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Video: rbb24 Abendschau | 05.06.22 | 19:30 Uhr | Torsten Michels | Quelle: rbb

Berlinerin Emilia von Gruben

Wie eine Eiskunstläuferin im Gewichtheben ihre neue Leidenschaft fand

Bis letztes Jahr war Emilia von Gruben Eiskunstläuferin. Wegen ihres Körperbaus wurde ihr dann aber klargemacht, dass sie nicht mehr in die Sportart hineinpasse. Seitdem versucht sie sich im Gewichtheben - und ist äußerst erfolgreich.

Magnesia-Pulver in die Hände, ein fester Griff an die Stange, dann drückt Emilia von Gruben das Gewicht mit einer flüssigen Bewegung und angestrengtem Gesichtsausdruck in die Luft. Die 14-Jährige ist Nachwuchs-Gewichtheberin beim Berliner TSC und gilt dort als großes Talent.

Das hat vor allem einen Grund: Bis vor einem Jahr hatte sie mit dem Sport noch nicht viel am Hut, sondern war als Eiskunstläuferin unterwegs. Trotz ihrer geringen Erfahrung weist sie aber bereits beachtliche Erfolge auf. Spätestens seitdem sie im letzten Jahr Zweite bei den deutschen Meisterschaften wurde - damals war sie gerade einmal sechs Monate als Gewichtheberin aktiv - ist ihr Talent über die Grenzen Berlins hinaus bekannt.

Aussortiert beim Eiskunstlauf

"Emilia ist sehr schnellkräftig und hat eine hohe Beweglichkeit", sagt ihr Trainer Tony Höwler. "Sie hat es geschafft, sich die sehr komplexe Technik des Gewichthebens in einer wahnsinnig kurzen Zeit anzueignen", zeigt sich Höwler über die Fortschritte von Emilia begeistert.

Auch im Eiskunstlauf war sie lange Zeit sehr gut unterwegs. Bis vor einem Jahr stand sie als Leistungssportlerin auf dem Eis. Aufgrund ihres Körperbaus wurde sie dann allerdings aussortiert. Stattdessen wurde ihr vorgeschlagen, sich doch mal im Gewichtheben zu versuchen. Das machte Emilia - mit Erfolg. In der anspruchsvollen Sportart hat sie eine neue Leidenschaft gefunden. "Mir gefällt am allermeisten, dass man sich ständig steigert", sagt sie. "Es wird nie langweilig und man findet immer neue Sachen, an denen man arbeiten kann".

Als Naturtalent würde sich Emilia trotz ihrer rasanten Entwicklung nicht bezeichnen. Vielmehr weiß sie, dass man im Gewichtheben für hartes Training belohnt wird. "Natürlich ist es schwer, ich will gar nicht sagen, dass es leicht ist. Dass man die Verbesserung aber spürt, macht den Reiz aus", beschreibt sie ihre Faszination fürs Gewichtheben. Den Fortschritt könne man am Gewicht eben sehr gut messen. Wohl so gut, wie in kaum einer anderen Sportart.

Kampf gegen Vorurteile

Mit Stereotypen habe sie in ihrem Umfeld immer wieder zu kämpfen, sagt sie. "Von meinen Freunden wird es sehr positiv aufgenommen, sie sind auch sehr unterstützend. Es gibt aber auch sehr viele Menschen, die mit großen Vorbehalten an das Thema herangehen", beschreibt Emilia die Reaktionen. "Es wird zum Beispiel oft gesagt, dass Gewichtheben ausschließlich eine Männersportart sei oder dass ich männlich aussehen würde durch den Sport."

Davon lasse sie sich allerdings nicht unterkriegen, das würde schließlich überhaupt keinen Sinn ergeben. Stattdessen arbeitet die junge Berlinerin weiter an ihren Leistungen, um auch in Zukunft erfolgreich zu sein.

Eines Tages auf die ganz große Bühne?

Bis Sonntag lief im albanischen Tirana die Europameisterschaft im Gewichtheben. Die kam für Emilia trotz ihres großen Potenzials natürlich noch viel zu früh. Doch wer weiß, wenn sich die 14-Jährige weiter so gut entwickelt und sie die Vorurteile auch in Zukunft kalt lassen, darf sich Emilia vielleicht eines Tages auf der ganz großen Bühne des Gewichthebens präsentieren.

Sendung: rbb24 Abendschau, 06.06.22, 19:30 Uhr

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