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Quelle: rbb|24

Der Absacker

Fühlen wir uns zu sicher?

Menschen sitzen dicht an dicht im Café oder stehen gedrängt an der Supermarkt-Kasse: Man könnte beinahe meinen, wir hätten die Coronavirus-Pandemie überstanden. Lisa Schwesig fragt sich, ob wir nicht doch zu unvorsichtig geworden sind.

Immer wieder mache ich derzeit dieselbe Beobachtung: Nur wenige Menschen in Supermärkten, an Badeseen oder auf Bürgersteigen halten sich noch an einen Mindestabstand von 1,5 Meter zu ihren Mitmenschen, die Pflicht zum Tragen einer Mund-Nasen-Bedeckung wird vernachlässigt. Man könnte meinen, wir hätten die Coronavirus-Pandemie hinter uns gelassen.

Auch ich sehne mich nach Normalität und möchte nicht bei jedem Verlassen der Wohung meine Taschen prüfen, damit ich auch ja meine Maske nicht vergesse. Aber ich frage mich, ob sich die Menschen vielleicht schon zu sicher fühlen oder gar die Lage nicht mehr ernst nehmen? In Berlin und Brandenburg blieb der große Corona-Ausbruch bisher aus, aber keiner weiß, was die Zukunft bringt. Und dennoch rücken alle wieder näher zusammen.

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Rechtsanwalt zu Kalayci-Vorstoß

"Alkoholverbot in Bars und Kneipen ist eine Schnapsidee"

1. Was vom Tag bleibt

In 12 von 13 überprüften Bars und Kneipen in Berlin-Neukölln wurde sich nicht an die Abstands- und Hygieneregeln gehalten, beklagt Bezirksbürgermeister Martin Hikel (SPD). Er sei "entsetzt" über das Verhalten der Gastronomen in seinem Bezirk, schreibt er auf Facebook. Die Beanstandungen: Gehwege stehen voll mit Tischen, das Personal trägt keinen Mundschutz und Kontaktlisten sind unvollständig.

Gesundheitssenatorin Dilek Kalayci (SPD) regt inzwischen sogar an, ein Alkoholverbot einzuführen, weil sich alkoholisierte Gäste noch weniger an die Hygieneregeln halten würden als jene, die nur eine Apfelschorle getrunken haben. Für Gastronomen könnte solch eine Anordnung das Existenzaus bedeuten, nachdem sie nach monatelanger Pause überhaupt wieder öffnen durften.

Am Dienstagnachmittag hat Brandenburgs Ministerpräsident Dietmar Woidke (SPD) die neue Corona-Verordnung vorgestellt. Die wichtigsten Neuerungen:

✈️ Reiserückkehrende aus Risikogebieten sollen Corona-Tests selbst zahlen
🧪 flächendeckene Corona-Tests in Brandenburg geplant
😷 Maskenpflicht außerhalb von Unterrichtsräumen und im Schulhort
🤓 Weiterbildungen mit Maske, aber ohne Abstand möglich

2. Abschalten

Der Kollege Haluka Maier-Borst hat mich mit seinem gestrigen Absacker inspiriert und auf kühle Gedanken gebracht. Seit fünf Jahren verfolge ich das Kurzfilmfestival "International Ocean Film Tour" [oceanfilmtour.com] und bin dort erstmals auf den Franzosen Guillaume Néry aufmerksam geworden. Er ist einer der besten Apnoetaucher der Welt und nutzt diese Fähigkeit für faszinierende Filme, die wie aus einer anderen Welt wirken. In "AMA" spielt zwar nicht Néry, sondern seine Ehefrau Julie Gaultier die Hauptrolle, aber der Kurzfilm hat bei mir allein beim Zusehen für Ruhe und Abkühlung gesorgt. Vielleicht klappt das auch bei Ihnen.

Wer bin ich

Als Ur-Berlinerin ist Lisa Schwesig nie wirklich aus dieser Stadt herausgekommen, eigentlich nicht einmal aus ihrem Kiez. Zwar lebt sie nicht mehr im Prenzlauer Berg, wo sie aufgewachsen ist, fühlt sich aber im Berliner Norden zu Hause. Sie hat kurzlich ihr Einjähriges beim rbb gefeiert und wenn sie nicht Ihre Nachrichten auf Facebook beantwortet, produziert sie Nachrichten auf unserer Website.

3. Und, wie geht's?

Unser E-Mail-Postfach ist leer und so greifen wir auf Ihre Kommentare unter unseren Artikeln zurück, um Ihnen hier ein Stimmungsbild zu vermitteln.

Der Nutzer "Waese" schreibt unter dem Interview mit einem Rechtsanwalt zum geplanten Alkoholverbot:

"Mal ganz ehrlich, dass mit dem Alkoholverbot in Restarants etc. finde ich komplett übertrieben. Sobald ein Verbot ausgesprochen wird, können viele in Insolvenz gehen und zumachen, aber genau das steigert bei vielen den Reiz des Verbotenen. Aus meiner Sicht kann man das Ganze auch übertreiben. Wichtig wäre die Wahrheit und komplette Aufklärung des Virus. Kein Bürger wird direkt aufgeklärt und viele Fragen sind offen. Wo soll das Enden?"

Und "Paul" kommentiert darunter:

"Man testet mehr und findet im gleichen Umfang mehr. Man darf Gruppenkuscheln in Bahnen, auf Arbeit, im Supermarkt etc. aber beim Spaß ist es vorbei. Wie lange will man uns eigentlich noch vereumeln? Zumal rein rational betrachtet die meisten Infektionen woanders entstehen. Und das Geschehen unter Kontrolle ist."

Was denken Sie über Kalaycis Vorschlag? Und wie sicher fühlen Sie sich? Schreiben Sie uns doch mal wieder an absacker@rbb-online.de.

4. Ein weites Feld...

Einer der Vorteile, wenn man im Online-Journalismus arbeitet, ist für mich übrigens die direkte Rückmeldung von Leserinnen und Lesern. Und so lese ich nach der Veröffentlichung meines Absackers zu gern Ihre Kommentare darunter. Unter meinem Absacker vom vergangenen Freitag schrieb beispielsweise jemand, dass er mich als Absacker-Autorin beinahe vergessen habe. Das mag an meiner persönlichen Sommerpause liegen, zeigt aber, dass Sie uns regelmäßig lesen und jeden einzelnen allmählich kennenlernen.

Damit Sie künftig noch schneller sehen können, in wessen Gedanken Sie hier lesen, hat unser fabelhafter Bildkollege Mitya neue Aufmacherbilder gezaubert. Wie gefällt Ihnen das?

Kühle Gedanken sendet Ihnen

Lisa Schwesig

Beitrag von Lisa Schwesig

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