Aktivierung von Braunkohlereserven - Blöcke E und F in Jänschwalde sollen wieder hochgefahren werden

Do 21.07.22 | 18:44 Uhr
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Wasserdampf steigt aus den Kühltürmen des Braunkohlekraftwerks Jänschwalde der Lausitz Energie Bergbau AG, kurz Leag (Quelle: DPA/Patrick Pleul)
Audio: Antenne Brandenburg | 21.07.2022 | Andreas Rausch | Bild: DPA/Patrick Pleul

Die Bundesregierung will angesichts drohender Gasknappheit zum 1. Oktober auch die Braunkohlereserve aktivieren. Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) hat am Donnerstag eine Verordnung dazu angekündigt. Die betreffenden Braunkohlekraftwerke könnten dann an den Strommarkt zurückkehren und Erdgaskraftwerke ersetzen.

Auch im größten Brandenburger Kraftwerk in Jänschwalde (Spree-Neiße) könnten so die Reserveblöcke E und F wieder hochgefahren werden. Damit würden dann alle sechs Blöcke wieder Strom erzeugen - inklusive jener, die eigentlich hätten stillgelegt werden sollen.

Blöcke E und F erfüllen Umweltanforderungen nicht

Dafür braucht die Leag als Betreiberin allerdings noch eine Ausnahmegenehmigung vom Brandenburger Umweltministerium. Diese hat das Unternehmen beantragt, es müssen aber noch Unterlagen nachgereicht werden. Die Blöcke E und F erfüllen die aktuellen Umweltanforderungen nicht mehr.

Mit den zusätzlichen Blöcken könnte Jänschwalde nicht nur volle drei Gigawatt Strom erzeugen. Das Kraftwerk sorgt im Winter auch für warme Wohnungen in Peitz und Cottbus, ohne dafür wertvolles Gas nutzen zu müssen.

Vor einer Woche war bereits eine Verordnung in Kraft getreten, die den befristeten Betrieb von Steinkohlekraftwerken aus der Reserve ermöglicht. Grundlage ist das Anfang Juli von Bundestag und Bundesrat beschlossene Gesetzespaket zur Energiesicherung. Habeck reagiert mit der Maßnahme auf die deutlich reduzierten Gasflüsse aus Russland nach der Wartung der Pipeline Nord Stream 1.

Sendung: rbb24 Inforadio, 21.07.2022, 19 Uhr

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28 Kommentare

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  1. 28.

    Oh Peter, Sie wissen doch sicher dass die Mitnetz lediglich der VNB ist und nur der ÜNB den Redispatch (und damit das Last- und Einspeisemanagement) anordnen darf...oder auch das nicht?

  2. 27.

    Ach Peter, ich lüge weil ich die rechtliche Grundlage darstellen?
    Noch einmal für Sie:
    https://www.bundesregierung.de/breg-de/aktuelles/einspeisevorrang-614658
    Zum Thema Redispatch finden Sie ellenlage Listen zur Abregelung der Kohlekraftwerke:
    https://www.netztransparenz.de/
    Das Technik und Physik der Realität Grenzen setzen, weiss der mündige, ideologisch nicht verblendete Bürger.
    In Cottbus gibt es doch tolle Schulen, oder irre ich?
    Wo keine Leitung, da kein Strom. Und das Netz ist kein Speicher...auch wenn es Annalena weiterhin behauptet.

  3. 26.

    Das Problem hier in Deutschland ist die grundsätzliche Verteufelung von ziviler Kernenergie. Es gibt unterschiedliche Verfahren der Kernspaltung und weltweit haben sich die instabilen (Mitkopplungs-)Typen durchgesetzt, nur zum Zwecke der schnellen Anreicherung von spaltbarem Material zum Bau der Atombombe. Problem, astronomisch lange, nicht beherrschbare Endlagerung und hohes Sicherheitsrisko bei Kühlwasserausfall (sind nicht abschaltbar).
    Leider ist die Entwicklung von alternativen, rein zivilen, Verfahren, wie den Flüssigsalzreaktoren, weltweit verteufelt und eingestellt worden. China ist das einzige Land, was das Potential dieser AKW's erkannt hat und aufgrund seiner riesigen Thoriumvorkommen die Entwicklung wieder aufgenommen hat. Wenn die die Korrosionsprobleme tatsächlich zeitnah in den Griff bekommen, sind die als erstes Land wirklich CO2-frei, unabhängig und haben mit Sicherheit kein zukünftiges Energieproblem mehr.


  4. 25.

    Gesetzlichen Vorrang....aber nur auf dem Papier.
    Kann jeder selbst bei z.B. Mitnetz anrufen und sich erkundigen. Reicht die Leitungskapazität nicht aus werden WKA abgeschaltet weil Kohlebuden zu schlecht regelbar sind. Sie wissen das ganz genau und lügen hier bewusst.

  5. 24.

