Studie der TU Berlin - Bäume in historischen Parks durch Extremwetter massiv geschädigt

Fr 26.01.24 | 12:50 Uhr
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Archivbild:Geschädigte Bäume im Park Babelsberg am 17.11.2023.(Quelle:picture alliance/dpa/J.Kalaene)
Video: rbb24 | 26.01.2024 | Nachrichten | Bild: picture alliance/dpa/J.Kalaene

Zu trocken, zu heiß, zu stürmisch: Extremwetter hat die historischen Parks und Gärten Deutschlands massiv geschädigt, wie eine erstmalig dazu erhobenen Studie zeigt. Im Berliner Schlosspark Schönhausen gibt es keinen gesunden Baum mehr.

  • TU Berlin hat Bäume und Sträucher in Deutschlands Parks untersucht
  • Klimawandel und Extremwetter haben vielen Pflanzen stark zugesetzt
  • Im Berliner Park Schönhausen sind alle Bäume krank
  • Studienmacher fordern mehr politische Aufmerksamkeit für Parks

Die Bäume und Sträucher der historischen Parks und Gärten in Berlin und Brandenburg sind wegen des Klimawandels massiv bedroht. Das ist das Ergebnis eine Studie der Technischen Universität (TU) Berlin. Nach den extremen Wetterphänomenen der Jahre 2017, 2018, 2019 und 2020 sind demnach vor allem wertvolle alte Gehölzer von Schäden betroffen. "Wir hatten 2018 bis 2020 die größte Dürre- und Hitzeperiode in Mitteleuropa, die bisher dokumentiert worden ist. Und das hat sich natürlich auch auf die Gärten ausgewirkt", sagte Studienleiter Norbert Kühn von der TU Berlin. "Das heißt es gibt Gärten, die in einem nie gekannten Maße mit absterbenden Bäumen zu tun haben."

Der sogenannte "Parkschadensbericht" ist die erste bundesweite Untersuchung auf Grundlage der Daten der vier Hitzejahre. Analysiert wurde der Ist-Zustand der Bäume im Jahr 2022. Ausgewertet wurde die Vitalität der einzelnen Baumarten, der Zustand der Parkanlagen gesamt und die Abhängigkeit des Zustands von Hitze, Trockenheit und Dürregefährdung. Dabei seien 62 Parkanlagen aus elf Bundesländern einbezogen worden, teilten die Studienmacher mit.

Nicht nur Klimaschäden

Insgesamt untersuchte das Forscherteam in elf Bundesländern etwas mehr als 157.300 Bäume. Mithilfe von Katasterdaten wurden die Lebenskraft der einzelnen Baumarten, der Zustand der Parkanlagen insgesamt und Zusammenhänge mit Umweltparametern wie Trockenheit und Hitze untersucht. Kühn zufolge schwankte die Zahl der geschädigten Bäume je nach Parkanlage stark. Räumliche Tendenzen waren demnach nicht zu erkennen. Besonders viele geschädigte Bäume gab es in Anlagen in Liebenstein, Wiesbaden und Lichtenwalde, im Hamburger Jenischpark und im Park Schönfeld in Kassel.

Nicht alle Schäden hängen laut Kühn mit dem Klima zusammen. Zum Teil liege der schlechte Zustand auch am hohen Alter der Bäume oder an der Nutzung der Parks. Auffällig sei allerdings, dass fremdländische Zukunftsarten, die als klimaresistenter gelten, in der Regel besser abschnitten als heimische, zum Beispiel Eichen. "Wir werden sicher mehr von diesen klimaresistenten Gehölzen brauchen." Optisch könnte sich das Bild der Parks dadurch in Zukunft ein bisschen verändern. "Im Sinne des Denkmalschutzes wird man versuchen, die Unterschiede so gering wie möglich zu machen."

Hotspot biologischer Vielfalt

Den Ergebnissen zufolge leidet die Vegetation insbesondere im Berliner Schlosspark Schönhausen. Dort gebe es keine Bäume mehr, die ungeschädigt geblieben sind. Im Berliner Schillerpark sind 37 Prozent der Bäume leicht bis mittelstark beeinträchtigt, weitere zwei Prozent schwer beeinträchtigt. Auch im Park Sanssouci in Potsdam seien betroffene Bereiche identifiziert wurden.

