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Quelle: dpa/Christophe Gateau

Menschenkette und Banner

Mehrere Protestaktionen gegen iranisches Regime in Berlin

Hunderte Menschen haben sich am Samstag in Berlin bei einer Demonstration mit den Protesten im Iran solidarisiert. Auf der Straße des 17. Juni kamen dazu am frühen Nachmittag nach Angaben der Polizei rund 1.600 Menschen zusammen und bildeten eine Menschenkette zwischen Siegessäule und Brandenburger Tor. Auf Plakaten forderten die Demonstranten die sofortige Freilassung aller politischen Gefangenen im Iran oder "Nieder mit der Islamischen Republik".

Immer wieder waren Plakate mit Fotos von Mahsa Amini zu sehen. Der Tod der 22 Jahre alten iranischen Kurdin Mitte September gilt als Auslöser der seit Wochen anhaltenden Massenproteste im Iran gegen den autoritären Kurs der Regierung. Weil sie die Vorschriften für das Tragen eines Kopftuchs nicht eingehalten haben soll, war Amini von der Sittenpolizei festgenommen worden. Sie starb am 16. September in Polizeigewahrsam.

Großdemo in Berlin

Rund 80.000 Menschen solidarisieren sich mit den Protesten im Iran

Seit Wochen reißen die systemkritischen Proteste im Iran nicht ab. Auslöser war der Tod einer jungen Kurdin. Mit einer Großdemo haben am Samstag in Berlin rund 80.000 Menschen die Protestierenden im Iran unterstützt - deutlich mehr als erwartet.

"Women Life Freedom"

Auf Transparenten war auch ein überdimensionaler Fuß mit Stöckelschuh zu sehen, der einen Mullah zu zertreten drohte. Auf anderen hieß es "Freiheit für den ganzen Iran" oder "Ein Land trauert um seine Kinder". Eine Gruppe von Demonstranten zog in Richtung Brandenburger Tor und skandierte "Revolution!" Andere riefen im Chor "Weg, weg, weg, Mullah muss weg".

In die Menschenkette reihten sich auch viele Männer ein, von denen etliche ebenfalls Plakate mit dem Protestslogan "Women, Life, Freedom" (Frauen, Leben, Freiheit) hochhielten, der auch von Demonstrantinnen und Demonstranten im Iran gerufen wird.

Bereits am Samstag vor einer Woche waren Zehntausende Menschen durch das Regierungsviertel gezogen, die ein Zeichen der Solidarität mit den Protestierenden setzen wollten. Nach Einschätzung der Polizei nahmen daran insgesamt rund 80.000 Menschen teil. Zu der Demonstration an diesem Samstag waren nach Angaben der Polizei 10.000 Teilnehmer angemeldet. Bis zum Nachmittag sei die Versammlung friedlich und störungsfrei gewesen.

Eine Frau fotografiert vor dem Eingang zur Neuen Nationalgalerie. | Quelle: DPA/Christophe Gateau

Protestbanner an der Neuen Nationalgalerie

Auf die aktuellen Proteste im Iran für Demokratie und Frauenrechte macht seit Samstag auch ein überdimensionales Banner vor dem Haupteingang der Neuen Nationalgalerie aufmerksam. Es zeigt das Selbstporträt "Unveiling" (Enthüllen/Entschleiern) der iranischen Künstlerin und Filmemacherin Shirin Neshat aus dem Jahr 1993.

Ein Jahr nach Selbstverbrennung einer trans Frau

"Ich glaube, dass sie einfach nicht mehr konnte"

Vor einem Jahr zündete sich die trans Frau Ella auf dem Berliner Alexanderplatz an. Sie erlag ihren schweren Verletzungen. Ihr Leben fühlte sich trotz kleiner Lichtblicke oft an wie ein endloser Kampf, erzählt ein enger Freund. Von Christopher Ferner

Es stammt aus deren Serie "Women of Allah". Über das Selbstporträt sind Textauszüge der iranischen Dichterin Forough Farrokhzad gelegt. Darunter ist der Slogan der Proteste im Iran "Woman, Life, Freedom" (Frau, Leben, Freiheit) auf Englisch und Farsi zu lesen. Das monumentale Banner reicht vom Boden bis zum Dach der Neuen Nationalgalerie. Shirin Neshat, ist 1957 im Iran geboren worden, lebt und arbeitet aber in New York.

"Inmitten sich überlagernder Krisen stellt sich die Frage, was ist ein Museum heute?", sagte der Direktor der Neuen Nationalgalerie, Klaus Biesenbach. "In den letzten Monaten hat sich die Neue Nationalgalerie den Herausforderungen der Zeit gestellt und war etwa zu Beginn des Ukrainekrieges ein Ort des gemeinsamen Helfens." Das Banner fordere Anteilnahme mit den Menschen ein, die im Iran mit ungeheurer Zivilcourage unter Einsatz ihres Lebens für Demokratie und Menschenrechte protestierten.

Sendung: rbb24 Abendschau, 29.10.2022, 19.30 Uhr

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