    Das wird für die Bürger teuer, die Kohle dazu kommt mit dem Frachter aus Australien, Südafrika und Indien. Warum werden nicht die Atomkraftwerke wieder hochgefahren bzw. neu errichtet, so wie in Frankreich und Belgien? Es wird Zeit das die Regierung zurück tritt und neu gewählt wird.

  6. 23.

    Die Erneuerbaren haben gesetzlich garantierten Einspeisevorrang, also erzählen sie Quatsch mit dem Abregeln aufgrund fossiler Quellen.

  7. 22.

    Man hätte das viele großzügig anderweitig verschleuderte Geld besser in die Optimierung der Reinigung von Emissionen fossiler Brennstoffe investieren sollen, dann müssten wir zwar trotzdem von fossilen Brennstoffen weg, aber die Gewissensfrage "Putin oder Dreck" würde sich heute nicht täglich neu stellen... Auch e-Autos sind nur mit Verstromung fossiler Brennstoffe zu betreiben, wer will schon nur bei Wind autofahren? Die Öffis fahren nicht nur bei sonnigem Wetter. Wir kommen aus der Nummer nicht raus, dass Alternativen immer dann bereitstehen, wenn wir sie NICHT brauchen. Wasserkraft - ach ne, stimmt ja, wir trocknen aus..

  8. 21.

    Es gibt Menschen, welche diesen Strom schon sehr lange ablehnen und auch ohne Krise auf Öko-Strom setzten. Wir beziehen seit 15 Jahren ausschließlich solchen Strom! Also kein Problem, sollen die anderen abgeschaltet werden! Die erneuerbaren werden übrigens ständig gedrosselt, wegen der Kohlekraftwerke und somit klimaneutrale Energie in großem Ausmaß verschenkt, ganze Anlagen seit Jahren nicht in Betrieb genommen! Das sollte man vor dem Winter angehen, statt Kohle wieder hochzufahren!

  9. 20.

    "umweltfreundlich von AKWs"
    Unsinn!
    Für Jahrmillionen dreckiges verstrahltes und nicht abbaubares Material zurücklassend.
    ASSE ist Ihnen fremd, zu Gorleben, Wackersdorf und Biblis fehlt Ihnen evtl der Bezug und das seit 30 Jahren abzubauende AKW in Greifswald haben Sie erfolgreich ausgeblendet.
    Allein die Kosten, die bei letzterem bisher angefallen sind, trägt der Steuerzahler - und das auch bei jedem anderen.
    Jede Schätzung die der Berechnung der Rücklage diente, ist Makulatur.
    Kein Endlager, keinen Plan.
    In Lubmin wird es noch zig Jahre dauern, bis die Abklingphase soweit fortgeschritten ist, das die Reaktoren für weitere Milliarden zerlegt werden können. Um dann zwischengelagert und dann erneut bearbeitet und endgelagert zu werden.
    Allein das verlagern dauert mindestens bis 2060(!)
    Bildungsempfehlung:
    https://www.ardmediathek.de/video/Y3JpZDovL2Rhc2Vyc3RlLmRlL3JlcG9ydGFnZSBfIGRva3VtZW50YXRpb24gaW0gZXJzdGVuL2MxZmQyNTQ3LWU0MWQtNDEwNy1iNGNlLTA2NmZhYjYyOWZmNA

  10. 19.

    Konsequenterweise müsste ein Hochfahren jetzt mit einem früheren Kohleausstieg einhergehen. Es kommt ja auf die Gesamtmenge an verbrannter Kohle an, nicht so sehr wann sie verbrannt wurde.

  11. 18.

    „Bei weiteren Entfernungen muss zwischengeheizt werden, um den Vorlauf von min. 60 Grad beim Abnehmer halten zu können.“
    Wo haben Sie denn diese Information her?
    In meinem Haus als auch auf der Arbeit stehen im Sommer locker über 65 Grad und im extremen Winter auch über 80 Grad am Vorlauf an und ich wohne und arbeite einige km vom HKW entfernt. Da wird nix zwischengeheizt, eher in der WÜST noch mal runtergeregelt. Zu Hause hänge ich durch die geografische Gegebenheit direkt am Hochtemperaturkreis, da werden es im Winter auch mal 100 Grad. Die Trasse liegt auf dem Grundstück und hält Teile des Parkplatzes eisfrei.
    Radius 1000m hätte wohl kaum den Namen Fernwärme verdient.
    Somit würde Solarthermie auch zentral funktionieren nur leider in Mitteleuropa nicht allein ohne zeitweise Zuheizen mit derzeit noch fossilen Brennstoffen. Ist also nur eine Frage der Wirtschaftlichkeit. Die Temperaturen sind zumindest im Rücklauf eines gut geregelten Fernwärmenetzes sehr gut dafür geeignet.

  12. 17.