"Die Jahre 2018 bis 2020 stellten das vermutlich größte Dürreereignis in Europa seit 250 Jahren dar. Es brachte Deutschland neue Hitzerekorde (bis 42,5 Grad Celsius). Die extreme Trockenheit führte dazu, dass die Feuchte auch in tieferen Schichten des Bodens stark reduziert ist", heißt es in dem Bericht.

Bisher seien historische Parks und Gärten ein Hotspot der biologischen Vielfalt, so die Studienmacher. 543 verschiedene Baumarten bzw. Hybriden finden sich in den Katasterdaten der 62 untersuchten Anlagen (zum Vergleich: in ganz Deutschland gibt es nur 92 heimische Baumarten), dazu gibt es noch 602 Sorten.

Forderungen an Politik

Der Parkschadensbericht soll eine Grundlage schaffen, um zielführend Strategien zur Erhaltung des Kulturguts in den historischen Gärten und Parks zu erarbeiten. Bislang habe eine verlässliche Datengrundlage dazu gefehlt.

Um langfristige Maßnahmen gegen das Baumsterben zu ergreifen, müsse der sogenannte Parkschadensbericht nun regelmäßig wiederholt werden, lautet eine Forderung aus der Studie. Zudem sollte die Fernerkundungsüberwachung auf historische Parks und Gärten ausgeweitet sowie die Datenerfassung über Vitalität und Alter vereinheitlicht und digitalisiert werden.

Gefordert wird von den Studienmachern auch ein höherer Stellenwert der historischen Park- und Gartenanlagen in der Politik. Demnach sei eine Förderung der historischen Gärten stärker notwendig, um sie besser klimaresilient zu machen.

Sendung: rbb 88.8, 26.01.2024, 09:30 Uhr

23 Kommentare

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  1. 23.

    Hat eigentlich schon darüber nachgedacht, wann diese Parks erbaut wurden und wie alt dann die alten Bäume sind, die es ja laut Artikel am meisten trifft? Auch Bäume haben kein ewiges Leben.
    Und ist es nicht auch schon seit vielen Jahrzehnten eine der Pflichten der Parkverantwortlichen, Ersatzplanzungen rechtzeitig durchzuführen? Wie steht es mit der Erfüllung?

  2. 22.

    Oha, der Sinn des Lebens?! Na viel Spaß, die Frage ist äquivalent zu Fragen wie; was ist Leben oder was war vor dem Urknall?
    Die führen alle zu nichts, da sie nie außenstehender Beobachter sein können, sondern selbst das Ergebnis und gleichzeitig die Voraussetzung dafür sind.
    Deswegen meinte Günther Anders mal treffend zum Sinn des Lebens: „Warum setzen Sie eigentlich voraus, dass ein Leben, außer da zu sein, auch noch etwas haben müsste oder auch nur könnte – eben das, was Sie Sinn nennen?“

  3. 21.

    Wundert es wen? In Parks haben wir zwar nicht Problem mit Monokultur aber eine übertriebene Bewirtschaftung. In Sommermonaten wird der Rasen gemäht mit tonnenschweren Maschinen wodurch der Boden zementiert wird, statt man hier eine Pause einlegt. Es werden Sträucher derzeit entfernt damit kein Nährstoffkonkurrenzkampf stattfindet, was natürlich Unsinn ist, da die Natur in Wurzeletappen im Boden aufgestellt ist und Kleine Sträucher Schattenspender sind. Es wird das Laub entfernt auf allen Rasenflächen damit eben keine Nährstoffe in der Erde bleiben. Doch das wohl größte Problem ist wohl: der Mensch/ Besucher, der seinen Müll und gerade Kippen einfach fallen lässt überall hin uriniert und kotet und mitten durch Schonungen rennt um Wildlifeexperience zu haben. Der Mensch agiert zu viel, zu ungeduldig. Die Natur braucht Zeit und Ruhe um sich anzupassen aber das ist ein Wunschdenken. Es werden Lebensräume zerstört in der Annahme, man wüsste es besser. Weniger ist mehr

  4. 20.

