Hinweise auf chemische Belastung - Landkreis untersagt Wasserentnahme aus Brunnen in Teilen von Altlandsberg

Fr 29.09.23 | 15:23 Uhr | Von Juan F. Álvarez Moreno
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Symbolbild: Erfrischung (Quelle: dpa/Ruediger Rebmann)
Audio: Antenne Brandnenburg | 29.09.2023 | O-Ton: Thomas Berendt | Bild: dpa/Ruediger Rebmann

In Teilen von Altlandsberg dürfen Anwohner kein Brunnenwasser mehr entnehmen. Der Landkreis Märkisch-Oderland hat die Entnahme mit sofortiger Wirkung verboten, wie er am Freitag mitteilte.

Grund dafür seien Hinweise auf eine chemische Belastung im Grundwasser. Bei einer Untersuchung in einem Brunnen in der Nähe des ehemaligen Altreifenlagers Grenzwerte seien überschritten, die zwar noch nicht gälten, aber bald gesetzlich festgeschrieben würden.

Verboten wurde die Entnahme von Grundwasser aus Trink-, Brauch- und Gartenwasserbrunnen in einem Radius von 800 Metern um den betroffenen Brunnen. Es bestehe keine akute Gefahr für die Anwohner, da die Werte nur leicht überschritten wurden, sagte Thomas Berendt, Sprecher des Landkreises, dem rbb. "Wasser ist ein wichtiges Gut, da wird schon bei geringsten Unsicherheiten immer ein Grundwasser-Entnahmeverbot angeordnet", so Berendt.

Hinweis auf PFAS-Chemikalie

Die Untere Wasserbehörde stellte fest, dass bei drei von 20 Parametern die Grenzwerte leicht überschritten wurden. Nach Angaben von Berendt zeichnen die Ergebnisse ein diffuses Bild, sie deuten aber auf eine Chemikalie aus der Gruppe der PFAS (Per- und polyfluorierte Chemikalien) hin. Diese umfasst mehr als 10.000 bekannte Stoffe, manche von ihnen können laut der Europäischen Umweltagentur (EEA) krebserregend sein.

In dem betroffenen Gebiet gebe es 18 angemeldete Brunnen. Man müsse aber auch mit weiteren, nicht angemeldeten Brunnen rechnen, so der Sprecher.

Altreifenlager brannte vor 15 Jahren

Große Aufmerksamkeit erlangte die Altreifendeponie im Jahr 2008, als drei Jugendliche ein großes Feuer auf dem Gelände verursachten. 18 Stunden brauchte die Feuerwehr damals, um den Brand zu löschen. Laut einem Gutachten vom Mai 2022 belegen die Boden- und Grundwasseruntersuchungen eine Kontamination der Brandfläche durch PFAS-Chemikalien. Die Gutachter zogen als Ursache die beim Feuerwehreinsatz verwendeten Löschmittel in Betracht.

Damals sahen die Behörden keinen direkten Handlungsbedarf, da es keine Häuser mit Wasserbrunnen im einem Umkreis von 250 Metern um das Reifenlager gebe.

Weitere Proben werden veranlasst

Demnächst sollen Mitarbeiter der Unteren Wasserbehörde Proben an dem betroffenen und an weiteren Brunnen "sowohl stromabwärts als auch stromaufwärts" entnehmen, sagte Berendt. Es sei nicht auszuschließen, dass die jetzigen Ergebnisse auf einen Messfehler zurückzuführen seien.

Der Sprecher empfahl allen Gartennutzern, das Wasserentnahmeverbot einzuhalten. "Wir müssen sicher gehen, dass keine Gefährdung für Tiere, für die Pflanzen und vor allem für die Menschen ausgeht", so Berendt.

Sendung: Antenne Brandenburg, 29.09.2023 14:30 Uhr

4 Kommentare

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  1. 4.

    Wem wollen Sie die Verantwortung denn anhängen? Die Brandstifter sind verurteilt worden. Also der Feuerwehr, weil sie den damals noch zugelassenen PFAS-Schwerschaum eingesetzt hat, da Reifenbrände schwer zu löschen sind? Laut einem Grundsatzurteil des Bundesgerichtshofs kann der Träger der Feuerwehr (das wäre hier die Stadt Altlandsberg) zwar zur Amtshaftung herangezogen werden. Dieses Urteil gilt auch rückwirkend. Das trifft aber nur dann zu, wenn der Einsatz des Spezial-Löschmittels fachlich nicht gerechtfertigt war. Das wäre hier zu prüfen. Bei einem derart schwierigen Brand ist es aber unwahrscheinlich, dass Fachleute zu so einem Ergebnis kommen.

  2. 3.

    Der Brand war 2008!

    Na dann möchte ich ja nicht 2038 erleben, wenn die Nachwehen von Tesla in Freienbrink zu sehen sind.
    Eins ist Fakt, die jetzigen Verantwortlichen sind dann garantiert nicht mehr im Amt.

  3. 2.

    Natürlich niemand.

  4. 1.

    Wer trägt denn hier die Verantwortung und wer wird dann zur Verantwortung gezogen?

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