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Video: Abendschau | 06.12.2021 | F. Drescher | Quelle: dpa/J. Carstensen

Berlin-Neukölln

Gesundheitsamt setzt bei Kontaktnachverfolgung teils auf Eigenverantwortung

Das Gesundheitsamt Neukölln kommt mit der Kontaktnachverfolgung nicht mehr hinterher – es muss priorisiert werden: Das Amt fokussiert sich dabei auf bestimmte Altersgruppen – und setzt ansonsten auf Eigenverantwortung. Von Oda Tischewski

Das Neuköllner Gesundheitsamt in Berlin bietet quasi eine Corona-Rundumversorgung: In den Backsteingebäuden an der Blaschkoallee wird geimpft, getestet, es werden Infektionen erfasst und Zahlen ans Robert-Koch-Institut weitergegeben, außerdem Kontakte nachverfolgt und Quarantänen ausgesprochen. So sollte es jedenfalls sein. In der Realität kann das Personal des Gesundheitsamtes die Masse an täglich gemeldeten Infektionen nicht mehr bewältigen: Es fehlen Mailadressen oder Telefonnummern der Betroffenen, oft wird noch mit Briefpost gearbeitet.

Das Amt muss Abstriche machen - und der Neuköllner Amtsarzt Nicolai Savaskan erklärt, wer bei der Kontaktverfolgung derzeit besonders im Fokus steht: "Das sind primär Menschen über 69 Jahren, Menschen in Seniorenheimen, Pflegeeinrichtungen, und deren Pflegekräfte. Aber wir priorisieren auch Kinder und Jugendliche, die in Kitas, Schulen, Horteinrichtungen organisiert sind."

Gesundheitsamt setzt auf Eigenverantwortung

Wo die Personaldecke für die Verfolgung aller Kontakt nicht mehr ausreicht, werden also zunächst Infektionen in der älteren Risikogruppe und in der mehrheitlich noch immer ungeimpften Gruppe der Kinder und Jugendlichen nachverfolgt. Ziel sei, weitere Schul- und Kitaschließungen zu verhindern. Auch Bezirksbürgermeister Martin Hikel (SPD) verteidigt diese Priorisierung. Das sei eine Anpassung an die verschärfte Infektionslage, sagte Hikel am Montag der rbb-Abendschau. Man müsse sich auf die gefährdeten Gruppen konzentrieren.

Zwar werden auch positiv Getestete zwischen 18 und 69 Jahren vom Amt kontaktiert, aber mit zum Teil erheblicher Verzögerung. Hier setzen Amtsarzt Savaskan und sein Team auf die Eigenverantwortung der Berlinerinnen und Berliner: Wer einen positiven Schnelltest bekommen hat, soll dieses Ergebnis umgehend per PCR überprüfen lassen und sich vorsorglich von seinen Mitmenschen isolieren, um die Infektionskette zu durchbrechen.

Erst vor wenigen Tagen hat das Neuköllner Bezirksamt eine Quarantäne-Broschüre für positiv Getestete und für enge Kontaktpersonen [berlin.de; PDF] herausgegeben, die die wichtigsten Verhaltensregeln erläutert: Pandemiebekämpfung in Eigenregie, aber auch ein Fortschritt gegenüber den ersten Wellen, als man Informationen oft vergeblich suchte.

Quelle: Kathrin Leisch

Tests verzögern sich

Nun sind in Neukölln die Zahlen erstmals seit Wochen gesunken. Die Erklärungen dafür sind vielschichtig. Schlagen die Maßnahmen an? Verhindert 3G am Arbeitsplatz und im öffentlichen Nahverkehr, dass sich Infektionen verbreiten? Das wäre die positive Interpretation. Savaskan sieht aber auch andere mögliche Erklärungen. Es gebe vermehrt Berichte von Betroffenen, die ihre Testungen nicht zeitnah bekämen. "Zum anderen wissen wir von Seiten der Labore, dass sie mittlerweile in einer Vollauslastung fahren, wo dann auch nicht mehr gewährleistet ist, dass die Proben, die ins Labor kommen, auch wirklich tagesaktuell abgearbeitet werden können."

In Südafrika entdeckte Corona-Mutation

Was wir bislang über die Omikron-Variante wissen

Seit dem Aufkommen von Delta hat keine neue Variante des Coronavirus so große Sorge ausgelöst wie das nun in Südafrika entdeckte Omikron. Bislang ist noch nicht eindeutig geklärt, ob die Mutante B.1.1.529 tatsächlich gefährlicher als Delta ist.

Neue Lage durch Omikron

Zudem könnte die neue Virus-Variante Omikron die Lage auch im Gesundheitsamt Neukölln weiter drastisch verschärfen, auch wenn deren Eigenschaften bisher noch weitestgehend unklar sind. In einer Hinsicht allerdings ist Nicolai Savaskan optimistisch: "Bezüglich der Omikron-Variante können wir sagen, dass die grundsätzlichen Schutzmaßnahmen, die wir haben – also Impfen, Abstand halten, Lüften und Maske tragen, da, wo wir nicht in belüftungsoptimierten Räumen sind – die Maßnahmen sind, die auch weiterhin gegen diese besorgniserregende Variante wirken." Bürgermeister Hikel betont mit Blick auf Omikron: Diese Fälle könnten nachverfolgt werden. Denn die Meldungen kämen in solchen Fällen von den Laboren und würden dann einzeln bearbeitet.

Einen positiven Nebeneffekt von Omikron glaubt Savaskan zu beobachten: Seit sich die ersten Meldungen über die neue Variante verbreiteten, habe die Impfbereitschaft – auch hier in Neukölln – wieder deutlich zugenommen. Die neuen Einschränkungen für Ungeimpfte könnten allerdings auch dazu beigetragen haben.

Sendung: Abendschau, 06.12.2021, 19:30 Uhr

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Beitrag von Oda Tischewski

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