Ostbrandenburg - Regen führt zu "explosionsartigem" Pilzwachstum

Mi 21.09.22 | 12:20 Uhr
Zwei Steinpilze wachen in einem Wald im Landkreis Oder-Spree. (Foto: Patrick Pleul/dpa)
Audio: Antenne Brandenburg | 21.09.2022 | Wolfgang Bivour | Bild: Patrick Pleul/dpa

Nach der Trockenheit und so gut wie keinen Pilzen hat der Regen der vergangenen Tage zu einem enormen Pilzwachstum geführt. Sammler können derzeit ganz leicht ihre Körbe füllen. Aber aufgepasst bei Pilzbestimmungs-Apps!

Durch den Regen der letzten Wochen können sich Pilzsammler freuen. Der hat vielen heimischen Speisepilzen gutgetan. Darunter sind Steinpilze, Maronen, Butter- und Sandpilze. "Das Jahr ist irgendwie verrückt. Es war so lange trocken. Nur im Frühjahr gab es ein paar Pilze. Dann war Schluss. Nach den jetzigen Regenfällen hat sich bei einigen Arten wie den Steinpilzen zum Beispiel eine explosionsartige Entwicklung eingestellt", sagte Wolfgang Bivour, Vorsitzender des Brandenburgischen Landesverbandes der Pilzsachverständigen, dem rbb. Es gebe derzeit auch viele Maronen, Butter- und Sandpilze. Insgesamt betrachtet gebe es aktuell optimale Bedingungen für Pilzfreunde.

Auch die Deutsche Gesellschaft für Mykologie (DGFM) hatte vielen Teilen Deutschlands eine gute Pilzsaison in Aussicht gestellt. Nach DGfM-Angaben gibt es schätzungsweise 10.000 Großpilze in Mitteleuropa, ungefähr 100 davon sind essbar, etwa 150 von ihnen giftig und circa zehn tödlich.

Pilzberater aufsuchen anstatt nur auf Apps setzen

Trotz großer Pilz-Vorfreude bittet Julia Einöder vom Naturschutzbund Deutschland, um Rücksicht beim Pilze sammeln. "Es wäre schön, wenn man beim Sammeln auf den größeren Wegen bleibt und vom Rand aus schaut. Darüber hinaus wäre es schön, wenn ein paar Pilze für die Tiere stehen lässt", so Einöder. Zudem betonte sie, dass man sich beim Sammeln nicht allzu sehr auf Pilzbestimmungs-Apps verlassen sollte. Im Zweifel sollte lieber ein Pilzberater aufgesucht werden.

Nach Angaben des Pilz-Sachverständigen Lutz Helbig aus Südbrandenburg leben Pilze auf unterschiedliche Weise: die einen als sogenannte Zersetzer wie etwa Champignon und Riesenbovist, die anderen leben in Symbiose mit Pflanzen - als sogenannter Mykorrhiza-Pilz. Das sind beispielsweise Steinpilz oder Marone. Die Pilze, die eine Symbiose mit Bäumen im Wurzelsystem eingehen, seien in diesem Jahr etwas später dran, berichtet er.

Mykorrhiza-Pilze wie der Steinpilz gehen eine Symbiose mit Baumarten wie der Kiefer oder der Eiche ein, erklärt Helbig. Die Bäume stehen nach den vergangenen Jahren mit wenig Regen in einigen Regionen im Trockenstress. "Geht es diesen Bäumen beziehungsweise dem Wald nicht gut, geht's auch den Mykorrhizapilzen nicht gut." Letzten Endes komme es auf die Vitalität des Baumes an, denn das Aufkommen von Pilzarten sei nicht nur eng verbunden mit ihrer Ernährung, sondern auch mit Niederschlag.

Beim Pilze sammeln Zaundurchgänge immer wieder schließen

Unterdessen warnt Dahme-Spreewald vor einer möglichen Ausbreitung der Schweinepest in den nächsten Wochen. Daran sind paarungswillige Keiler schuld - aber auch Pilzsammler.

Um eine weitere Ausbreitung der Seuche zu verhindern, hatte der Landkreis mehrere Zäune aufgestellt, vor allem in Waldgebieten. Pilzsammler nutzen auf ihrer Suche verstärkt die eingebauten Tore, um die Zaunpassagen zu passieren und ließen sie dann meist offenstehen. Das könnte gerade jetzt zur Gefahr werden, heißt es aus der Kreisverwaltung: Zum einen naht die Paarungszeit, zum anderen fallen reichlich Eicheln von den Bäumen. Viele Tiere sind deshalb verstärkt nachts unterwegs und legen zum Teil lange Strecken zurück.

Sendung: Antenne Brandenburg, 21.09.2022, 11:30 Uhr

Pilze sammeln in der Region (Quelle: rbb24)

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