Gewaltvorwürfe der Ex-Freundin - Fußballprofi Jérôme Boateng muss sich im Sommer erneut vor Gericht verantworten

Fr 15.03.24 | 17:56 Uhr
Archivbild: Der Fußball-Profi und ehemalige Nationalspieler Jérôme Boateng am 21.10.2022 in München. (Quelle: dpa/Peter Kneffel)
Bild: dpa/Peter Kneffel

Der Fußballprofi Jérôme Boateng steht in diesem Sommer erneut wegen Gewaltvorwürfen seiner Ex-Freundin vor dem Münchener Landgericht. Wie die Staatsanwaltschaft am Freitag mitteilte, soll am 14. Juni das Hauptverfahren gegen den gebürtigen Berliner beginnen.

Damit wird ein jahrelanger Prozess erneut aufgerollt. Der 35-jährige war von seiner ehemaligen Lebensgefährtin wegen Beleidigung und Körperverletzung angezeigt und 2022 zunächst verurteilt worden. Im vergangenen September hatte das Bayerische Oberlandesgericht die Verurteilung allerdings wegen Verfahrensfehlern wieder aufgehoben.

Nicht nur Boateng war in Revision gegangen, sondern auch Staatsanwaltschaft und Nebenklage. Der Prozess soll nun komplett neu aufgerollt werden.

Letztes Mal wurde Boateng zu 1,2 Millionen Euro Strafzahlung verurteilt

Im neuen Prozess sind sechs Verhandlungstage angesetzt. Es geht jetzt also erneut darum, ob Boateng seine damalige Lebensgefährtin während eines Urlaubs im Jahr 2018 geschlagen, verletzt und beleidigt hat oder nicht - beziehungsweise, ob sich dieser Vorwurf nicht hinreichend erhärten lässt. 2022 hatte das Gericht gegen Boateng entschieden (tagesschau.de) und ihn zu einer Geldstrafe von rund 1,2 Millionen Euro verurteilt. 120 Tagessätze wären das gewesen, Boateng hätte damit als vorbestragt gegolten.

Gekippt wurde das Urteil, weil der Vorsitzende Richter einen entscheidenden Fehler gemacht hatte: Nachdem die Verteidigung einen Antrag auf Befangenheit gegen ihn gestellt hatte, war er selbst an der Entscheidung beteiligt gewesen, den Befangenheitsantrag abzulehnen. Deshalb wird nun neu verhandelt.

Boateng wird sich erhoffen, einen Freispruch erwirken zu können. Läuft es allerdings schlecht für ihn, könnte die Strafe im bald beginnenden Prozess auch noch höher ausfallen als beim ersten Mal, da Staatsanwaltschaft und seine Ex-Freundin als Nebenklägerin ebenfalls Revision eingelegt hatten.

Nicht die einzigen Gewaltvorwürfe gegen Boateng

Es sind nicht die einzigen Gewaltvorwürfe gegen Jérôme Boateng. Auch im Zusammenhang mit dem Selbstmord einer weiteren Ex-Freundin hatte es Vorwürfe gegen Boateng gegeben. Sein Bruder, der ehemalige Hertha-Profi Kevin-Prince Boateng hatte sich vor einigen Jahren in einem Interview mit der "Bild"-Zeitung öffentlich von Jérôme Boateng distanziert.

Jérôme Boateng war als Fußballer früher sehr erfolgreich, wurde unter anderem 2014 Weltmeister mit der Deutschen Nationalmannschaft. In der Jugend spielte er wie sein Bruder Kevin-Prince für Hertha BSC, später jahrelang beim FC Bayern München. Im Februar nahm der Tabellenletzte der italienischen Serie A, Salernitana, Boateng unter Vertrag.

Vorwürfe von physischer und psychischer Gewalt durch Profifußballer gegen ihre Ex-Freundinnen gab es in den letzten Jahren nicht nur im Zusammenhang mit ihm. Die Akte Boateng hatte allerdings einiges ins Rollen gebracht. Unter anderem das Recherchenetzwerk "Correctiv" berichtete damals in Zusammenarbeit mit der "Süddeutschen Zeitung" über über mehrere Fälle [correctiv.de], anhand derer das Machtgefälle, welches in der Branche entstehen kann, problematisiert wurde.

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