Nachfolger des Neun-Euro-Tickets - So könnte das 29-Euro-Ticket in Berlin aussehen

Mi 14.09.22 | 06:03 Uhr | Von Jan Menzel
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Symbolbild: Eine Frau benutzt vor einer einfahrenden Tram die App der Berliner Verkehrsbetriebe (BVG), um sich online eine Fahrkarte zu kaufen. (Quelle: dpa/F. Sommer)
Audio: rbb24 Inforadio | 14.09.2022 | J. Menzel | Bild: dpa/F. Sommer

Der Berliner Senat will die Bürgerinnen und Bürger entlasten. Von Oktober bis Dezember soll es deshalb einen Nachfolger des Neun-Euro-Tickets geben. Berlin muss aber noch den Nachbarn Brandenburg überzeugen. Von Jan Menzel

Am liebsten zusammen mit Brandenburg, notfalls aber auch allein: Das war in den vergangenen Wochen stets die Devise im Berliner Senat und in der rot-grün-roten Koalition, wenn es um das von der Regierenden Bürgermeisterin Franziska Giffey angekündigte Neun-Euro-Nachfolge-Ticket ging. Doch angesichts der beständigen Skepsis beim Nachbarn bereitet Berlin nun die Insellösung vor.

Statt im gesamten Verkehrsverbund Berlin-Brandenburg (VBB) oder wenigstens in den Tarifzonen A, B und C soll ein auf Berlin beschränktes günstiges Fahrschein-Angebot kommen. Das geht aus Unterlagen der Finanzverwaltung und der Verkehrsverwaltung für das Abgeordnetenhaus hervor. Demnach soll "ab dem 1. Oktober bis zum 31. Dezember 2022 ein 29-Euro-Ticket für jedermann mit einer Gültigkeit im Tarifbereich AB als Abonnement eingeführt werden".

Erstmal nur als Abo erhältlich

Das Abonnement-Modell ist dabei ein Kniff, um zu verhindern, dass Berlin ein Umsetzungsproblem bekommt oder finanzielle Nachteile erleiden könnte. Laut Verkehrsverwaltung hat das Bundesverkehrsministerium dazu geraten. Andernfalls hätten Rückzahlungen von Mitteln aus dem ÖPNV-Rettungsschirm gedroht, heißt es. Dieses Risiko will der Senat nicht eingehen.

Der Plan sieht nun vor, dass Inhaber eines Abonnements für Berlin AB für die Monate Oktober, November und Dezember von der Vergünstigung profitieren. Wer ein AB-Abo neu abschließt, soll für die drei Monate ebenfalls die Vergünstigung bekommen. Die Möglichkeit, sich das Ticket monatlich zu kaufen - so wie es beim Neun-Euro-Ticket möglich war - ist nicht vorgesehen.

Geht nicht ohne Brandenburg

Allerdings sollen die Kunden mit dem Auslaufen des 29-Euro-Tickets zum 31. Dezember ein "Sonderkündigungsrecht" erhalten. Die Abonnenten könnten dann selbst entscheiden, ob sie wieder aussteigen. Der Senat setzt aber darauf, dass viele ihr Abo im neuen Jahr weiterführen, zu den dann gültigen Konditionen. Das könnten die Umweltkarte oder Firmentickets zu den regulären Preisen sein, aber auch - sofern es kommt - der bundesweit gültige Nachfolger des Neun-Euro-Tickets.

Insbesondere die grüne Verkehrssenatorin Bettina Jarasch hatte immer betont, dass sie das Berliner Übergangsticket als "Brücke" begreift, bis ab 1. Januar 2023 das von der Bundesregierung angekündigte neue Nahverkehrsticket an den Start gehen könnte. Auch wenn der Senat nun auf ein Berliner Ticket setzt - er braucht zumindest eine Duldung durch den Nachbarn Brandenburg.

Am Donnerstag kommt der Aufsichtsrat des VBB zu seiner Sitzung zusammen. In dem Gremium haben Brandenburger Landesregierung, Landkreise und Kommunen die Mehrheit. Bisher war aus dieser Richtung eher eine schroffe Ablehnung für das preiswerte Berliner Angebot zu hören. Ministerpräsident Dietmar Woidke (SPD) hatte den Berlinern noch am Mittwoch "viel Erfolg bei der Überzeugungsarbeit" gewünscht.

