Einigung von Bund und Ländern - Impfkampagne wird auf alle Kinder ab 12 Jahren ausgeweitet

Mo 02.08.21 | 19:28 Uhr
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Symbolbild: Ein Teenager wird geimpft und hält seinen Impfausweis in der Hand. (Quelle: imago images/M. Fischinger)
Video: Brandenburg Aktuell | 02.08.2021 | C. Gerling | Bild: imago images/M. Fischinger

Alle Kinder und Jugendliche ab zwölf Jahren sollen künftig in den Impfzentren der Länder und bei Hausärzten Impfangebote bekommen. Vorher soll es medizinische Aufklärung geben. Das haben Bund und Länder entschieden - entgegen der aktuellen Stiko-Empfehlung.

Als Corona-Schutz zum Schulstart nach den Sommerferien sollen zusätzliche Impfgelegenheiten für Kinder und Jugendliche kommen. Die Gesundheitsminister von Bund und Ländern beschlossen am Montag, dass nunmehr alle Länder Impfungen für 12- bis 17-Jährige auch in Impfzentren oder auf andere niedrigschwellige Weise anbieten wollen.

Wie im Beschluss betont wird, ist bei Impfungen ärztliche Aufklärung und gegebenenfalls das
Ja der Sorgeberechtigten nötig. Die Angebote seien so auszugestalten, dass die "Freiwilligkeit der Annahme" nicht in Frage gestellt werde. Die konkrete Umsetzung vor Ort liegt nun jeweils bei den Ländern.

Zudem sollten Kinder und Jugendliche auch durch Kinder- und Hausärzte sowie im Rahmen von Impfungen für Angehörige von Beschäftigten in Firmen geimpft werden können. Für Jugendliche und junge Erwachsene in Universitäten und Berufsschulen sind ebenfalls Impfangebote geplant. Die Regierungen in Berlin und Brandenburg hatten sich vor der Gesundheitsministerkonferenz für den Vorstoß ausgesprochen.

Spahn: "Haben genügend Impfstoff"

Bundesminister Jens Spahn (CDU) sagte: "Jeder, der will, kann im Sommer geimpft werden. Wir haben genügend Impfstoff für alle Altersgruppen." Auch 12- bis 17-Jährige, die sich nach ärztlicher Aufklärung für eine Impfung entscheiden, könnten sich und andere schützen.

Die Gesundheitsministerkonferenz hatte bereits am 6. Mai beschlossen, allen Kindern und
Jugendlichen bis Ende August 2021 ein entsprechendes Impfangebot machen zu wollen
. Dieses Impfangebot sei von Sorgeberechtigten, Kindern und Jugendlichen gut angenommen worden, hieß es. Mit Stand vom 1. August seien bundesweit bereits 20,5 Prozent der 12- bis 17-Jährigen geimpft worden. 9,9 Prozent dieser Altersgruppe seien bereits voll geimpft.

Weiter keine Empfehlung der Ständigen Impfkommission

Die Ständige Impfkommission (Stiko) hat bisher noch keine grundsätzliche Empfehlung für die Impfung von Kindern und Jugendlichen abgegeben - und will dies laut Stiko-Mitglied Martin Terhardt auch in den nächsten Wochen nicht tun, wie er dem rbb am Freitag sagte. Sie empfiehlt die Impfung derzeit nur für junge Menschen mit bestimmten Vorerkrankungen. Vielmehr kritisierte Terhardt den politischen Druck. Bisher sei die Datenlage noch nicht ausreichend, um eine Corona-Schutzimpfung für die 12- bis 17-Jährigen allgemein zu empfehlen, bekräftigte Terhardt die bisherige Haltung der Kommission.

Der Vorsitzende der Ständigen Impfkommission, Thomas Mertens, sagte bei MDR Aktuell, er halte es für "nicht besonders klug", dass viele Politiker "jetzt so vorpreschen". Es gebe zu wenige Daten zu möglichen Folgeschäden. Es könne aber sein, dass die Empfehlung geändert werde. "Aber sicher nicht, weil Politiker sich geäußert haben." Das Problem seien ohnehin "im Moment nicht so sehr die Kinderimpfungen". Wichtiger sei es, eine hohe Impfquote bei den 18- bis 59-Jährigen zu erreichen.

