rbb24
  1. rbb|24
  2. Politik
Audio: rbb24 Inforadio | 14.09.2022 | J. Menzel | Quelle: dpa/F. Sommer

Nachfolger des Neun-Euro-Tickets

So könnte das 29-Euro-Ticket in Berlin aussehen

Der Berliner Senat will die Bürgerinnen und Bürger entlasten. Von Oktober bis Dezember soll es deshalb einen Nachfolger des Neun-Euro-Tickets geben. Berlin muss aber noch den Nachbarn Brandenburg überzeugen. Von Jan Menzel

Am liebsten zusammen mit Brandenburg, notfalls aber auch allein: Das war in den vergangenen Wochen stets die Devise im Berliner Senat und in der rot-grün-roten Koalition, wenn es um das von der Regierenden Bürgermeisterin Franziska Giffey angekündigte Neun-Euro-Nachfolge-Ticket ging. Doch angesichts der beständigen Skepsis beim Nachbarn bereitet Berlin nun die Insellösung vor.

Statt im gesamten Verkehrsverbund Berlin-Brandenburg (VBB) oder wenigstens in den Tarifzonen A, B und C soll ein auf Berlin beschränktes günstiges Fahrschein-Angebot kommen. Das geht aus Unterlagen der Finanzverwaltung und der Verkehrsverwaltung für das Abgeordnetenhaus hervor. Demnach soll "ab dem 1. Oktober bis zum 31. Dezember 2022 ein 29-Euro-Ticket für jedermann mit einer Gültigkeit im Tarifbereich AB als Abonnement eingeführt werden".

VBB muss noch zustimmen

Berlin will befristetes 29-Euro-Ticket einführen

Senat und Koalition haben sich auf eine Nachfolge-Lösung für das Neun-Euro-Ticket in Berlin verständigt: ein 29-Euro-Ticket im Bereich AB. Nun muss noch der Verkehrsverbund Berlin-Brandenburg zustimmen. Am Donnerstag kommt er zusammen.

Erstmal nur als Abo erhältlich

Das Abonnement-Modell ist dabei ein Kniff, um zu verhindern, dass Berlin ein Umsetzungsproblem bekommt oder finanzielle Nachteile erleiden könnte. Laut Verkehrsverwaltung hat das Bundesverkehrsministerium dazu geraten. Andernfalls hätten Rückzahlungen von Mitteln aus dem ÖPNV-Rettungsschirm gedroht, heißt es. Dieses Risiko will der Senat nicht eingehen.

Der Plan sieht nun vor, dass Inhaber eines Abonnements für Berlin AB für die Monate Oktober, November und Dezember von der Vergünstigung profitieren. Wer ein AB-Abo neu abschließt, soll für die drei Monate ebenfalls die Vergünstigung bekommen. Die Möglichkeit, sich das Ticket monatlich zu kaufen - so wie es beim Neun-Euro-Ticket möglich war - ist nicht vorgesehen.

Regierungskoalition verweist auf den Bund

Keine Unterstützung aus Brandenburg für Berlins Neun-Euro-Ticket-Pläne

Der Vorstoß der Berlin SPD für ein Neun-Euro-Ticket nur in der Hauptstadt stößt im Brandenburger Landtag auf teils schroffe Ablehnung. Zu einem möglichen Nachfolgeticket gibt es in den Fraktionen ganz unterschiedliche Ideen.

Geht nicht ohne Brandenburg

Allerdings sollen die Kunden mit dem Auslaufen des 29-Euro-Tickets zum 31. Dezember ein "Sonderkündigungsrecht" erhalten. Die Abonnenten könnten dann selbst entscheiden, ob sie wieder aussteigen. Der Senat setzt aber darauf, dass viele ihr Abo im neuen Jahr weiterführen, zu den dann gültigen Konditionen. Das könnten die Umweltkarte oder Firmentickets zu den regulären Preisen sein, aber auch - sofern es kommt - der bundesweit gültige Nachfolger des Neun-Euro-Tickets.

Insbesondere die grüne Verkehrssenatorin Bettina Jarasch hatte immer betont, dass sie das Berliner Übergangsticket als "Brücke" begreift, bis ab 1. Januar 2023 das von der Bundesregierung angekündigte neue Nahverkehrsticket an den Start gehen könnte. Auch wenn der Senat nun auf ein Berliner Ticket setzt - er braucht zumindest eine Duldung durch den Nachbarn Brandenburg.

Am Donnerstag kommt der Aufsichtsrat des VBB zu seiner Sitzung zusammen. In dem Gremium haben Brandenburger Landesregierung, Landkreise und Kommunen die Mehrheit. Bisher war aus dieser Richtung eher eine schroffe Ablehnung für das preiswerte Berliner Angebot zu hören. Ministerpräsident Dietmar Woidke (SPD) hatte den Berlinern noch am Mittwoch "viel Erfolg bei der Überzeugungsarbeit" gewünscht.

Sendung: rbb24 Inforadio, 14.09.2022, 6:00 Uhr

Beitrag von Jan Menzel

Artikel im mobilen Angebot lesen