Sendung: rbb24 Inforadio, 14.09.2022, 6:00 Uhr

Beitrag von Jan Menzel

74 Kommentare

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  1. 74.

    Liebe Politiker/-innen,
    wenn sich etwas bei der Mobilität ändern soll, dann bitte die folgenden Punkte ANWENDEN:
    1. Für Berlin: 5 €-Ticket
    2. Mehr Fahrzeuge (mit WLAN) einsetzen, um Wartezeiten auf Bahnhöfen/Haltestellen zu verringern.
    3. Ein einheitliches Bezahlsystem im ÖPNV.

    Geht nicht? Schauen wir mal nach London. Dort sind z.B. Busse höher Frequentiert.
    Geht doch!!!

    Wer will, findet Lösungen, wer nicht will, findet Ausreden.

    Zugegeben, es ist ein "sportliches" Projekt mit vielen unbekannten Faktoren.



  2. 73.

    Also hat es doch geholfen und gewisse Standpunkte wurden geändert. Jeder der ein ABO abschließt, kann jetzt durch ein Sonderkündigungsrecht gleichzeitig zum 31.12. das ABO wieder kündigen.

    Wenn das jetzt stimmt und endgültog ist, ist das ganze doch eine faire Sache. Und für jeden was.

    Und ENDE.

  3. 72.

    Wenn man es genau nimmt, ist das was mit den 29,00 € Ticket so schön klingt, nur eine miese Nummer. In Zeiten wo jeder in Geldnöten ist und nicht weiß woher, werden mit so einer Nummer einen Verträge aufgeschwatzt, bzw. aufgedrängt.
    Und drückt dabei sogar mit 105 Millionen Euro auf die Tränendrüse, obwohl man am Ende dadurch sogar Gewinne macht.

    Wenn man es ehrlich meinen würde, würde das Ticket ganz normal ohne Abo geben, wo dann wirklich jeder was davon hat. Aber durch diese Trickserei kostet das einen am Ende mehr. Oder anders gesagt, um 90,00 € zu sparen muss man einen Vertrag abschließen der 600,00 € kostet, bzw. um 174,00 € zu sparen muss man ein Vetrag abschließen der 870,00 € kostet. Und das rechnet sich nicht für den Kunden, sondern nur für den Verkäufer (Staat).

  4. 71.

    Indem Du tief in die Tasche greifst und ein Jahresabo abschließt. Anders nicht. Also ist das Ganze nur ein Lockangebot um Verträge abschließen zu können.

  5. 70.

    Ich bin kein Abo Kunde. Wo bekomme ich das 29 Euro Ticket oder was muss ich machen?

  6. 69.

    Man muss nicht die 105 Millionen durch Steuerzahler teilen, sondern durch die dann neu abgeschlossenen Verträge. Und da sind dann die 105 Millionen schon locker drin und macht der Staat dabei sogar Gewinne. Mehr dazu in Kommentaren in einen anderen Beitrag des RBB ...
    https://www.rbb24.de/politik/beitrag/2022/09/berlin-neun-euro-ticket-nachfolge-29-euro-drei-monate-senat-verkehr.html

  7. 68.

    Man muss nicht die 105 Millionen durch Steuerzahler teilen, sondern durch die dann neu abgeschlossenen Verträge. Und da sind dann die 105 Millionen schon locker drin und macht der Staat dabei sogar Gewinne. Mehr dazu in Kommentaren in einen anderen Beitrag des RBB ...
    https://www.rbb24.de/politik/beitrag/2022/09/berlin-neun-euro-ticket-nachfolge-29-euro-drei-monate-senat-verkehr.html

    Tja, und wenn man ehrlich ist, wissen auch alle das der Staat selber mit an den jetzigen Preisen schuld ist, da jeder daran verdienen will. Auch der Staat. Und die jetzigen Preise sind doch mehr durch Spekulationen, als durch tatsächliche Preise entstanden. Wie immer und in allen Sachen.