Dem "Spiegel" sagte Mertens mit Blick auf eine neue Empfehlung: "Ich hoffe, dass wir das in den nächsten zehn Tagen schaffen." Den Inhalt könne er aber nicht vorausnehmen.

Auffrischungsimpfungen ab September möglich

In einem weiteren Beschluss wurde vereinbart, ab September 2021 im Sinne einer gesundheitlichen Vorsorge in Pflegeeinrichtungen, Einrichtungen der Eingliederungshilfe und weiteren Einrichtungen mit vulnerablen Gruppen eine Auffrischimpfung in der Regel mindestens sechs Monate nach Abschluss der ersten Impfserie anzubieten: "Patientinnen und Patienten mit Immunschwäche oder Immunsuppression sowie Pflegebedürftige und Höchstbetagte in ihrer eigenen Häuslichkeit sollen durch ihre behandelnden Ärztinnen und Ärzte eine Auffrischimpfung angeboten bekommen."

Bisherige Studiendaten zeigten, dass insbesondere diese Gruppen von einer Auffrischimpfung profitierten, hieß es weiter. Die Auffrischimpfungen sollen mit einem der beiden mRNA-Impfstoffe erfolgen, also von Biontech/Pfizer oder Moderna. Dabei sei es unerheblich, mit welchem Impfstoff die Personen vorher geimpft worden sind. Die Impfungen könnten sowohl im Regelsystem der niedergelassenen Ärztinnen und Ärzte als auch mit mobilen Teams der Impfstellen erfolgen, so die Gesundheitsminister.

Darüber hinaus wird laut Gesundheitsministerkonferenz ab September ebenfalls im Sinne
gesundheitlicher Vorsorge allen bereits vollständig geimpften Bürgerinnen und Bürgern, die den ersten Impfschutz mit einem Vektor-Impfstoff von Astrazeneca oder Johnson&Johnson erhalten haben, eine weitere Impfung mit dem mRNA-Impfstoff von Biontech/Pfizer oder Moderna angeboten.

Sendung: Abendschau, 02.08.2021, 19:30 Uhr

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78 Kommentare

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  1. 78.

    Klar das ist total ok. Und wenn Ihr 14jähriger Sohn nach der Impfung eine Myokarditis bekommt ist das total ok, er hat sich schliesslich selbst dafür entschieden. Deshalb entscheiden ja U18 bei uns alles selbst weil sie das schon so gut können.

  2. 77.

    Ist ja auch egal was Sachverständige empfehlen. Hauptsache Politiker empfehlen was, die wissen ja am besten was für uns gut ist!

  3. 76.

    Jeder Impfstoff birgt Risiken. Deshalb gibt es die Nutzen-Risiken-Abwägung! Momentane Nebenwirkungen sind Herzmuskelentzündungen und das Guillain Barre Syndrom. In den Rote Hand Briefen nachlesbar, z.B. beim PEI. Die Studien zum Impfstoff laufen bis 2023, deshalb sind alle Impfstoffe nur bedingt zugelassen. Da Kinder kaum schwer an SARS COV 2 erkranken, liegen die momentanen Risiken über dem Nutzen. Voerkrankte Kinder haben eine andere Nutzen-Risiken-Abwägung! Kinder und Familien unter Druck zu setzen, damit sie wieder in den Urlaub oder auf Klassenfahrt können, finde ich sehr problematisch. Die Stiko, wie auch DGPI fordern offene Schulen....

  4. 75.

    Ihr Kinderlein kommet – zum Impftermin!

    "Impfungen von gesunden Kindern und Jugendlichen sind nach heutiger Studienlage offensichtlich in der Risiko- und Nutzenabwägung noch mit zu vielen Unwägbarkeiten behaftet, um eine generelle Impfempfehlung für alle gesunden Kinder auszusprechen" (Kassenärzte-Chef Andreas Gassen)

  5. 74.

