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Video: Abendschau | 03.08.2021 | Iris Sayram | Quelle: dpa/Paul Zinken

Berlin und Brandenburg

Schüler kehren unter Corona-Bedingungen in die Klassenräume zurück

Ein neues Schuljahr im Corona-Modus: Die Berliner Schülerschaft soll sich seit Montag für drei Wochen drei Mal wöchentlich testen. Zudem kehrt die Hauptstadt zum Stufenplan zurück. In Brandenburg gelten Schutzwochen zum Schulbeginn.

Berlin und Brandenburg sind am Montag - erneut unter Corona-Bedinungen - mit Präsenzunterricht und Präsenzpflicht ins Schuljahr 2021/22 gestartet. Die Berliner Bildungssenatorin Sandra Scheeres (SPD) hatte die Pläne für Berlins Schulen in der vergangenen Woche vorgestellt. Das oberste Ziel sei, "so viel Präsenzunterricht wie möglich". Schulschließungen oder Wechselunterricht sollen, so Scheeres, möglichst vermieden werden.

Berlin wolle zu seinem vor dem letzten Lockdown ins Leben gerufenen Stufenplan zurückkehren, der noch einmal überarbeitet worden sei. "Er verfügt jetzt nicht mehr über vier, sondern über drei Stufen", so Scheeres. Die jeweils zuständigen Gesundheitsämter würden gemeinsam mit Schulämtern und Schulen die Situation jeder Schule immer donnerstags individuell einstufen. Dazu ständen die Stufen Grün (Präsenzunterricht mit allen), Gelb (Wechselunterricht mit Notbetreuung) oder Rot (geschlossene Schulen, nur Notbetreuung) zur Verfügung.

Schulstart in Berlin

Unterrichtsform

Präsenzunterricht für alle Jahrgänge und Schulformen. Es gilt Präsenzpflicht. Auch außerunterrichtliche und ergänzende Förderung und Betreuung sowie außerunterrichtliche Ganztagsangebote sollen in vollem Umfang stattfinden.

Mit Schülerinnen und Schülern werden Lernstandserhebungen durchgeführt und Gespräche stattfinden, auch mit Eltern.

Corona-Tests

In den ersten Unterrichtswochen nach den Sommerferien gelten besondere Infektionsschutzmaßnahmen, um in den Sommerferien aufgetretene Infektionen schnell zu erkennen und den Schulbetrieb so sicher wie möglich zu gestalten: Das pädagogische Personal testet sich bereits während der Präsenztage (in den Ferien) zweimal, danach zweimal pro Woche. Schülerinnen und Schüler testen sich in ihren ersten drei Schulwochen dreimal, danach zweimal pro Woche. In Berlin läuft zudem derzeit ein Pilotprojekt mit Lolli-PCR-Tests, an dem fast 60 Kitas und Grundschulen teilnehmen sollen.

Laut den Musterhygieneplänen für die einzelnen Schularten sind genesene oder geimpfte Personen, auch aus der Schülerschaft, unter bestimmten Voraussetzungen von der Testpflicht befreit [berlin.de/sen/bjf/].

Maskenpflicht

In den ersten zwei Schulwochen gilt die Pflicht zum Tragen einer medizinischen Mund-Nasen-Bedeckungen in geschlossenen Räumen. Anschließend soll, wenn es das Infektionsgeschehen zulässt, die Maskenpflicht fallen.

Luftfilter

Um die Aerosolkonzentration in den Klassenräumen weiter gering zu halten, sollen die Räume weiterhin regelmäßig gelüftet werden. Luftreinigungsgeräte sollen laut Senat nur "flankierend" dort zum Einsatz kommen, wo nicht gut belüftet werden kann. Bisher stehen den Schulen 8.000 Luftfilter zur Verfügung, weitere 3.000 seien bestellt worden, so Bildungssenatorin Scheeres: "Die sind für Räume, die nicht gut zu lüften sind. Diese Geräte ersetzen nicht das Lüften."

Impfungen

Mit dem ersten Schultag startet an den Oberstufenzentren ein Impfangebot für die überwiegend erwachsenen Schülerinnen und Schüler. Aber auch Über-16-Jährige können sich mit Einwillgung ihrer Erziehungsberechtigten vor Ort impfen lassen.