    Ein Baum in der Großstadt hat es schwer. Kein schönes Baumleben.

  5. 19.

    Sie irren, alles ist glücklicher Zufall und beginnt mit Kohlenstoff und Wasserstoff. Ob es Sinn macht, ich glaube nicht. Sinnvoll aber ist es, nach all den Zufällen, hier und sehr bewusst und jetzt zu leben, sich um diesen, unseren einzigen Lebensraum zu sorgen.
    Dazu müssen wir ihn aber verstehen.
    Wer lebt bewusst mit und in der Natur? Wer verzichtet auf Unnötiges? Wer geht behutsam mit der Umwelt um? Wer hat den kleinsten CO2 Fußabdruck?
    Sinnvoll ist der Raubbau an der Natur nicht. Er wird folgenden Generationen kein leichtes Leben bescheren.

  6. 18.

    Gegen Rechts muss man auf der Straße sein, gerade jetzt unheimlich wichtig. Kommen Sie einfach mit, gegen Rechtsextremismus ohne Gießkanne, aber mit einem reinen Herzen für die Demokratie.

  7. 17.

    Eine sehr philosophische Frage. Weil, wenn man den Sinn der Menschen auf der Erde nicht sehen kann, dann kann man Ihre Frage nicht beantworten. Eines ist gewiss, alles hat seinen Sinn. Nichts ist umsonst da. Und deshalb liegen Sie falsch. Sogar das Klima verändert sich,... immer. Um Ihnen neue Gedanken zu ermöglichen:
    Der Mensch könnte eines Tages für den Fortbestand des Lebens anderswo sorgen.
    Der Mensch, wen er es erkannt hat, ist in der Lage, schützende Diversität erst richtig umzusetzen. Ob wir uns, auf dem Zeitstrahl, erst in der Vorentwicklung befinden? Das liegt nahe...
    Ich weiß es nicht. Aber auch ich habe eine Funktion auszufüllen. Auch wenn ich nicht alles verstehe.

  8. 15.

    Das sind völlig korrekte Fragestell. Was den Straßenraum, v.a. in den Städten betrifft, ist man nicht ganz so ratlos. Es gibt seit Jahren da eine sehr gute Vernetzung der zuständigen Ämter per se. Ob das dann in der betr. Stadt dann auch wirklich wahrgenommen wird, sollte der Bürger viellt doch einmal überprüfen. Oder sich selber sachkundig machen u. Vorschläge einbringen, nur braucht das dann fast den Statuts eines Nebenjobs. 20 Jahre Bürgerinitiative, damit sich Vernunft auf fachlicher Grundlage durchsetzt/durchsetzen kann, bitte einpreisen! Was die historischen Parks angeht, sehe ich den Ersatz des Baumbestandes schon schwieriger, aber hier sollten sich dann die wissenschaftl./botanischen Momente durchsetzen sollen. Es sind gangbare Kompromisse gefragt u. das ganze ist auch ziemich anspruchsvoll. Mit einfachen Lösungen, Gerede -Leerwörtern geht es eben nicht mehr! Man muss sich wirklich auf alle modern verfügbaren Daten stützen/"stürzen".

  9. 14.

    Bäume gießen gegen Rechts!

  10. 13.

    Bäume sind für die Menschen überlebenswichtig,sie filtern die Luft die wir zum Atmen benötigen.
    Jeder einzelne Baum muss gerettet bzw. durch Neupflanzung ersetzt werden. Ich schlage vor das es bei der Geburt eines Kindes Pflicht wird einen Baum zu pflanzen.
    Den von der ersten Lebensminute an muss das Neugeborene atmen .
    Wir wissen alle das die Anzahl an Menschen auf dieser Erde steigt und es gibt nur diesen einen Planeten .Alles andere ist und bleibt Illusion.
    Ursula May

  11. 12.

    Welche Bäume sind das, die in Zukunft gepflanzt werden sollen? Passen sie auch ökologisch zu der hiesigen Fauna? Mit Tuja, Kirschlorbeer usw. kann man auch gleich alle Bäume fällen und Plastikmöbel hinstellen...
    Ich frage mich bei den Straßenbäumen wie Kastanien... Ist es nicht jetzt sinnvoll in den Zwischenräumen trockenresistente junge Baume zu setzten solange sie noch Schatten von den Alten haben?

