliner Tierheim Alarm geschlagen. Doppelt so viele Welpen wie sonst wurden abgegeben. Oft stammten die Tiere aus illegalem Welpenhandel und seien krank. Die Nachfrage nach Hunden sei in der Pandemie so stark gestiegen, dass sie aus seriösen Quellen nicht mehr zu bedienen war, sagte eine Sprecherin damals. Schon 2021 hatte es eine bundesweite Plakatkampagne gegen illegalen Welpenhandel gegeben. Oft werden die Tiere aus Osteuropa nach Deutschland gebracht.

Außerdem listete der Senat für die vergangenen Jahre viele Dutzend Fälle von beschlagnahmten Tieren auf, die unter die Artenschutzverordnung fallen. Darunter waren unter anderem Schildkröten, Papageien, Kakadus, Chamäleons, Warane, Schlangen, Vogelspinnen, Geckos, Rabenvögel und Frösche.

Sendung: rbb 88,8, 13.10.2022, 11:40 Uhr

5 Kommentare

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  1. 5.

    Das ist natürlich richtig (wenn auch so von den Amtstierärzten abgelehnt, weil ihnen damit die guten Privatzüchter verloren gehen).
    "Dabei ist etwa der Kauf von Hunden, die unter einem Jahr alt sind, nur Sachverständigen erlaubt." ist aber etwas anderes als dass nur Welpen unter einem Jahr durch Sachkundige verkauft werden dürfen. Da wäre also eine Berichtigung des Textes sinnvoll.
    Und übrigens - zwischen Sachkundigen und Sachverständigen besteht nach Gesetz ein großer Unterschied. Nicht nur, wenn es um Hunde geht, auch im Bauwesen beispielsweise.

  2. 3.

    "Gemäß Berliner Hundegesetz in Verbindung mit dem Tierschutzgesetz dürfen Hundewelpen unter einem Jahr nur abgegeben oder verkauft werden, wenn die abgebende Person/ Verkäufer*in über eine behördlich anerkannte Sachkunde verfügt."

  3. 2.

    rbb: "Dabei ist etwa der Kauf von Hunden, die unter einem Jahr alt sind, nur Sachverständigen erlaubt."
    Verstehe ich nicht.

  4. 1.

    Einfach erschütternd und grausam! Hier wird wieder einmal mehr der Egoismus in der heutigen Zeit bei Vielen aufgezeigt.
    Anstatt sich erst einmal mit dem Thema "Tierhaltung" auseinanderzusetzen, wurden Tiere ins Haus geholt, ohne Sinn und Verstand...aus purem Egoismus, vermutlich um die Kinder zu beschäftigen, während Eltern selbst im Homeoffice waren. Danach waren die Tiere offenbar nur noch lästig. Man muss sich ja kümmern, Zeit vom wahrscheinlich ohnehin unorganisierten Alltag abgeben. Ich könnte eigentlich nur ko..., wenn ich solche Artikel lese. Solange aber Tiere, egal welcher Art u. Rasse, dem Gesetz nach nur als "Sache" behandelt werden, wird sich daran auch nichts ändern, da der Egoismus des Menschen in der schnelllebigen Zeit zunimmt.

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