Berlins Regierender Bürgermeister Michael Müller (SPD) wirbt für die Impfungen bei Kindern und Jugendlichen. Sie seien "überhaupt nicht so risikoreich, wie viele befürchten", sagte der Vorsitzende der Ministerpräsidentenkonferenz am Montag im ARD-"Morgenmagazin". Dass die Gesundheitsministerinnen und -minister von Bund und Ländern die Impfungen für diese Altersgruppe nun vorantreiben wollen, halte er für "sehr sachgerecht", sagte Müller.

Weiteres Vorgehen

Zur Beobachtung und Einschätzung des Infektionsgeschehens und entsprechender Regulierung soll es weiterhin jeden Donnerstag eine Abstimmung zwischen Schulaufsicht und Gesundheitsamt geben.

Schulstart in Brandenburg

Unterrichtsform

Präsenzunterricht für alle Jahrgänge und Schulformen. Es gilt Präsenzpflicht. Im Interesse des behutsamen Einlebens sind die Lehrkräfte gebeten, besonderes pädagogisches Augenmaß zu wahren und insbesondere auf Klassenarbeiten und Klausuren in den ersten sechs Wochen des Schuljahres zu verzichten.

Corona-Tests

Seit April 2021 gilt die Testpflicht: Schülerinnen und Schüler sowie das Schulpersonal müssen an zwei nicht aufeinanderfolgenden Tagen pro Woche ein tagesaktuelles negatives Testergebnis vorlegen, andernfalls dürfen sie die Schule nicht betreten. Diese Testpflicht gilt auch im neuen Schuljahr. Vollständig geimpfte oder genesene Personen sind Getesteten gleichgestellt.

Maskenpflicht

Alle Schülerinnen und Schüler, Lehrkräfte und das weitere Personal der Schulen müssen, sofern der Mindestabstand nicht eingehalten werden kann, im Schulgebäude eine medizinische Maske tragen. Das sieht die neue Umgangsverordnung vor.

Nach zwei Schutzwochen zum Schulbeginn, ab 23. August, entfällt die Maskenpflicht für Schülerinnen und Schüler der Jahrgangsstufen 1 bis 6. Ab dann gilt diese Maskenpflicht nur noch für Schülerinnen und Schüler ab Jahrgangsstufe 7. Die Maskenpflicht in den ersten zwei Schulwochen gilt auch in den Innenräumen von Horteinrichtungen.

Ausnahmen: Bei langen Klausuren, beim Singen und während des Stoßlüftens sollen die Masken abgenommen werden dürfen. Ausgenommen ist auch der Sportunterricht.

 

Luftfilter

Bildungsministerin Britta Ernst (SPD) appellierte an die Lehrer, die Klassenräume weiterhin regelmäßig zu lüften. Das helfe, die Ansteckungsgefahr zu senken. Für Räume in Grundschulen und Kitas, die nicht gelüftet werden können, sollen mithilfe eines Bundesprogramms mobile Luftfilteranlagen angeschafft werden. Ob das Land hier mitwirke und wie viele Schulen ausgerüstet werden können, ist noch offen. "Einen flächendeckenden Einsatz von Luftfiltern halte ich nicht für erforderlich", sagte Ernst.

Impfungen

Brandenburgs Ministerpräsident Dietmar Woidke (SPD) forderte im rbb Fernsehen, die Impfung von Kindern ab zwölf Jahre in Betracht zu ziehen. Er würde es begrüßen, wenn die Ständige Impfkommission (Stiko) des Robert-Koch-Institutes angesichts der Ausbreitung der Delta-Variante eine Empfehlung für die Impfung von Jugendlichen geben würde. Um Jugendliche zu erreichen, plane das Land laut Bildunsministerin Ernst mobile Impfangebote in den Oberstufenzentren.

Weiteres Vorgehen

Da nicht ausgeschlossen werden könne, dass die Entwicklung des Infektionsgeschehens phasenweise zu Einschränkungen des Regelbetriebs an Schulen führten, sollen die Schulen – auf der Grundlage der im zurückliegenden Schuljahr gesammelten Erfahrungen mit dem Wechselmodell und dem Distanzunterricht – ihre Konzepte für Schule und Unterricht für alle Jahrgangsstufen fortschreiben. Diese Konzepte kämen zum Einsatz, wenn der Präsenzbetrieb nochmals zeitweilig eingeschränkt werden müsste.