    Bislang hat die EU-Kommission bis zu 4,4 Milliarden Dosen Corona-Impfstoff gesichert (https://ec.europa.eu/info/live-work-travel-eu/coronavirus-response/safe-covid-19-vaccines-europeans_de). Die EU hat 447 Mio. Einwohner!

    Also müssen die Dosen jetzt irgendwie verimpft werden.

  6. 73.

    GB und Norwegen ist ähnlich zurückhaltend wie die Stiko und das ja nur deshalb,weil z.Zt. lt. Stiko noch zu wenige Daten für ab 12jährige vorliegen. Insofern ist das Vorpreschen der Politik m.E. grenzwertig. Und das vor dem Hintergrund, dass sich nicht ausreichend viele Erwachsene impfen lassen.

  7. 72.

    Ist doch völlig legitim, dass sich Jugendliche und deren Eltern für die Impfung entscheiden, um auch unkompliziert am geselligen Leben teilnehmen zu können. Sie mussten ja auch lange genug verzichten, jetzt können sie Klassenfahrten, Sportveranstaltungen, Partys auf sich zukommen lassen.
    Im übrigen kann der Impfstoff ja nicht schädlich sein, wenn ihn die so hoch gelobte Stiko für Risiko-Kinder empfohlen hat. Dann kann man doch davon ausgehen, dass er für gesunde Jugendliche nicht gefährlicher ist.
    Wichtig ist nur, nach der Impfung dem Körper ein wenig Ruhe zu geben , ist aber bei allen Impfungen so.

  8. 71.

    Vielleicht hilft diese aktuelle Info ja bei der Entscheidungsfindung

    https://www.tagesschau.de/inland/innenpolitik/kinder-impfen-103.html

    Besonders interessant ist „was spricht gegen die Impfung?“

    Persönlich hätte ich keine Bedenken, Kinder zu impfen. Meins ist noch unter 12 ;-)

  9. 70.

    Kleine Korrektur zu 1.; der Impfstoff wurde zugelassen, das ist keine Empfehlung zur Impfung. Die EMA entscheidet über die Zulassung von Arzneimittel.

  10. 69.

    Einige Punkte in Ihrer Aufzählung sind m.E. etwas irreführend bzw. nicht ganz korrekt.

    zu 2.)
    Menschen - auch Kinder - mit Vorerkrankungen haben eher einen schweren Verlauf, wenn diese an Covid erkranken.
    Dies ist doch inzwischen nicht mehr anzuzweifeln, oder?

    zu 3.)
    Oder Contra-Empfehlung?

    zu 4.)
    Woher wissen Sie, dass Impfungen keine Langzeitwirkungen haben?
    Die Impfstoffe sind erst seit ca. 10 Monaten auf dem Markt.

    Was hat die Stiko mit dem sozialen Leben Jugendlicher zu tun?
    Die Stiko empfiehlt - oder eben nicht - Impfstoffe!

    Jeder ab 12 Jahren kann mit Eltern, Ärzten usw. entscheiden, ob er sich impfen lässt oder nicht.
    Dies nennt man Risiko-Nutzen-Abwägung,
    Wenn ich eine Impfung machen lasse, NUR um mich nicht mehr testen zu lassen bzw. am sozialen Leben teilzunehmen, finde ich diese Entscheidung etwas fragwürdig.
    Meine Meinung!

  11. 68.

    Manchmal wäre erst denken, dann reden hilfreich: 1. Covid-Impfungen ab 12 sind EU-weit zugelassen worden, nachdem die wissenschaftlichen Gremien auf EU-Ebene das empfohlen haben. 2. Die Stiko empfiehlt Impfungen ab 12 für Kinder/Jugendliche mit Vorerkrankungen, wieso sollten diese weniger gefährdet sein, als Kinder/Jugendliche ohne Vorerkrankungen. 3. Die Stiko spricht sich nicht gegen Impfungen dieser Altersklasse aus, sondern möchte mehr und weitere Daten auswerten, bevor sie eine endgültige Pro-Empfehlung gibt. 4. Die Mär von den Langzeitwirkungen bei Impfungen ist ja nun hinreichend widerlegt worden, Medikamente haben Langzeitwirkungen, Impfungen nicht, der Rest ist Verschwörungsgeschwurble. 5. Klar wäre es schön, wenn sich mehr Erwachsene impfen lassen würden, der Druck auf Jüngere wäre weniger groß. Das aber wird aufgehoben durch die Chance für die Jugendlichen, wieder unbeschwerter am sozialen Leben teilhaben zu können. Was m.E. zuwenig gewürdigt wurde von der Stiko.

