Casting für Filmstudio Babelsberg - Die Monster AG aus Babelsberg

So 20.08.23 | 12:08 Uhr | Von Matthias Bartsch
Saskia und Monet aus Königs Wusterhausen (Quelle: rbb/Matthias Bartsch)
Audio: rbb 88,8 | 20.08.2023 | Matthias Bartsch | Bild: rbb/Matthias Bartsch

Im Filmpark Babelsberg gibt es im Herbst wieder die Horrornächte. Hierfür werden wieder Laiendarsteller gesucht. Aber nicht jeder kann auch mitmachen. Vorher müssen Kandidaten beim Monster-Casting eine Jury überzeugen. Von Matthias Bartsch

Der Schrei ist mindestens fünf Sekunden lang und klingt so sonderbar in seiner Tonlage, dass ein Raunen durchs Publikum geht und schließlich im begeisterten Beifall untergeht. Im Quatsch Comedy Club, im Souterrain des Friedrichstadt-Palastes, sitzen an diesem Dienstagabend knapp 100 Gäste. 50 von ihnen haben sich für das Monster-Casting beworben.

Horrorclown Steve und seine Freunde, der seit 2017 bei den Horrnächten dabei ist (Quelle: rbb/Matthias Bartsch)
Horrorclown Steve (li.), der seit 2017 bei den Horrnächten dabei ist, mit seinen Freunden. | Bild: rbb/Matthias Bartsch

Manche kommen schon in vollem Kostüm

Die meisten sind gekleidet, wie bei einem Kinoabend und sind in Jeans und Sneakern gekommen. Andere haben sich aufwändig geschminkt und kostümiert, wie Monet und Saskia. Die beiden Freundinnen kommen aus Königs Wusterhausen und lieben alles, was mit Horror und Grusel zu tun hat. Mit ihren rot getönten Haaren, den weiß-schwarz geschminkten Gesichtern und der mit Kunstblut beschmierten Kleidung sehen sie aus wie zwei Zombies. Saskia hat sich zusätzlich aufwändig zwei lange Eckzähne aufgeklebt. "Meine Rolle ist eine Mischung aus Psychopath und Skelett, inspiriert von einem TikToker der sich Whisper nennt. Ich stelle Whispers Sister dar", sagt Saskia. "Wir waren im vergangenen Jahr bei den Horrornächten im Filmpark Babelsberg und fanden das so cool, dass ich meinte, da bewerben wir uns. Und jetzt sind wir hier", erzählt sie weiter.

"Das Einzige, was man hier wirklich braucht, ist Selbstbewusstsein"

Fragt man nach der Motivation bei so einem Monster-Casting mitzumachen, sagen die meisten, dass sie der Besuch der Horrornächte begeistert hat, und dass dort mit aufwändigen Kostümen professionell gearbeitet wird.

Um die Jury von sich zu überzeugen hat jeder Teilnehmer drei Minuten Zeit auf der Bühne. Erlaubt ist fast alles: Schreien, Jammern, Winseln oder Keuchen. Einige erzählen eine möglichst gruselige Geschichte. Eine als Braut verkleidete Frau berichtet, wie sie ihren Verlobten genüsslich mit dem Messer aufgeschlitzt hat.

Auch Nowa versucht sein Glück auf der Bühne. "Das Einzige, was man hier wirklich braucht, ist Selbstbewusstsein", sagt er. "Dass man auf der Bühne steht und angesichts der vielen Leute keinen Blackout hat, sondern dass man einfach versucht gruselig zu sein." Ob die eigene Leistung für den Job im Filmpark ausreicht, erfahren die Möchtegern-Monster einige Tage später per E-Mail.

Sue und Richard bewerben sich zum ersten Mal beim Monster-Casting (Quelle: rbb/Matthias Bartsch)Sue und Richard bewerben sich zum ersten Mal. Auch im echten Leben sind sie Schauspieler.

Vor den Horrrornächten wird mit den Ausgewählten noch gearbeitet

Fällt die Entscheidung der Jury positiv aus, erhält man in Babelsberg eine entsprechende Kompaktausbildung. Dazu gehören Schauspielunterricht, Sprecherziehung und auch wie man sich schminkt und das perfekte Kostüm findet.

Am Abend des Castings sind einige Monster gekommen, die schon seit Jahren dabei sind. Sie tragen so klangvolle Namen wie "Red Queen of Pain", "Scarlett Darling", "Hooterscooter" oder "Gregor Gaffa". Manche ändern mit den Jahren immer mal wieder ihre Rolle. Im wahren Leben sind die rund 150 Monster, die bei den Horrornächten mitmachen, Menschen mit normalen Jobs wie Gebäudereiniger, Juristen oder Handwerker. "Pädagogen sind auffallend viele dabei", sagt Susanne Spatz, Sprecherin vom Filmpark Babelsberg. "Die Leute machen das nicht fürs Geld. Wir zahlen den Mindestlohn, aber jeder macht den Monster-Job vor allem aus Leidenschaft", sagt sie.

Der große Durchbruch lässt aber auf sich warten

Horror-Clown Steve zählt seit 2017 zur Monsterfamilie. Hier mitzumachen, sei eine der besten Entscheidungen seines Lebens gewesen. "Es ist einfach Spaß, es ist Familie, es ist viel Gemeinschaft und Akzeptanz. Ich habe noch nie so eine Akzeptanz erlebt wie in der Monsterfamilie. Das ist der Grund, warum ich jedes Jahr aufs Neue wieder hierherkomme und mit vollem Herzen dabei bin." Den großen Sprung ins Film- oder Fernsehgeschäft hat bisher keines der Monster geschafft.

Jochen allerdings, der Geistermatrose, sieht aus wie die Figur Rubeus Hagrid, der Wildhüter in den Harry-Potter-Filmen, sodass er schon oft europaweit als Double gebucht wurde.

Noch ein Monster-Casting

Der Abend im Quatsch Comedy Club war lang, aber nicht langweilig. Die Stimmung ist gelöst, es wird viel gelacht. Und wenn einmal ein Auftritt offensichtlich nicht so gelingt, wird dennoch geklatscht, allein für den Mut auf der Bühne zu stehen. Wer jetzt denkt, Monster ist genau mein Ding – am 30.08. gibt es noch ein zweites Casting, dieses Mal im Filmpark Babelsberg.

Sendung: rbb88,8, 20.08.2023, 08:15 Uhr

Beitrag von Matthias Bartsch

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