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Interview | Leiter des Schulamtes Cottbus

"Das ist die große Unbekannte - wir wissen nicht, wer kommt"

Schulbeginn in Südbrandenburg im Zeichen des Ukraine-Kriegs und der nicht enden wollenden Corona-Pandemie: Wie steht es mit den Vorbereitungen? Fragen an Uwe Mader, den Leiter des staatlichen Schulamtes Cottbus.

rbb: Herr Mader, als Leiter des staatlichen Schulamtes Cottbus sind Sie für alle Schulen im Süden Brandenburgs zuständig. Wie stellt sich aktuell die Personalsituation dar?

Uwe Mader: Wir haben für das Schuljahr 2022/23 insgesamt 300 Beschäftigte unbefristet eingestellt. Darunter sind Neueinstellungen und Entfristungen. Dabei sind auch 125 Lehrkräfte im Seiteneinstieg. Darunter sind Biologen, Chemiker, Erzieher - es ist sehr unterschiedlich. Wir stellen auch ukrainische Lehrkräfte, befristet und unbefristet ein. Die sind auch keine Vertretung. Ab dem 1. August besteht ja die Schulpflicht auch für ukrainische Kinder und es sollen alle Kinder regulär unterrichtet und integriert werden. Da brauchen wir natürlich auch Lehrkräfte aus der Ukraine. Wir legen großen Wert darauf, dass sie Deutsch sprechen, wir stellen aber auch Lehrkräfte ein, die nicht über das Sprachniveau B2 verfügen, um hier wenigstens einen Kontakt zwischen Schülern und Lehrkräften herzustellen.

Wie viele ukrainische Kinder werden denn jetzt eingeschult?

Die neuen Einschulungszahlen kann ich nicht nennen. Wir haben zum Ende des Schuljahres nochmal abgefragt und wir haben in unserem Bezirk insgesamt 951 ukrainische Kinder beschult. Aber wir sind sehr gespannt, was in der nächsten Woche kommt. Viele sind noch nicht angemeldet, wir müssen also abwarten, wie viele letztendlich auf der Matte stehen. Sie können sich kurzfristig anmelden, wir müssen dann prüfen, ob wir sie an den jeweiligen Schulen wirklich beschulen können oder ob wir sie umlenken müssen. Diese Schüler bekommen auch Unterricht in Deutsch als Zweitsprache, dafür haben wir die entsprechenden Förderstunden zur Verfügung gestellt. 17 Lehrkäfte aus der Ukraine haben wir neu eingestellt, es sind aber noch mehr im System. Wir arbeiten eng mit der Stadt Cottbus und mit der Arbeitsagentur zusammen. Wir können auch kurzfristig einstellen, das wäre kein Problem. Es kann derzeit nicht gewährleistet werden, dass in jeder Klasse mit ukrainischen Kindern auch eine ukrainische Lehrkraft sitzt. Es gibt aber regionale Unterschiede. Die Stadt Cottbus und der Landkreis Dahme-Spreewald müssen mehr ukrainische Kinder unterrichten, als beispielsweise Elbe-Elster. Wir sind auch für die Einhaltung der Schulpflicht zuständig, das wird auch eine Herausforderung, die zu prüfen.

Wie gehen Sie im Schulamt mit der ganzen Thematik Ukraine um?

Ich habe im Schulamtsbezirk Kollegen, die nur für die Ukraine zuständig sind. Die sind Ansprechpartner, können Fragen beantworten, können zur Einstellung von Lehrkräften beraten. Es gibt eine Kollegin, die sich um die Kapazitäten von Schulen kümmert, falls Schulen sagen, sie können nicht aufnehmen. Die ganze Aufnahme ist eine Herausforderung. Wir gehen davon aus, dass sich in der nächsten Woche viele Schüler melden werden. Das ist die große Unbekannte - wir wissen nicht, wer kommt.

Ferienende

Neues Schuljahr in Brandenburg beginnt mit Corona-Tests

Für mehr als 300.000 Kinder und Jugendliche in Brandenburg beginnt am Montag das neue Schuljahr. Für sie gebe es genügend Lehrpersonal, meint die Bildungsministerin. Kritik gibt es an der Testpflicht in der ersten Schulwoche.

Auf Ihrer Homepage ist zu sehen, dass es vor allem Probleme bei der Besetzung von Schulleitern und stellvertretenden Schulleitern gibt. Woran liegt das?

