Podcast zum Krieg in der Ukraine - "Man muss Hintergrundwissen haben, um aktuelle Ereignisse einordnen zu können"

Mi 02.03.22 | 13:27 Uhr
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Alles ist anders. Podcast (Quelle: ARD)
Audio: Inforadio | 02.03.2022 | Interview Alexander Moskovic | Bild: ARD

Zum Krieg in der Ukraine startet der neue ARD-Podcast "Alles ist anders – Krieg in Europa". Er beleuchtet die Hintergründe des Krieges und beschäftigt sich mit seiner Entstehung, mit politischen Positionen und den Auswirkungen des Konflikts, wie Host Alexander Moskovic im Interview erzählt.

Wir erleben eine Zeitenwende, sagt Bundeskanzler Olaf Scholz. Alles ist anders – in Europa, der Welt und für eine junge Generation, die sich seit Jahrzehnten sicher gefühlt hat. Auf einmal ist Krieg. Wir alle erleben gerade Angst, Unsicherheit, Beklemmung. Durch diese Zeit will ein neuer Podcast der ARD begleiten, der diese Woche gestartet ist.

Einer der Hosts von "Alles ist anders - Krieg in Europa" ist Alexander Moskovic, Journalist und Reporter beim Südwestrundfunk.

Alexander Moskovic, Journalist und Reporter beim Südwestrundfunk. (Quelle: ARD)
Alexander Moskovic, Journalist und Reporter beim Südwestrundfunk. | Bild: ARD

rbb: Die Sender berichten ja kaum über etwas anderes derzeit als über den Krieg in der Ukraine. Was soll und was kann denn da der neue Podcast darüber hinaus bieten?

Alexander Moskovic: Genau da setzen wir an. Wir haben auch selbst gemerkt: Im Moment gibt es so viele Schlagzeilen und so viele Push-Nachrichten in den ganzen Apps - man kommt gar nicht mehr hinterher. Deshalb haben wir überlegt, noch mal einen Schritt zurückgehen. Wir wollen Hintergründe erklären. Wir wollen uns einzelne Puzzleteile aus diesem ganzen Konflikt, aus diesem Krieg, rauspicken und wirklich uns die Zeit nehmen, um darüber zu sprechen. Wir recherchieren, wir sprechen mit Leuten vor Ort mit dem Ziel, dass dieser Konflikt auch für die Menschen verständlich ist, die noch nicht diese Hintergründe kennen. Man muss einfach ein Hintergrundwissen haben, um aktuelle Ereignisse einordnen zu können. Und da setzen wir an.

Woher nehmen Sie denn Ihre Informationen? Welche Kontakte haben Sie da?

Wir haben natürlich ganz viele Kontakte. Wir sprechen zum einen mit Leuten vor Ort in der Ukraine, in Russland und im Grenzgebiet. Wir sprechen in ganz vielen Menschen hier in der Community. Ich zum Beispiel komme aus einer großen russischsprachigen Community, habe selbst einen russischen Hintergrund, habe auch Freunde, Verwandte in der Ukraine. Wir versuchen, ganz viele Perspektiven zu sammeln. Wie sehen die Menschen in Russland diesen Konflikt? Wie sehen die Menschen in der Ukraine diesen Konflikt? Und welche Spannungen gibt es da auch innerhalb von Familien? Manche Familien sind da sehr gespalten, habe ich in den letzten Tagen mitbekommen. Und wir versuchen sozusagen den Blick aus der sehr großen russischsprachigen Community, die hier in Deutschland lebt, abzubilden, aber auch mit Experten zu sprechen und Einordnung zu bieten - ohne jetzt auf die ganz aktuellen Ereignisse immer einzugehen. Das gibt es ja schon sehr viele Angebote.

An welches Publikum richten Sie sich den Podcast?

