Apotheken stellen vorläufig keine Impfzertifikate mehr aus
Seit Mitte Juni gibt es den digitalen Impfpass. Doch in Apotheken kann er aktuell nicht ausgestellt werden: Durch eine Sicherheitslücke konnten sich offenbar "falsche" Apotheken unberechtigterweise Impfpässe besorgen, die Ausgabe wurde gestoppt.
Apotheken in Berlin, Brandenburg und in anderen Teilen Deutschlands können seit Mittwoch keine Corona-Impfzertifikate mehr ausstellen. Der Deutsche Apothekerverband (DAV) teilte am Donnerstag mit, dass die Ausstellung von Zertifikaten in Rücksprache mit dem Bundesgesundheitsministerium gestoppt worden sei. Grund ist demnach ein technisches Problem beim Robert-Koch-Institut (RKI), das QR-Codes für die digitalen Impfpässe ausstellt.
Bereits am Donnerstagvormittag bestätigten die Apothekenverbände in Berlin und in Brandenburg sowie der übergeordnete Deutsche Apothekerverband auf Nachfrage von rbb|24, dass die Ausgabe von Impfpässen gestoppt worden sei. Das Problem betreffe allerdings nicht die Impfzentren, sagte Regina Kneiding, Sprecherin des Deutschen Roten Kreuzes (DRK) in Berlin.
Hunderttausende Berliner bekommen demnächst ihr digitales Impfzertifikat frei Haus geliefert: Wer sich über den Buchungsdienst Doctolib in Impfzentren hat impfen lassen, kann sich das Dokument herunterladen. Experten weisen aber auch auf Gefahren hin.
Offenbar Sicherheitslücke bei Zertifizierung
Das Bundesgesundheitsministerium erklärte auf Nachfrage von rbb|24 bereits, dass es Hinweise "auf eine potentielle Schwachstelle beim Zugang zum Webportal des Deutschen Apothekerverbands (DAV)" gegeben habe. Deswegen sei die Ausstellung von Impfzertifikaten über dieses Webportal "vorübergehend deaktiviert" worden.
Der Deutsche Apothekerverband teilte dazu mit: Offenbar ist dem "Handelsblatt" bei Recherchen aufgefallen [handelsblatt.com | Bezahl-Inhalt], dass mit gefälschten Dokumenten ein Gastzugang für eine nicht existierende Apotheker bei dem Portal generiert werden könnte. Das hätte zur Folge, dass Impfzertifikate an unbefugte Dritte herausgegeben werden könnten. "Es wird geprüft, ob bzw. welche zusätzlichen Sicherheitsmechanismen gegen Missbrauch implementiert werden können oder sollen. Wann die Ausstellung von Zertifikaten wieder aufgenommen wird, steht noch nicht fest", hieß es vom Apothekerverband.
Corona-Impfungen werden in Berlin unkomplizierter: Ab Freitagnachmittag kann man in drei Impfzentren geimpft werden - ohne vorher angemeldet zu sein. Davon erhofft sich der Senat mehr tägliche Impfungen in vierstelliger Zahl.
Bereits zum Start der Ausstellung der digitalen Corona-Impfausweise war das entsprechende Suchportal zum Teil völlig überlastet. Aufgrund der "extrem hohen Nachfrage" sei das Portal www.mein-apothekenmanager.de, auf dem Verbraucher bundesweit Apotheken finden können, die digitale Impfnachweise kostenlos ausstellen, "massiv belastet", räumte der Vorsitzende des Deutschen Apothekerverbands, Thomas Dittrich, ein.
Diejenigen, die vor dem 10. Juni ihre zweite Corona-Impfung in einem Impfzentrum oder von einem mobilen Impf-Team in Brandenburg erhalten haben, können mit Post rechnen. Das Land sendet ihnen ihren Impfnachweis nach Hause.
Impfpass für Geimpfte und Genesene
Wer vollständig gegen Corona geimpft wurde, kann mit seinem gelben Impfausweis oder mit einer Bescheinigung des Impfarztes in die Apotheke kommen. Wichtig ist, auch den Personalausweis oder Reisepass zur Kontrolle dabei zu haben. Die Apotheke kann dann ein digitales Impfzertifikat erstellen, das die Kunden später - etwa bei einer Reise - in Form eines QR-Codes auf dem Smartphone mithilfe einer App vorzeigen können.
Wer kein Smartphone hat oder es nicht für den Impfnachweis nutzen will, kann sich das Zertifikat mit dem QR-Code auch ausdrucken lassen. Ein Nachweis des Impfstatus' ist weiterhin auch per gelbem Impfheft oder ärztlicher Bescheinigung möglich.
Seit 8. Juli gibt es den den digitalen Corona-Impfnachweis auch für Genesene, die ergänzend eine Impfung bekommen haben.