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Audoio: rbb24 Inforadio | 24.11.2022 | Sabine Müller | Quelle: dpa/Christoph Soeder

Zeltstädte, Hallen und Hangars

Einrichtung von Unterkünften für Geflüchtete in Berlin läuft schleppend an

Bis Jahresende will Berlin 10.000 weitere Schlafplätze für Geflüchtete schaffen, in angemessenen Unterkünften. Doch die Suche nach geeigneten Standorten gestaltet sich schwierig, während Hilfsorganisationen Kritik üben.

Die Suche des Berliner Senats nach neuen Unterkünften für Geflüchtete läuft bisher sehr schleppend. Von den 10.000 zusätzlichen Plätzen, die bis Jahresende geschaffen werden sollen, gibt es bisher nur etwa 1.000. Diese Zahl nannte Integrationssenatorin Katja Kipping (Linke) dem rbb.

Die Senatorin gab sich dennoch zuversichtlich: Sie erwarte, so Kipping, dass die Unterbringung jetzt Fahrt aufnehme, weil wichtige Entscheidungen getroffen seien. Unter anderem soll vor Weihnachten eine temporäre Notunterkunft für bis zu 1.600 Menschen in zwei Hangars des ehemaligen Flughafens Tempelhof entstehen. Angedacht ist außerdem, in der Nähe Leichtbauhallen auf zwei Parkplätzen zu errichten – die könnten aber frühestens Ende Januar in Betrieb gehen.

Abgeordnete beklagen Widerstand in Bezirken

Integrations-Experten bezweifeln, dass das Ziel "10.000 neue Plätze bis Jahresende" zu halten ist. Friedrich Kiesinger vom privaten Träger Albatros, der verschiedene Flüchtlingseinrichtungen betreibt, klagt über zu wenig Abstimmung und zu viel Bürokratie. Er fordert einen Krisenstab, in dem alle wichtigen Akteure regelmäßig zusammensitzen.

Im Integrationsausschuss beklagten Abgeordnete aus mehreren Fraktionen, Berlin könnte besser dastehen, wenn sich manche Bezirke nicht dagegen wehren würden, Unterkünfte für Geflüchtete bereitzustellen. Der Senat müsse die Bezirke stärker in die Verantwortung nehmen.

Unterbringung in Wohnungen gefordert

Derweil haben zahlreiche Hilfsorganisationen in Berlin einen Brandbrief an Sozialsenatorin Kipping geschrieben. Darin fordern sie erneut, dass Geflüchtete nicht in Zelten oder Leichtbauhallen untergebracht werden. "Diese Art von Notunterkünften halten wir für völlig ungeeignet, um schutzsuchende Menschen unterzubringen", heißt es in dem Schreiben, das mehr als dreißig Organisationen unterzeichnet haben. In solchen Massenunterkünften sei weder die Privatsphäre der Menschen gewahrt, noch seien sie vor Übergriffen sicher. Stattdessen müsse die Anmietung von Wohnungen "mit allen verfügbaren Mitteln die allerhöchste Priorität haben".

Die Initiativen kritisieren zudem, dass neu ankommende Asylsuchende gezwungen werden, für sechs Monate in einer Aufnahmeeinrichtung zu wohnen, auch wenn sie bei Familien oder Freunden unterkommen könnten. Auch auf die dreijährige Wohnsitzauflage sollte verzichtet werden.

Sendung: rbb24 Inforadio, 24.11.2022, 17:00 Uhr

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