Wir richten uns in erster Linie an einen etwas jüngeres Publikum, würde ich sagen, so ab 20, 30, 40. Aufwärts gibt es natürlich da keine feste Grenze. Jeder ist willkommen, uns zuzuhören. Aber wir richten uns vor allem natürlich an die, die keinen Krieg wirklich aktiv miterlebt haben, so wie meine Generation. Ich bin jetzt noch keine 30. Für uns war Krieg immer etwas, was wir eigentlich nur aus dem Fernsehen kennen oder aus den Geschichten unserer Eltern oder Großeltern. Und wir haben uns sehr an diesen Frieden gewöhnt in Europa. Diese Menschen wollen wir einfach abholen und ein bisschen in die Geschichte schauen. Was haben die Menschen in Russland erlebt, auch in den 90er-Jahren und in der Ukraine nach dem Zerfall der Sowjetunion? Wie hat sich das ausgewirkt?

Können die Nutzer:innen mit Ihnen in Kontakt kommen?

Ja, das wollen wir auf jeden Fall. Wir wünschen uns Feedback, Anregungen, Themen. Wir wissen, dass das Thema aktuell polarisiert. Es gibt eine E-Mail-Adresse, die heißt, allesistanders@wdr.de unter der wir kontaktiert werden können.

Wie und wo kann man ihren Podcast finden?
Unser Podcast ist natürlich jederzeit abrufbar auf allen verschiedenen Plattformen, wo es Podcasts gibt, in erster Linie natürlich in der ARD-Audiothek. Aber auch bei Spotify und allen anderen Podcast-Anbietern wird er jetzt nach und nach online sein. Wir werden mehrmals die Woche erscheinen, und Ende dieser Woche soll schon die zweite Folge kommen.

Das Interview mit Alexander Moskovic führte Dietmar Ringel für Inforadio. Dieser Text ist eine redigierte und gekürzte Version des Gesprächs, das Sie oben im Beitrag im Audio hören.

Folge 1: Wolodymyr Selenskyj heißt der Mann, dessen Namen und dessen Twitter-Videos jetzt die ganze Welt kennt. Präsident der Ukraine, der Mann, der sich Putin entgegen stellt und dafür von vielen als Held gefeiert wird. Aber wer ist der Mann, der vom Schauspielpräsidenten zum Kriegspräsidenten wurde, wirklich? Carolin Bredendiek und Alexander Moskovic erklären, wofür er politisch steht.

Podcast "Alles ist anders - Krieg in Europa"
ARD

Sendung: Inforadio, 02.03.2022, 08:45 Uhr

4 Kommentare

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  1. 4.

    Versuchen Sie es doch mal mit diverser Geschichtsliteratur. Am besten erst Bücher aus Zeiten des kalten Krieges, aus beiden Machtblöcken, und dann aus heutigen Zeiten. Das wird den Horizont erweitern, helfen zu verstehen. Irgendwelche 30 Sekundenspots dürften das Hintergrundwissen wohl eher nicht stärken.

  2. 3.

    Und dass die Ukraine als freier Staat selbst entschieden hat, dass sie einst der NATO beitreten möchte, das zählt natürlich nicht. Sonst könnte man die Mär von "aBeR diE böSe NatO hAt dEn PazifisTeN unD VertEidiGeR deR MensChEnreChTe Putin doCh prOvoZiErT" nicht mehr bringen. Sie und ihresgleichen stellen es immer so dar, als habe kein Staat eine souveräne Entscheidungsfreiheit, als gäbe es sowas gar nicht.
    Lesenswert, falls Interesse an Fakten und Zusammenhängen im Kontext der damaligen Zeit besteht, ist dieser Artikel: https://www.zeit.de/politik/ausland/2022-01/ukraine-konflikt-nato-osterweiterung-russland

  3. 2.

    Wer andere Medien verbietet, der hat offensichtlich kein Interesse an Hintergrundwissen. Pressefreiheit ist sowas jedenfalls nicht. Der Krieg zeigt uns auf, in welchen Medienverhältnissen wir selber leben.

  4. 1.

    Man muss dieses Hintergrundwissen auch zulassen und nicht aussperren. Das Versprechen von Genscher und Baker habe ich NICHT von euch erfahren und den Inhalt der Minsker Abkommen auch nicht. Das musste ich mir selber zusammensuchen.

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