  12. 11.

    "Mehr Geld? Und jährliche Studien für die eigene Sache? Klimaresilient ist letztlich ein Prozess. Der schon immer da war, seit es Parks gibt und nie aufhört."

    Wer hat wohl die bessere Klimaresilienz: die Bäume oder der Mensch? Die Bäume waren schon lange vor uns auf der Welt und werden mit ziemlicher Sicherheit auch viel länger hier sein als wir. Wir brauchen die Bäume, aber die Bäume brauchen uns überhaupt nicht. Wer ist für die Veränderung des Klimas verantwortlich: der Mensch oder die Bäume?

  13. 10.

    Das ist alles richtig. Nur sorry, wie gehen wir mit unseren historischen Parkanlagen um? Ich habe mir schon sehr viele Dokus angesehen. Die haben die Aufnahmen gemacht, als alle Bürger komplett ausgesperrt wurden? Also Rasenlatscher, Fahrradfahren und was sonst noch in unseren historischen Parkanlagen veranstaltet wird - vor ein paar Jahren Lagerfeuer im Schlosspark Buch - tja, wenn wir so frei sind, unser Wertvolles komplett zur Spielwiese zu machen, dann sieht es halt so aus. Auch Bäume sind empfindliche Geschöpfe und brauchen eben "Luft" und "Umsicht", damit sie ihre Vitalität ausleben können. Abgesehen davon, dass viele Parkanlagen baum-mäßig ihren Höhepunkt überschritten haben. Dürrejahre, Winter ohne Niederschläge oder mal Frost, dass alles hinzerlässt Spuren. Was können wir Neumenschen machen? Vor allem nicht den Boden in einen "Zement"-Zustand bringen. Also auch goße Wiesenflächen nicht betreten. Damit fängt es an! Dann die Jungbaum-Werbung: Pückler hat seine "Baumuni" gehabt.

  14. 9.

    Bitte was? Bäume bieten Wohnraum und Nshrung für viele Vögel und andere Tiere. Bäume erzeugen Sauerstoff, den alle Lebewesen brauchen. Stichwort Photosynthese.

  15. 8.

    Ich empfehle Ihnen die Lektüre des Peter Wohlleben. Aufklärend, unterhaltend, Sinne öffnend.

  16. 7.

    Bäume werden überbewertet.
    Laubbäume sind hier ca. 1/2 Jahr nutzlos.
    Grasland ist unterbewertet.

  17. 6.

    Vielleicht liegt es auch mit an dem kontinuierlich künstlich abgesenkten Grundwasserspiegel. Der Raubbau am Wasser in unteren Schichten ist eine Katastrophe für jede Vegetation. Der Kapillarsaum verlagert sich in die Tiefe. Die Bäume verlieren den Grundwasseranschluss.
    Jeder Tropfen ist kostbar, auch daran werden wir noch denken, denn weltweit sinken Grundwasserspiegel tatsächlich rapide. Wüste Brandenburg ist vielleicht keine Fiktion, sie steht vielleicht vor der Tür und wir beschleunigen sie mutwillig. Auch die Erdneigung verändert sich durch das Plündern der Wasserressourcen.

  18. 5.

    Baumgießverpflichtung durch jeden Bundesbürger? Sollte das jetzt Satire sein? Ich laufe ganz sicher nicht mit von mir zu bezahlendem Trinkwasser im 10 Liter Eimer 20 Minuten zum nächsten Park.

  19. 4.

    Mehr Geld? Und jährliche Studien für die eigene Sache? Klimaresilient ist letztlich ein Prozess. Der schon immer da war, seit es Parks gibt und nie aufhört.
    Braucht es Studien, die am Ende etwas liefern, was die Parkverwaltungen ohnehin wissen? Lösungen, wie mehr Geld, ohne zu sagen wieviel und wofür, sind keine zu bezahlenden Vorschläge. Das weiß man einfach.

    P.S. Betretungsverbote, Gießpflicht, u.Ä. sind natürlich keine Optionen.

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