  12. 67.

    Dann ist doch alles gut :)
    (Gestern schrieben Sie m. W. noch, dass Sie keinen Termin bekommen. Habe ich dann aber wohl falsch verstanden. Sorry.)

  13. 66.

    Internation werden Kinder schon lange geimpft, die Studien geben das einfach her.
    Meine Enkelin würde sich sooo gerne impfen lassen, sie hat das Theater in den Schulen und beim Shoppen so satt. Die geimpften Erwachsenen latschen überall durch und sie muss sich jedesmal testen.

  14. 65.

    "Das haben Bund und Länder entschieden - entgegen der aktuellen Stiko-Empfehlung.
    Unfassbar.. diese Wissenschaftsleugner!

  15. 64.

    Für viele Erwachsene ist der Urlaub alleiniger Impfgrund ;) Aber was will man machen? Sein Kind mittelfristig von Aktivitäten ausschließen lassen? Die Diskussion wird ja nicht besser und bedenklich ist die Impfung ja nun auch nicht wirklich (von diversen Verschwörungstheorien mal abgesehen) - nur für die meisten Kinder halt nicht notwendig.

    Im Frühjahr hatte ich vermutet, dass spätestens im August mit abflauender Pandemie das Thema Impfung weitgehend erledigt sein wird - aber leider ist genau das Gegenteil eingetreten. Trotz niedriger Inzidenzen und noch niedrigerer Krankenhauseinweisungen (logisch, wenn die Risikogruppen geimpft sind) werden nun wohl aus Angst vor der restlichen impfunwilligen konservativen Wählerschaft die Kinder und ihre Eltern in die Pflicht genommen - sind vermutlich andere Wählergruppen..

    Aber ich will nicht meckern, es kann einen durchaus härter treffen. Wochenlanger Lockdown bei Einzelinfektionen beispielsweise. Was wäre hier dann bloß los ;)

  16. 63.

    Wieder einer der sich für "Stimmen aus dem Volke" hält...

    Letzten Endes ist das jetzt die politische Entscheidung, dass sich alle Kinder impfen lassen KÖNNEN. Ab 15-16 würde ich sowieso mein Kind entscheiden lassen. Ich schleif doch eine/n Jugendlichen/Jugendliche nicht zum Impftermin.

    Und nein, die Entscheidungen der Stiko müssen einstimmig sein, insofern kann es durchaus dort schon Fachleute geben, die klar für eine Impfempfehlung sind. Noch dazu ist die Stiko normalerweise eher "langsam". Meist braucht eine solche Empfehlung 6 Monate bis über 1 Jahr, diese "Gründlichkeit" ist sozusagen in deren Statuten festgeschrieben. Natürlich kann man davon ausgehen, dass die aktuell Überstunden machen, trotzdem braucht manches in der Stiko länger.

    Außerdem gibt es ja noch die Experten bei EMA und PEI die grundsätzlich die Sicherheit der Impfstoffe bewertet haben.....

    In Sachsen haben wir ja noch die Siko...

  17. 62.

    Bei den Kindern gab es ca. 2000 Testprobanden, davon haben die Hälfte den Impfstoff, die anderen ein Placebo bekommen. Die Stiko empfiehlt die Impfung für Kinder mit Adipositas. die gibt es in den USA zu Hauf. Und jetzt mal überlegen......

  18. 60.

    Oh da kann ich Sie beruhigen ich habe einen 13 Jahre alten Sohn....

  19. 59.

    Mein Kind hat sich einen Termin geholt für den Impf Marathon in unserem Ort.... Also mal schön ruhig bleiben... Und er hat sich sogar schon für einen Impfstoff entschieden, er bekommt Biontec wie ich bekommen habe.

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