Bürgerinitiative im Spreewald - Umweltministerium geht in Diskussion um neue Wildnisgebiete auf Kritiker zu
Das Brandenburger Umweltministerium will mehr Wildnisgebiete - und schaut dabei auch auf den Spreewald. Dagegen hat sich eine Bürgerinitiative gegründet. Nun gab es ein erstes Treffen - und eine Annäherung. Von Daniel Friedrich
In der Diskussion um mögliche neue Wildnisflächen im Spreewald will das Brandenburger Umweltministerium in eine enge Abstimmung mit Gegnern der Pläne gehen, um zusammen eine Lösung zu finden. Das ist ein Ergebnis einer ersten Info-Veranstaltung am Dienstagabend in Lübbenau (Oberspreewald-Lausitz). Dafür will das Ministerium eine eigene Arbeitsgruppe gründen.
Ein Prozent beträgt die Fläche im Land Brandenburg, die als Naturschutzgebiet ausgewiesen ist. Daraus sollen nun zwei Prozent werden, um Artenvielfalt und Naturschutz zu fördern. Dafür schaut die Landesregierung unter anderem auf den Spreewald. Daraufhin hatte sich im August 2022 eine Bürgerinitiative gegründet, zu der Touristiker, Sportvereine, Kahnfährleute, Angler und Anwohner gehören. Die Initiatoren befürchteten, dass künftig Fließe nicht mehr befahren werden können und der Tourismus eingeschränkt wird. Das Umweltministerium hatte das zurückgewiesen.
Ministerium: Keine Auswirkungen für Touristen
Bisher waren zu den Plänen vor allem Gerüchte durchgesickert, am Abend gab es klare Antworten aus dem Ministerium. Es soll vor allem bestehender Landeswald nicht mehr bewirtschaftet werden, sondern für den Naturschutz verwildern - also zum Wildnisgebiet werden. Neue Schutzgebiete sollen nicht ausgewiesen werden. Das heißt, dass Touristen sich wie bisher im Hochwald bewegen können, Kahn-, Paddelboot, Radfahren oder Spazierengehen bleibt erlaubt. Es müsse auch niemand seinen Privatwald abgeben, so das Ministerium. Es will noch in diesem Jahr die konkreten Flächen vorschlagen, um die es geht.
"Sorgen und Ängste bleiben ein Stück weit"
Zu dem Treffen in Lübben mit Vertretern von Ministerium, Bürgerinitiative und Spreewäldern waren laut einem rbb-Reporter rund 100 Leute gekommen. Die Stimmung war angespannt, die Diskussion blieb aber sachlich. "Es ist vielleicht ein Anfang", sagte ein Anwohner im Anschluss. "Ich will noch nicht sagen, dass wir da sind, wo wir hinwollen, weil wir in den letzten Jahrzehnten zu viel gehört haben - aber wenig umgesetzt wurde." Eine Spreewälderin findet es gut, dass es den Dialog mit dem Ministerium gibt. Es sei aber nach wie vor ein Prozess und "die Sorgen und Ängste bleiben ein Stück weit."
Zwei gegenseitige Petitionen online
Die Diskussion um mögliche neue Wildnisflächen im Spreewald hat auch zu zwei Peitionen geführt. Die erste hatten Gegner der Pläne im Juni auf der Plattform "change.org" [www.change.org] gestartet. Darin heißt es unter anderem, dass der Hochwald "die helfende Hand des Menschen" brauche, "um zu überleben." Mitte Oktober hatten über 5.000 Unterzeichner die Petition unterstützt.
Daraufhin wurde eine Peition gegen die erste Petition gestartet [www.change.org]. In dieser ist die Rede davon, dass aufgrund von Falschaussagen "Mitbürger verunsichert" werden würden. Diese Petition wurde Stand Mitte Oktober rund 1.500 Mal unterschrieben.
Sendung: Antenne Brandenburg, 19.10.2022, 15:10 Uhr