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Quelle: dpa/Christin Klose

Ärztemangel in Brandenburg

Über 6.000 Patienten in Luckau und Lübben ohne Hausarzt

Der Ärztemangel ist in aller Munde - in Lübben und Luckau bereits bittere Realität. Nachdem gleich vier Hausärzte ihre Praxen aufgegeben haben stehen über 6.000 Patienten ohne einen da. Schnelle Besserung ist nicht in Sicht.

Andreas Tränkner aus Treppendorf bei Lübben (Dahme-Spreewald) ist frustriert. Als er vor Kurzem vor der Tür seines Hausarztes steht hängt dort ein Schild: die Praxis ist geschlossen - für immer. "Ich brauchte einen Überweisungsschein, aber woanders kommst du einfach nicht rein", erklärt er.

Weil Tränkner Diabetiker ist, wurde er schließlich von einer anderen Hausarztpraxis aufgenommen. Seine Frau sucht noch immer nach einem Ersatz.

So geht es nach Angaben der Kassenärztlichen Vereinigung Brandenburg (KVBB) aktuell mehr als 6.000 Menschen in der Region um Lübben und Luckau. In den letzten Monaten haben dort gleich vier Hausarztpraxen geschlossen. Der Andrang bei den übrigen Hausärzten ist dementsprechend groß.

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Mangel könnte noch größer werden

Rosig sieht es für den südlichen Dahme-Spreewald-Kreis auch zukünftig nicht aus. Die Region ist drohend unterversorgt, warnt der Vorsitzende der KVBB, Peter Noack. Fast die Hälfte aller Hausärzte sei über 60 Jahre alt. "Man kann nicht ad hoc einen Verbesserungsvorschlag vorlegen", so Noack. "Man kann nur mit den Kollegen vor Ort reden, dass sie die Rezeptierung von Dauermedikamenten mit übernehmen", erklärt er weiter.

Gerade das ist ein ernstzunehmendes Problem in Luckau und Lübben. Zahlreiche Patienten bekommen keine Medikamente mehr, weil andere Ärzte die Rezepte nicht ausstellen wollen. Ein Kreistagsabgeordneter bezeichnete diese Praxis im Gesundheitsausschuss unlängst sogar als "unterlassene Hilfeleistung".

Gespräche dazu sollen noch in dieser Woche geführt werden, heißt es von der KVBB. Wie dringend der Bedarf allerdings ist, zeigt auch die Schilderung einer Mitarbeiterin der Notaufnahme im Luckauer Krankenhaus. Täglich würden dort Patienten ohne Hausarzt auftauchen, die keine andere Möglichkeit mehr sehen, sich behandeln zu lassen.

"Lockmittel" helfen bislang nicht

Dass der Fachärztemangel auf dem Land nichts Neues ist, ist allen Beteiligten klar. Dennoch scheinen Mittel, wie etwa eine Prämie bis zu 55.000 Euro vom Land und der KVBB bislang nicht zu bewirken, dass sich neue Ärzte zwischen Lübben und Luckau ansiedeln wollen. "Noch können sich Kollegen aussuchen, wo sie hingehen. Und die wenigsten haben Interesse, sich in der Fläche niederzulassen, es geht dann doch der Gang in berlinnahe Regionen", so Peter Noack.

Die Stadt Lübben will deshalb nun auch selbst aktiv werden, sagt Bürgermeister Frank Neumann. Die Stadt wolle "helfen und unterstützen bei einer Praxisübernahme oder auch bei der Suche nach neuen Praxisräumen", erklärt Neumann.

Ob die Bemühungen allerdings Früchte tragen werden, ist aktuell fraglich. Derzeit gibt es in der Region einen Antrag auf eine Hausarztniederlassung und lediglich zwei vorsichtige Interessensbekundungen.

Sendung: Antenne Brandenburg, 27.01.2022, 15:10 Uhr

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