    Auf der einen Seite der mangelnde Wille durch Abschaltung / Einschränkung zu sparen und auf EE zu setzen, auf der anderen Seite der Wille die alten Dreckschleudern (sorry) wieder anzufahren. Das vor dem Hintergrund der sich seit Jahren verschärfenden Dürre, sinkender Grundwasserspiegel, trockenfallender, unschiffbar werdenden Flüsse, steigender Temperaturen, sich häufender Waldbrände - nur mal auszugsweise aus den örtlichen Problemen ausgewählt. Kosmetik in der Politik, Unwillen bei "einigen" Bürgern - eine geradezu "optimale" Mischung. Weiter wie bisher, Hauptsache das Büro ist kühl und vor dem Bäcker Sonntags noch ein Parkplatz für das "liebste Stück" frei. Schöne Welt.

  13. 16.

    Dann kauft jemand anderes das Gas. Übrigens ist Gas nur eine sehr geringe Einnahmequelle für Russland. Schaden würden wir Putin definitiv nicht

  14. 15.

    Dies wird kaum ausreichen...heute und gestern haben die Gaskraftwerke >10GW trotz hoher PV Einspeisung geleistet.
    Diese Mengen wurden in der Vergangenheit kaum im frz. Import erreicht, ergänzend ist die erwartbare EE Ausbeute im Winter markant geringer.

  15. 14.

    Tolle Ideen. Aber relativieren wir mal ins Alltagspraktische:
    1. Kühlschränke: Alle Kühlschränke gegen neue auszutauschen, lohnt nur bei 20 Jahre alten Teilen. Die Produktion und Entsorgung macht ökologisch auch Probleme. Rein wirtschaftlich rechnet sich die Neuanschaffung erst bei 20 Jahre alten Kühlschränken.
    2. Fernwärme durch Solarthermie: Fernwärme lohnt grundsätzlich nur, wenn viele Abnehmer in einem engen Umkreis sind. Das funktioniert nur in Städten, in denen im Radius von 1000 Metern um die Erzeugungsanlage auch mind. 3000 Abnehmer sind. Bei weiteren Entfernungen muss zwischengeheizt werden, um den Vorlauf von min. 60 Grad beim Abnehmer halten zu können.
    3. Biogas: Als dezentrale Kraft-Wärme-Kopplung in ländlichen Regionen eine Alternative. In Städten haben einige Stadtwerke schon großtechnisch vor Jahren damit angefangen. Aktuelles Motto: Jeder Toilettengang gegen Putins Gas! ;-)) Bei uns hier sorgt ein riesiger Faulturm für Biogas aus dem Abwasser.

  16. 13.

    Solarthermie ist schon ganz gut aber die eigenen Erfahrungen sind gespalten. Ich krieg es hin im Sommer das Duschwasser für die Kollegen pünktlich zum Feierabend heiß zu bekommen. Im Winter reicht es bestenfalls zum Vorwärmen im Speicher, den Rest muss die Fernwärme erledigen. Aber die 2.000kWh könnte schon hinkommen. Wenn ich demnächst die PV Anlage am Standort aufbauen lasse, untersuch ich noch wie ich überschüssigen Strom für die Heizung am besten nutzen kann. Mit der Klimaanlage zeitweise heizen könnte dann bald billiger als Fernwärme sein.
    Noch viel einfacher wären die Gaslaternen in Berlin und wie ich überrascht festgestellt habe auch in Lübeck durch LED zu ersetzen. Jede einzelne Laterne verbrät wohl deutlich über 4000 kWh Gas.
    Und wenn Berlin und Lübeck sich das leisten, wer weiß welche deutschen Städte noch. Ist das der deutsche Denkmalschutz oder die deutsche Trägheit oder was?

  17. 12.

    Nein | Danke! | Donnerstag, 21.07.2022 | 19:08 Uhr
    hat völlig Recht! Die deutschen Energieversorgen jubeln die Gaskraftwerke derzeit quasi auf Vollast, um Strom nach Frankreich zu verkaufen. Weil einige französische Kernkraftwerke wegen Wartungsarbeiten oder aus technischen Gründen derzeit nicht mit voller Kapazität laufen können.
    Interssanter Hintergrund im Artikel hier:
    https://www.tagesschau.de/wirtschaft/unternehmen/erdgas-stromversorgung-101.html

  18. 11.

    Wenn in Berlin und Brandenburg in privaten Haushalten alle Kühlschränke modernisiert werden würden, dann wäre dies eine Stromeinsparung von bis zu 10% der Kapazität von E und F. Um mal ein Beispiel dessen zu nennen wo man sich mit bissel Vorlauf hätte ersparen können nun über Kohle als ob Rettung zu reden, was insbesondere absurd zwischen brennenden Wäldern und ausgetrockneten Flüssen.

    Des weiteren kann mit Solarthermieanlage per 10m² jährlich ca. 2.500 kWh Erdgas eingespart werden. Dies bedeutet, dass mit Solarthermie auf 200.000 Hektar der Gasverbrauch in DE halbiert werden könnte (im Vergleich, für sog. Biogas wird ca. eine Million Hektar verwendet). Dabei klar, dass dies mit Instandhaltung einhergeht, aber wenn man es mal anpacken würde, da könnten manche Gemeinden bald schon solches modernes Fernwärmekonzept haben.

  19. 10.

    Frieden und saubere Luft wäre die bessere Politik.

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