Auch das ist regional sehr unterschiedlich. In bestimmten Schulformen ist das gar kein Problem, da gibt es viele Bewerber. Es ist natürlich eine sehr hohe Verantwortung damit verbunden. Wenn man das Arbeitsvolumen sieht, kann ich nur den Hut ziehen. Da muss man verstehen, wenn der eine oder andere sagt, das ist mir eine Nummer zu groß.

Auch im kommenden Schuljahr wird Corona eine große Rolle spielen. Welche Schutzmaßnahmen sind geplant?

Ich denke wir sind gut vorbereitet auf den Herbst und Winter. Die Schutzwoche beginnt in der kommenden Woche. Alle Kinder und Personen, die in der Schule arbeiten und nicht immunisiert oder genesen sind, müssen sich drei Mal testen. Die Schulen sind in der Hinsicht schon eingespielt. Die Hygienekonzepte liegen vor, die Lüftungsregeln sind bekannt. Hier steht nichts Neues für die Schulen im Raum. Eine Maskenpflicht gibt es nicht. Ich bin ein bisschen besorgt wegen der Urlaubsrückkehrer, hoffe aber, dass sich viele an die Regeln halten. Das große Ziel ist, dass keine Schule geschlossen wird. Wir können nur dazu aufrufen, trotz Impfungen, weiter zu testen.

Wie sieht es denn bei der Digitalisierung aus? 90 Prozent der Schulen aus Ihrem Bereich haben Anträge auf Mittel aus dem Digitalpakt Schule beantragt.

Ich bin sehr positiv überrascht von der großen Zahl. Einige Schulen hatten schon vor diesem Paket Maßnahmen ergriffen. Das hat Fahrt aufgenommen. Wir haben über den Digitalpakt nicht nur die Ausstattung der Schulen im Visier, es gibt auch das Programm, bei dem Leihgeräte, zum Beispiel Laptops für Schüler zur Verfügung gestellt werden. Es wurden Unmengen an Laptops angeschafft. Das hilft den Schulen unwahrscheinlich. Ehrlicherweise schaffen das nicht alle Schulen. Das Geld ist da, aber die Firmen stehen nicht zur Verfügung.

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Gubener Plastinarium darf nun auch von Schulklassen besucht werden

Wie sind die Sanierungen und Umbauten in den Ferien gelaufen?

Baumaßnahmen gibt es in allen Landkreisen. Ich hoffe wirklich, dass bis zum letzten Ferientag alles so organisiert ist, dass am Montag die Schule wirklich starten kann und hier nicht noch Baumaßnahmen den Schulbetrieb negativ beeinflussen. Aber die Firmen sind sehr fleißig, und die Schulträger sind sehr engagiert.

Eine Neuerung erwartet die Schüler in Südbrandenburg in diesem Jahr. Erstmalig dürfen sie das Plastinarium in Guben besuchen, das war lange verboten. Wie sollen diese Ausflüge praktisch ablaufen?

Es gibt hier weiter eine Ausnahmeregelgung. Wenn Kinder oder Eltern den Besuch ablehnen, dann besteht keine Pflicht zur Teilnahme. Die Schulleitung entscheidet dann, ob das Kind möglicherweise in eine andere Klasse geht. Ich persönlich finde es gut, dass das Angebot gemacht wird. Man muss das natürlich altersdifferenziert betrachten, ob es wirklich etwas für Grundschüler ist. In den weiterführenden Schulen, denke ich, sind die Lehrer fit und können die Entscheidung mit dem nötigen Fingerspitzengefühl treffen.

Auch das Thema Energiekrise wird die Schulen in diesem Jahr treffen. Wie sind Sie darauf vorbereitet?

Das ist gesetzlich geregelt in einer Verwaltungsvorschrift. Die Raumtemperatur wird mit einem mittleren Wert von etwa 20 Grad vorgeschrieben. Unter 16 Grad findet kein Unterricht statt. Wir müssen uns dazu mit den Trägern abstimmen, welche Maßnahmen eingeführt werden können, falls es zu einer Gasknappheit kommt. Auch hier hoffe ich, dass es nicht dazu kommt. Es ist auch nicht beabsichtigt, an diesen Vorschriften etwas zu ändern. Das gilt auch für die Turnhallen. Wir wollen regulären Unterricht machen und auch den Sportunterricht absichern.

Vielen Dank für das Gespräch!

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