Menschenkette und Banner - Mehrere Protestaktionen gegen iranisches Regime in Berlin

Sa 29.10.22 | 16:25 Uhr
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Teilnehmer einer Solidaritätsdemonstration mit den Protestierenden im Iran halten Plakate und Transparente (Bild: dpa/Christophe Gateau)
Bild: dpa/Christophe Gateau

Hunderte Menschen haben sich am Samstag in Berlin bei einer Demonstration mit den Protesten im Iran solidarisiert. Auf der Straße des 17. Juni kamen dazu am frühen Nachmittag nach Angaben der Polizei rund 1.600 Menschen zusammen und bildeten eine Menschenkette zwischen Siegessäule und Brandenburger Tor. Auf Plakaten forderten die Demonstranten die sofortige Freilassung aller politischen Gefangenen im Iran oder "Nieder mit der Islamischen Republik".

Immer wieder waren Plakate mit Fotos von Mahsa Amini zu sehen. Der Tod der 22 Jahre alten iranischen Kurdin Mitte September gilt als Auslöser der seit Wochen anhaltenden Massenproteste im Iran gegen den autoritären Kurs der Regierung. Weil sie die Vorschriften für das Tragen eines Kopftuchs nicht eingehalten haben soll, war Amini von der Sittenpolizei festgenommen worden. Sie starb am 16. September in Polizeigewahrsam.

"Women Life Freedom"

Auf Transparenten war auch ein überdimensionaler Fuß mit Stöckelschuh zu sehen, der einen Mullah zu zertreten drohte. Auf anderen hieß es "Freiheit für den ganzen Iran" oder "Ein Land trauert um seine Kinder". Eine Gruppe von Demonstranten zog in Richtung Brandenburger Tor und skandierte "Revolution!" Andere riefen im Chor "Weg, weg, weg, Mullah muss weg".

In die Menschenkette reihten sich auch viele Männer ein, von denen etliche ebenfalls Plakate mit dem Protestslogan "Women, Life, Freedom" (Frauen, Leben, Freiheit) hochhielten, der auch von Demonstrantinnen und Demonstranten im Iran gerufen wird.

Bereits am Samstag vor einer Woche waren Zehntausende Menschen durch das Regierungsviertel gezogen, die ein Zeichen der Solidarität mit den Protestierenden setzen wollten. Nach Einschätzung der Polizei nahmen daran insgesamt rund 80.000 Menschen teil. Zu der Demonstration an diesem Samstag waren nach Angaben der Polizei 10.000 Teilnehmer angemeldet. Bis zum Nachmittag sei die Versammlung friedlich und störungsfrei gewesen.

Eine Frau fotografiert vor dem Eingang der Neuen Nationalgalerie (Quelle: DPA/Christophe Gateau)
Eine Frau fotografiert vor dem Eingang zur Neuen Nationalgalerie. | Bild: DPA/Christophe Gateau

Protestbanner an der Neuen Nationalgalerie

Auf die aktuellen Proteste im Iran für Demokratie und Frauenrechte macht seit Samstag auch ein überdimensionales Banner vor dem Haupteingang der Neuen Nationalgalerie aufmerksam. Es zeigt das Selbstporträt "Unveiling" (Enthüllen/Entschleiern) der iranischen Künstlerin und Filmemacherin Shirin Neshat aus dem Jahr 1993.

Es stammt aus deren Serie "Women of Allah". Über das Selbstporträt sind Textauszüge der iranischen Dichterin Forough Farrokhzad gelegt. Darunter ist der Slogan der Proteste im Iran "Woman, Life, Freedom" (Frau, Leben, Freiheit) auf Englisch und Farsi zu lesen. Das monumentale Banner reicht vom Boden bis zum Dach der Neuen Nationalgalerie. Shirin Neshat, ist 1957 im Iran geboren worden, lebt und arbeitet aber in New York.

"Inmitten sich überlagernder Krisen stellt sich die Frage, was ist ein Museum heute?", sagte der Direktor der Neuen Nationalgalerie, Klaus Biesenbach. "In den letzten Monaten hat sich die Neue Nationalgalerie den Herausforderungen der Zeit gestellt und war etwa zu Beginn des Ukrainekrieges ein Ort des gemeinsamen Helfens." Das Banner fordere Anteilnahme mit den Menschen ein, die im Iran mit ungeheurer Zivilcourage unter Einsatz ihres Lebens für Demokratie und Menschenrechte protestierten.

Sendung: rbb24 Abendschau, 29.10.2022, 19.30 Uhr

13 Kommentare

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  1. 13.

    Immer wieder traurig dieses Messen mit zweierlei Maß.
    Jeder halbwegs politisch Interessierte weiß doch wer auf dieser Welt jedes noch so abscheuliche Regime finanziert.

  2. 12.

    Mein Kommentar bezieht sich auf Svens Unverständnis über Marions Kommentar, welches ich teile.

    Aber deine Frage Nörgler, ob Putin schuld am Islamismus im Iran ist, beantworte ich glatt mal mit ja. Russland ist ein Verbündeter des Iran und Putin kauft deren Kampfdrohnen. Schon in Syrien haben sie eng zusammengearbeitet, somit ist er ein enger Unterstützer des Mullah- Regimes.

  3. 11.

    So ist die westliche Politik. So lange man nach ihren Regeln mitspielt ist alles super. Wehe es wird aus der Reihe getanzt, muss es weg. Selbst hat man vor ein paar Hanseln auf den Reichtagsstufen Angst.

  4. 10.

    Was hat denn jetzt Corona und Putin mit den Protesten im Iran zu tun? Ist Corona oder Putin schuld am Islamismus im Iran????

  5. 9.

    Die Rede ist von Frauen in christlich fundamentalen Sekten, die u.a. die Coronapandemie leugnen und in Putin einen großen Staatsmann und Verteidiger der traditionellen Familie und des Christentums sehen.

  6. 7.

    Wer hat den Khomeini damals in den Iran gebracht und woher? Oder können Sie sich noch an die Iran-Kontra-Affäre erinnern, wer da Geschäfte mit dem Iran gemacht hat? Das ist doch alles nie wirklich konsequent gewesen.

  7. 6.

    Das sehe ich auch so. Unsere Frauen mussten sich auch selbst befreien. Sehr rückschrittlich war die BRD. Da durften die Frauen bis in die 50ger Jahre ja nicht mal ohne Zustimmung ihrer Ehemänner arbeiten gehen.

  8. 5.

    Auch nach dreimaligen Durchlesen werde ich aus dem zweiten Satz nicht schlau, ich bitte um Aufklärung.

  9. 4.

    Danke für das Engagement. Es wäre gut zu realisieren , dass auch in unserem Land nicht jede Frau freiwillig ein Kopftuch trägt.

  10. 3.

    Grosse Hochachtung vor dem Mut der Menschen im Iran die ihre Freiheit, Gesundheit und ihr Leben aufs Spiel setzen. Aber traurig ist auch die Tatsache so lange das Militär und die elende Revolutionsgarde dieses archaisch denkende Regime stützen wird es eher schlimmer wie besser.

  11. 2.

    Diese Demo wird die Mullahs in Teheran wahnsinnig beeindrucken. Das Regime kann nur von innen direkt im Iran gestürzt werden..

  12. 1.

    Hat sich die Menschenkette eigentlich an der Straße festgeklebt?
    Nach Aussagen der "letzten Generation" bekommt man ja ohne solche Aktionen zu wenig Aufmerksamkeit...

    Wie man aber hier sieht kann man - auch mit legalen Protestformen - Aufmerksamkeit für sein wichtiges Anliegen erhalten!

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