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Neue Regeln für Kitas und Schulen

Kalayci lehnt Ende der Quarantäne für Kontaktpersonen ab

Zwischen Gesundheitssenatorin Kalayci und den Amtsärzten in Berlin bahnt sich neuer Streit an: Die Entscheidung der Mediziner, die Quarantäneregeln für Kitakinder und Schüler:innen aufzuheben, lehnt die SPD-Politikerin strikt ab.

Die Berliner Gesundheitssenatorin Dilek Kalayci (SPD) hat den Strategiewechsel der Amtsärzte, Kontaktpersonen von Corona-Infizierten in Schulen und Kitas nicht mehr in die Quarantäne zu schicken, scharf kritisiert. "Die Absonderungerfordernisse zu beschränken auf nur Infizierte entspricht nicht der nationalen Strategie im Kampf gegen Covid-19 und verstößt auch gegen geltendes Recht", sagte Kalayci am Samstagabend dem rbb.

Infektionsschutz

Berliner Bezirke lockern Quarantäne-Regeln für Schulen und Kitas

Bisher galt: Bei PCR-bestätigten Corona-Fällen in Schulen oder Kitas mussten die Kontaktpersonen ebenfalls in Quarantäne. Das wird nun gelockert: Nur Kinder, Erzieherinnen und Lehrkräfte, die positiv getestet wurden, müssen sich isolieren.

Liecke verspricht "Rückkehr zur Normalität"

Kalayci nahm dabei vor allem den Neuköllner Gesundheitsstadtrat Falko Liecke (CDU) ins Visier. Der hatte am Freitag die neue Vorgehensweise kommuniziert. Demnach hätten die Amtsärzte der Bezirke bereits am Mittwoch entschieden, dass in Kitas und Schulen nur noch PCR-bestätigte Corona-Infizierte Kinder und Jugendliche in die Quarantäne müssen, nicht aber ihre unmittelbare Klassen- oder Gruppenkameraden. "Mit dieser neuen Regelung ermöglichen wir den Berliner Familien eine Rückkehr zur Normalität in Kitas und Schulen", so Liecke.

"Was der Neuköllner Gesundheitsstadtrat Liecke hier machen will, geht nicht", sagte Kalayci dem rbb. "Auch Schülerinnen und Schüler, die sich besonders nahe sind, müssen in die Absonderung - auch wenn man hierbei die besonderen Hygieneregeln in der Schule berücksichtigen kann." Bei unter 12-Jährigen sei große Vorsicht geboten, so Kalayci weiter, "da diesen Schülerinnen und Schüler noch kein Impfangebot gemacht werden kann."

Virologe Stöhr unterstützt Position der Amtsärzte

Der Virologe und Epidemiologe Klaus Stöhr unterstützt hingegen den Strategiewechsel der Amtsärzte. Das entspreche dem Fachwissen, nicht mehr ganze Klassen in Quarantäne zu schicken, sagte Stöhr am Samstag in der rbb-Abendschau. Daten aus Hessen vom Januar bis zu den Sommerferien haben laut Stöhr gezeigt, dass asymptomatisch erkrankte Kinder andere Kinder im Größenverhältnis von einem Prozent angesteckt haben.

Kontaktnachverfolgung eingeschränkt

Die Gesundheitsämter wollen künftig nur noch Kinder und Jugendliche mit einem positiven PCR-Test in eine 14-tägige Quarantäne schicken. Kontaktpersonen außerhalb der engsten Familie würden nicht mehr ermittelt, heißt es in einer Stellungnahme der Amtsärzte. Die neue Regelung gelte für alle Bezirke. Eine Maskenpflicht an Schulen soll aber weiter gelten.

Mit der neuen Strategie sind künftig nur noch ungeimpfte Eltern und Geschwister von der 14-tägigen Quarantäne mitbetroffen. Für Sitznachbarn in der Schule gilt das dann zum Beispiel nicht mehr.

Giffey gegen laxe Quarantäneregeln

Zuvor hatte bereits die SPD-Spitzenkandidatin Franziska Giffey die Entscheidung der Berliner Amtsärzte kritisiert. "Angesichts steigender Zahlen in den jüngeren
Altersgruppen können wir uns eine Aufweichung der Quarantäneregeln in
Schulen und Kitas nicht leisten", teilte die frühere Bundesfamilienministerin am Samstag mit.

Sie verstehe den Wunsch der Gesundheitsämter nach Entlastung, so Giffey. Aber so lange man Kindern und Jugendlichen kein Impfangebot machen könne, "müssen wir weiterhin
in den Schulen und nach Möglichkeit auch in den Kitas umfänglich testen, um Positivfälle und deren Kontaktpersonen zu erkennen, konsequent nachzuverfolgen und Schutzmaßnahmen zu ergreifen."

Sendung: Abendschau, 19:30 Uhr, 28.08.2021

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