  8. 67.

    Als Abo? Ab Januar 2023 dann automatische Angleichung an die bestehenden BVG Tarife? Kündigungsfrist?

  9. 66.

    Antwort zu ihren Beitrag/Kommentar Nummer 190
    https://www.rbb24.de/politik/beitrag/2022/09/berlin-neun-euro-ticket-nachfolge-29-euro-drei-monate-senat-verkehr.html

    Die Antwort auf ihre Frage “Wieso kostet das mehr, wenn ich mich, nach diesen Entwurf und bei nicht Verlängerung des Billigtickets, vom Abo wieder abmelden kann. Es werden nicht Allzuviele hängenbleiben. Die die das Ticket eh brauchen haben dann gespart.“. ist ganz einfach erklärt.

    Weil man kein 3-Monats-Abo abschließt, sondern ein Jahresabo. Und auch nicht nach drei Monaten da wieder rauskommt.

  10. 64.

    „Die AB-Pendler sind AUCH Steuerzahler!“
    Genau. 105 Mio geteilt durch wieviele Steuerzahler in Berlin? Ca. 50 EUR/Steuerzahler in 3 Monaten umverteilt. Merken Sie es?
    Solange der Staat nicht an die Ursachen der Krise rangeht, drehen wir uns im Kreis und schieben unser Geld durch die Gegend ohne Wertschöpfung.
    Energiewirtschaft die Grenzen aufzeigen und Mehreinnahmen in die Zukunft investieren!

  11. 63.

    "Es ist aber eine TATSACHE, dass der Berliner Senat diese Tickets IMMER auf Kosten der Steuerzahler finanziert." Na und?? So lange es uns Steuerzahlern zugute kommt??

  12. 62.

    O.K. das ist Sache von Brandenburg. Ich Frage mich aber, warum die Subvention durch die Pendler/Entfernungspauschale meist verschwiegen wird, die greift in Berlin meist nicht Wegen fehlender Kilometer und bevorzugt Besserverdienende die mehr erstattet bekommen und die Wohnen auch in stadtnahen Gegenden und Potsdam, sowieso für Neumieter unerschwinglich gemacht haben. Warum schaffen wir die nicht ab und finanzieren ein Preisgünstiges vorbildliches Nahverkehrssystem dafür. Das geht am besten Schritt für Schritt.

  13. 61.

    Ein Teil der Bevölkerung fährt ÖPNV, damit für den anderen Teil der Bevölkerung, die Berliner Straßen dann leerer sind.

  14. 60.

    Es ist aber eine TATSACHE, dass der Berliner Senat diese Tickets IMMER auf Kosten der Steuerzahler finanziert.

  15. 59.

    "Die Dauersubventionen für
    das Auto konnten wir dann doch auch mal abschaffen..." Welche Subventionen genau meinen sie denn? Ich glaube, wir sprechen von verschiedenen Themen!

  16. 58.

    Mal ehrlich. Die Dauersubventionen für
    das Auto konnten wir dann doch auch mal abschaffen. ., .. Es geht eben bei vielen Subventionen um Steuerung hin zu mehr volkswirtschaftlichem Nutzen. Und Öffis sind nunmal hier allemal die wirtschaftlich bessere Variante.

  17. 57.

    Mal ehrlich: wie sind wir VOR dem 9-Euro-Ticket zur Arbeit gekommen? Jeder auf die für ihn beste Weise! Und warum ist das Land oder der Staat dafür zuständig, unsere Arbeitswege zu bezahlen?? Wenn Berlin für die Berliner ein vergünstigten Ticket anbietet, steht es jedem frei, das zu nutzen.

  18. 56.

    "Das mit dem Abo empfinde ich als Abofalle genau so wie bei anderen zwar unlauteren Unternehmen,...." Das Abo soll ein Sonderkündigungsrecht zum 31.12. bekommen, also weder Falle noch unseriös.

  19. 55.

    Die AB-Pendler sind AUCH Steuerzahler! Der Satz "....auf Kosten der Steuerzahler leben...." wird weder besser noch wahr, wenn Sie ihn ständig wiederholen.

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