Einigung von Bund und Ländern

Impfkampagne wird auf alle Kinder ab 12 Jahren ausgeweitet

Alle Kinder und Jugendliche ab zwölf Jahren sollen künftig in den Impfzentren der Länder und bei Hausärzten Impfangebote bekommen. Vorher soll es medizinische Aufklärung geben. Das haben Bund und Länder entschieden - entgegen der aktuellen Stiko-Empfehlung.

"So viel wie möglich testen"

Zwar wird der Bildungspolitik auch in diesem Sommer vielfach vorgeworfen, nicht genug für die Schulen und die Schüler getan zu haben – insbesondere im Hinblick auf die ansteckende Delta-Variante des Coronavirus. Doch Ralf Treptow, Direktor des Rosa-Luxemburg-Gymnasiums in Berlin-Pankow und Ehrenvorsitzender des Vereins "Oberstudiendirektoren des Landes Berlin e.V." (VOB), blickt "sehr viel optimistischer" auf das kommende Schuljahr als auf das letzte.

Das liege vor allem daran, dass es inzwischen Corona-Impfungen gebe, sagte Treptow am Dienstag im rbb. Allerdings müsse sich die Impfquote unter den Erwachsenen erhöhen. Treptow begrüßt zudem die Entscheidung der Politik, allen ab 12 Jahren eine Corona-Impfung anzubieten. Er spricht sich auch für eine Impfflicht für Lehrkräfte aus. Es sei in jedem Fall richtig, mit einer Maskenpflicht in Innenräumen zu starten und an den Schulen so viel wie möglich zu testen, so Treptow weiter.

Schülervertreter fordern Impfungen und Luftfilter

Ihre Vorfreude auf das neue Schuljahr sei etwas gedämpft, sagte dagegen die Vorsitzende des brandenburgischen Landesschülerrats Katharina Swinka am Dienstag im rbb Inforadio. Das letzte Schuljahr sei schwierig gewesen, so Swinka. Doch in diesem Jahr laufe einiges besser als 2020 - allerdings nicht beim Impfen. "Man hätte frühzeitig mit den entsprechenden Akteuren in Kontakt treten sollen", sagt Swinka. Dann wäre es vielleicht möglich gewesen, Impf-Teams für die Schulen zu organisieren, wie es jetzt für Berliner Oberstufenzentren geplant sei.

Die Bundesschülerkonferenz kritisierte, die Schulen seien nicht gut auf den Präsenzunterricht vorbereitet. Deren Generalsekretär Dario Schramm sagte dem TV-Sender Phoenix, viele Kinder und Jugendliche seien nicht geimpft und dadurch besonders gefährdet, sich anzustecken. Außerdem sei es in Schulbussen und Bahnen zu voll. Schramm mahnte zudem die Ausstattung der Schulen mit mobilen Luftfiltern an. Das Hilfspaket der Bundesregierung hierfür sei viel zu klein.

Entwurf zur neuen Corona-Verordnung

Brandenburg plant befristete Maskenpflicht in Grundschulen

Das Brandenburger Kabinett kommt am Mittwoch zusammen, um über die aktuellen Corona-Regeln zu beraten. Einem Entwurf zufolge sollen die Maßnahmen verlängert werden. Änderungen soll es für Clubs, Festivals und Grundschüler geben.

Kinderärzte halten Schulöffnungen für unproblematisch

Der Vorsitzende der Deutschen Gesellschaft für Pädiatrische Infektiologie, Tobias Tenenbaum, hatte im rbb Inforadio gesagt, weniger als ein Prozent der Schulen und Kitas in Deutschland sei seit Beginn der Pandemie wegen Infektionen geschlossen worden.

In den vergangenen eineinhalb Jahren habe demnach in Schulen und Kitas in Bezug auf das Infektionsgeschehen keine große Problematik geherrscht. Man müsse daher auch jetzt keine Angst davor haben, die Schulen zu öffnen.

Sendung: Inforadio, 03.08.2021, 15:00 Uhr

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