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Video: Brandenburg Aktuell | 02.08.2021 | C. Gerling | Quelle: imago images/M. Fischinger

Einigung von Bund und Ländern

Impfkampagne wird auf alle Kinder ab 12 Jahren ausgeweitet

Alle Kinder und Jugendliche ab zwölf Jahren sollen künftig in den Impfzentren der Länder und bei Hausärzten Impfangebote bekommen. Vorher soll es medizinische Aufklärung geben. Das haben Bund und Länder entschieden - entgegen der aktuellen Stiko-Empfehlung.

Als Corona-Schutz zum Schulstart nach den Sommerferien sollen zusätzliche Impfgelegenheiten für Kinder und Jugendliche kommen. Die Gesundheitsminister von Bund und Ländern beschlossen am Montag, dass nunmehr alle Länder Impfungen für 12- bis 17-Jährige auch in Impfzentren oder auf andere niedrigschwellige Weise anbieten wollen.

Wie im Beschluss betont wird, ist bei Impfungen ärztliche Aufklärung und gegebenenfalls das
Ja der Sorgeberechtigten nötig. Die Angebote seien so auszugestalten, dass die "Freiwilligkeit der Annahme" nicht in Frage gestellt werde. Die konkrete Umsetzung vor Ort liegt nun jeweils bei den Ländern.

Zudem sollten Kinder und Jugendliche auch durch Kinder- und Hausärzte sowie im Rahmen von Impfungen für Angehörige von Beschäftigten in Firmen geimpft werden können. Für Jugendliche und junge Erwachsene in Universitäten und Berufsschulen sind ebenfalls Impfangebote geplant. Die Regierungen in Berlin und Brandenburg hatten sich vor der Gesundheitsministerkonferenz für den Vorstoß ausgesprochen.

Bisher keine Stiko-Empfehlung

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Spahn: "Haben genügend Impfstoff"

Bundesminister Jens Spahn (CDU) sagte: "Jeder, der will, kann im Sommer geimpft werden. Wir haben genügend Impfstoff für alle Altersgruppen." Auch 12- bis 17-Jährige, die sich nach ärztlicher Aufklärung für eine Impfung entscheiden, könnten sich und andere schützen.

Die Gesundheitsministerkonferenz hatte bereits am 6. Mai beschlossen, allen Kindern und
Jugendlichen bis Ende August 2021 ein entsprechendes Impfangebot machen zu wollen
. Dieses Impfangebot sei von Sorgeberechtigten, Kindern und Jugendlichen gut angenommen worden, hieß es. Mit Stand vom 1. August seien bundesweit bereits 20,5 Prozent der 12- bis 17-Jährigen geimpft worden. 9,9 Prozent dieser Altersgruppe seien bereits voll geimpft.

Scharfe Kritik an politischem Druck

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Sollten Kinder und Jugendliche ab zwölf Jahren gegen Corona geimpft werden? Während Politiker und Immunologen das fordern, bleibt die Stiko bei ihrer eingeschränkten Empfehlung. Stiko-Mitglied Martin Terhardt ist empört über den öffentlichen Druck.

Weiter keine Empfehlung der Ständigen Impfkommission

Die Ständige Impfkommission (Stiko) hat bisher noch keine grundsätzliche Empfehlung für die Impfung von Kindern und Jugendlichen abgegeben - und will dies laut Stiko-Mitglied Martin Terhardt auch in den nächsten Wochen nicht tun, wie er dem rbb am Freitag sagte. Sie empfiehlt die Impfung derzeit nur für junge Menschen mit bestimmten Vorerkrankungen. Vielmehr kritisierte Terhardt den politischen Druck. Bisher sei die Datenlage noch nicht ausreichend, um eine Corona-Schutzimpfung für die 12- bis 17-Jährigen allgemein zu empfehlen, bekräftigte Terhardt die bisherige Haltung der Kommission.

Der Vorsitzende der Ständigen Impfkommission, Thomas Mertens, sagte bei MDR Aktuell, er halte es für "nicht besonders klug", dass viele Politiker "jetzt so vorpreschen". Es gebe zu wenige Daten zu möglichen Folgeschäden. Es könne aber sein, dass die Empfehlung geändert werde. "Aber sicher nicht, weil Politiker sich geäußert haben." Das Problem seien ohnehin "im Moment nicht so sehr die Kinderimpfungen". Wichtiger sei es, eine hohe Impfquote bei den 18- bis 59-Jährigen zu erreichen.

Dem "Spiegel" sagte Mertens mit Blick auf eine neue Empfehlung: "Ich hoffe, dass wir das in den nächsten zehn Tagen schaffen." Den Inhalt könne er aber nicht vorausnehmen.

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Auffrischungsimpfungen ab September möglich

In einem weiteren Beschluss wurde vereinbart, ab September 2021 im Sinne einer gesundheitlichen Vorsorge in Pflegeeinrichtungen, Einrichtungen der Eingliederungshilfe und weiteren Einrichtungen mit vulnerablen Gruppen eine Auffrischimpfung in der Regel mindestens sechs Monate nach Abschluss der ersten Impfserie anzubieten: "Patientinnen und Patienten mit Immunschwäche oder Immunsuppression sowie Pflegebedürftige und Höchstbetagte in ihrer eigenen Häuslichkeit sollen durch ihre behandelnden Ärztinnen und Ärzte eine Auffrischimpfung angeboten bekommen."

Bisherige Studiendaten zeigten, dass insbesondere diese Gruppen von einer Auffrischimpfung profitierten, hieß es weiter. Die Auffrischimpfungen sollen mit einem der beiden mRNA-Impfstoffe erfolgen, also von Biontech/Pfizer oder Moderna. Dabei sei es unerheblich, mit welchem Impfstoff die Personen vorher geimpft worden sind. Die Impfungen könnten sowohl im Regelsystem der niedergelassenen Ärztinnen und Ärzte als auch mit mobilen Teams der Impfstellen erfolgen, so die Gesundheitsminister.

Darüber hinaus wird laut Gesundheitsministerkonferenz ab September ebenfalls im Sinne
gesundheitlicher Vorsorge allen bereits vollständig geimpften Bürgerinnen und Bürgern, die den ersten Impfschutz mit einem Vektor-Impfstoff von Astrazeneca oder Johnson&Johnson erhalten haben, eine weitere Impfung mit dem mRNA-Impfstoff von Biontech/Pfizer oder Moderna angeboten.

Sendung: Abendschau, 02.08.2021, 19:30 Uhr

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