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Video: rbb24 Brandenburg aktuell| 04.10.2022 | Michael Lietz | Quelle: dpa/P. Pleul

Oder-Havel-Kanal

Neues Schiffshebewerk in Niederfinow feierlich eröffnet

14 Jahre haben Niederfinow, Brandenburg und die Binnenschifffahrt auf das neue Schiffshebewerk warten müssen - acht Jahre länger als geplant. Am Dienstag wurde es offiziell eröffnet. Die Feierlichkeiten sollen noch bis Donnerstag gehen.

Mit Musik und Schiffshupen ist das neue Schiffshebewerk in Niederfinow (Barnim) am Dienstag feierlich eröffnet worden. Nach 14 Jahren Bauzeit, mit einer Verzögerung von acht Jahren und einer Verdoppelung der ursprünglich geplanten Kosten, können nun auch größere Containerschiffe den Oder-Havel-Kanal passieren. Insgesamt 520 Millionen Euro hat das Großprojekt der Superlative gekostet.

Bundesverkehrsminister Volker Wissing (FDP) am Dienstag bei der feierlichen Eröffnung des neuen Schiffshebewerks Niederfinow. | Quelle: rbb

Bei der Eröffnung mit dabei waren Bundesverkehrsminister Volker Wissing (FDP) und Brandenburgs Verkehrsminister Guido Beermann (CDU). Wissing bezeichnete das neue Schiffshebewerk als "Meisterwerk der Ingenieurbaukunst". Die Anlage mit ihren gewaltigen Ausmaßen sei auch ein echter Hingucker und ein Publikumsmagnet, sagte er bei der Eröffnung.

"Diesen Schiffshebewerk ist angepasst an moderne Binnenschiffe, die eben länger sind und eine andere Dimension brauchen, als das andere", sagte der FDP-Politiker. In Brandenburg profitieren Städte wie Brandenburg an der Havel oder Eberswalde (Barnim) von den neuen Transportmöglichkeiten, die das neue Schiffshebewerk ermöglicht. Klimafreundlice Transportmöglichkeiten fügt Minister Wissing hinzu.

Höhenfeuerwerk am Abend

Der Bundesverkehrsminister fuhr im Schiffshebewerk ein Stück auf einem Eisbrecher mit, auch ein Band wurde durchgeschnitten. Zahlreiche Schaulustige verfolgten von Zufahrtswegen aus die Inbetriebnahme. Jeder, der bei der Eröffnung dabei gewesen ist, werde noch seinen Enkeln davon erzählen, so der Bundesverkehrsminister in seiner Rede. Nach der Ersthebung der Ehrengäste mit einem historischen Frachtschiff war im Anschluss eine Bootsparade und nach Einbruch der Dunkelheit ein Höhenfeuerwerk geplant.

Alphorn-Performance, Feuerwerk und Bootsparade

Sechs Tage dauern die Abschiedsfeierlichkeiten vom alten Bauwerk und die Begrüßungszeremonien für das neue.

Schon am Samstag, Sonntag und Montag gab es, wie es die Bundes-Schifffahrtsverwaltung angekündigt hatte, "einen Veranstaltungsmarathon, um dem Jahrhundertereignis, für die nur 1.250 Einwohner zählenden Anliegergemeinden Niederfinow und Liepe, einen angemessenen Rahmen zu geben": Mit Erntedankfest, einem Volksfest mit Rummel, Alphorn-Performance, Lichtshows und Feuerwerk, Bootsparaden und Führungen auf dem Hebewerk-Gelände.

Der Oder-Havel-Kanal und das Schiffshebewerk Niederfinow

Hoch die Schiffe!

Mehr als 100 Jahre alt ist der Oder-Havel-Kanal. Sein Prunkstück, das alte Schiffshebewerk Niederfinow, brachte es auf fast 90 Jahre. Millionen Gütertonnen hievte es, fast täglich und rund um die Uhr. Nun übernimmt ein Nachfolger die Hebearbeit. Von Stefan Ruwoldt

Nach der Sause ging es weiter mit feierlichen Worten: Am Dienstagmittag wurde mit Polit-Prominenz und rund 1.000 Gästen die Inbetriebnahme gefeiert.

Zunächst sollen dann am Dienstag historische Boote und Sportboote geschleust werden, bevor am Mittwochmorgen die ersten Schubverbände vom neuen Hebewerk hoch und runter gefahren werden. Der Mittwoch gehört allein den ganz großen Schiffen, die an diesem Tag erstmals durch das neue Werk geschleust werden und am Donnerstagabend beschließt das Konzert "Höhenrausch" die Feiern.

Die vollständige Programmübersicht ist im Netz unter schiffshebewerk-niederfinow.com zu finden.

Für moderne Schiffe

Das Bauwerk wurde als Ersatz für ein altes Hebewerk gebaut, das seit 1934 in Betrieb ist. Die alte Anlage gilt als Touristen-Attraktion und machte die kleine Gemeinde Niederfinow überregional bekannt. Auch im neuen Hebewerk soll es ein Informationszentrum und Führungen für Besucher geben.

In dem Hebewerk überwinden Schiffe in einem riesigen Trog - also wie in einer Art Badewanne - einen Höhenunterschied von 36 Metern.

Fast alles doppelt

Das neue Bauwerk ist auch ein Fest der Zahlen: 14 Jahre wurde insgesamt gebaut, acht Jahre länger als geplant - also mehr als doppelt so lange wie zunächst angesetzt. Mit rund 520 Millionen Euro wurde es auch fast doppelt so teuer: Ursprünglich veranschlagt waren 285 Millionen. Und auch in seinen Ausmaßen kann der Neubau trumpfen: Die Hebewanne ist um rund 30 Meter länger als die des alten Werks (115 Meter vs. 83,50 Meter). 4.300 Tonnen beträgt das Gewicht des alten mit Wasser gefüllten Trogs, der Behälter des Neuen wiegt mehr als das Doppelte - 9.850 Tonnen. Das heißt, hier drin ist mehr Wasser und mehr Platz für Schiffe.

Per Hand und mit Knopfdruck wurde die Schleusung im alten Werk erledigt, im neuen Werk wird mit digitaler Technik geschleust, beschreibt Rolf Dietrich, Leiter des Wasserstraßen-Neubauamtes Berlin, einen wesentlichen Unterschied. Und er liefert eine weitere Begründung für die Schaffung der neuen Anlage: Der Stahl des alten Werks werde irgendwann spröde. Normal sei eine Nutzungsdauer für Schiffshebewerke von 80 bis 100 Jahren, und die hat das alte Werk durch.

Ein Solitär am Rande der Uckermark

Ingenieurtechnisch ist das Bauwerk am Rande der Uckermark (Barnim) unweit von Alter Finow und Finowkanal etwas zum Stauen - verkehrspolitisch eher etwas zum Aaah!-Sagen: Das neue Hebewerk sei geschaffen worden, um den Schiffsverkehr der Wasserstraßenverbindung zwischen Berlin und dem Seehafen Stettin in Polen weiter verlässlich zu halten, teilte das Bundesverkehrsministerium nüchtern mit. Feierlichere Worte dagegen hat der zuständige Bauverantwortliche Rolf Dietrich, der das alles am Mittwoch an die Schifferei übergibt. Er nennt das neue Hebewerk einen "Solitär, eine Anlage, die es so noch nicht gibt".

Sendung: Antenne Brandenburg, Nachrichten, 04.10.2022, 13:30 Uhr

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