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Audio: Inforadio | 18.09.2020 | Interview mit Agrarminister Axel Vogel | Quelle: dpa/S. Stache

Brandenburger Agrarminister

Landwirte sollen für Schweinepest-Lockdown entschädigt werden

Die Fälle von Afrikanischer Schweinepest haben massive Auswirkungen auf die Landwirte in den betroffenen Brandenburger Gebieten - und zwar nicht nur auf die Schweinehalter. Die Landwirte im Lockdown können aber auf Hilfe hoffen.

Landwirte in Brandenburg sollen durch die Maßnahmen gegen die Ausbreitung der Afrikanischen Schweinepest (ASP) keine finanziellen Nachteile haben. Den Betroffenen würden Entschädigungen zustehen, betonte Agrarminister Axel Vogel (Grüne) am Freitag im rbb. Dabei habe das Land den Landkreisen Unterstützung zugesagt, so Vogel weiter. Diese dürfe nicht von der Kassenlage der Kommunen abhängen.

In dem betroffenen Gebiet in Ostbrandenburg befinden sich laut Vogel mehrere Schweinehalter mit insgesamt 12.700 Schweinen. Doch nicht nur Schweinehalter sind von den Schutzmaßnahmen betroffen. In den Gebieten, in denen infizierte Schweine gefunden wurden, ist zunächst ein Lockdown für die gesamte Land- und Forstwirtschaft verhängt worden.

"In der Kernzone ist keine landwirtschaftliche Nutzung möglich"

Diese Maßnahme sei vom Landestierarzt gemeinsam mit den Kreisen getroffen worden, um zu verhindern, dass die Wildschweine in den von ASP betroffenen Gebieten aufgescheucht werden und in andere Gebiete ausweichen. Zudem müsse sichergestellt werden, dass es keine Verschleppung der Viren in andere Gebiete gibt.

Oberstes Ziel sei es aber, die Tierseuche auf ein möglichst kleines Gebiet einzudämmen und zu verhindern, dass sie sich ausbreiten kann. Sowohl die Kernzone, in der die infizierten Wildschweine gefunden wurden, als auch die Gefahrengebiete um die Kernzonen wurden zuletzt deutlich vergrößert.

"In der Kernzone ist bis auf weiteres keine landwirtschaftliche Nutzung möglich, die wird erst wieder ermöglicht, wenn diese Gebiete wildschweinfrei sind", sagte Vogel. Das werde durch eine Einzäunung und nach intensiver Jagd möglich sein. Im Moment würden mobile Elektrozäune aufgestellt. Erst wenn die Kernzone endgültig feststeht, sollen laut dem Agrarminister feste Zäune errichtet werden.

Die Kernzone umfasst derzeit das Gebiet südlich von Eisenhüttenstadt bis Coschen (Oder-Spree) und von der Oder bis zur Landstraße 45 und Groß Drewitz (Spree-Neiße). Das gefährdete Gebiet drumherum reicht im Norden fast bis nach Frankfurt (Oder) und im Süden bis an die nördliche Grenze von Cottbus. Eine dritte Zone, die sogenannte Pufferzone, umschließt auch die Städte Frankfurt, Cottbus und Forst.

Das sind die ASP-Restriktionszonen in Ostbrandenburg:

Quelle: Landkreis Oder-Spree | Quelle: Landkreis Oder-Spree

Bauernverband fordert Koordinierungsstelle auf Landesebene

Brandenburger Landwirte und Jäger werfen den Behörden derweil Versagen beim Kampf gegen die Afrikanische Schweinepest nach dem deutschlandweit ersten Fall vor. "Wir fordern einen gemeinsamen und zentralen Krisenstab, der auch mit Kompetenzen ausgestattet sein muss", sagte Landesbauernpräsident Henrik Wendorff am Freitag in Teltow (Potsdam-Mittelmark). Derzeit seien die drei Landkreise Spree-Neiße, Oder-Spree und Dahme-Spreewald zuständig und deren Kompetenzen endeten jeweils an der Kreisgrenze. Das Wissen und die Pläne von Landesbauern- und Jagdverband zur Eindämmung seien bislang nicht gefragt worden.

"Ich erwarte am Montag einen Anruf von einer von der Landesregierung berufenen Person, die künftig die Arbeit aller Behörden und beteiligten Ministerien koordiniert", forderte Wendorff. Den Lockdown in der Kernzone hält er für überzogen. Leichte Feldarbeiten würden nicht zu einer Beunruhigung des Wildes führen. Es häufe sich beim Verband zudem die Kritik an den bisher durchgeführten Maßnahmen, sagte der Landesbauernpräsident. So weise der aufgestellte mobile Elektrozaun Mängel auf. Dieser führe an manchen Stellen keinen Strom oder sei durch Wild bereits beschädigt worden.

Wichtig seien Handlungsempfehlungen und Unterstützung bei der Durchführung der Maßnahmen, sagte Dirk Henner-Wellersdorf, Präsident des Landesjagdverbandes. "Wir wollen helfen, müssen aber wissen, wo und wie." Auch er kritisierte die aus Sicht der Jäger dilettantisch in die Landschaft gestellten Zäune, die für Wildschweine leicht zu überwinden seien. "Wir hätten erwartet, dass wirksame feste Wildschutzzäune bereits stehen", sagte er.

Suche nach Wildschweinen mit Drohnen und Hubschrauber

Vergangene Woche war in Schenkendöbern im Landkreis Spree-Neiße der deutschlandweit erste amtlich bestätigte Fall der Afrikanischen Schweinepest amtlich bestätigt worden. Die Zahl der bestätigten Fälle ist mittlerweile auf sieben gestiegen. Wie das Bundesforschungsinstitut für Tiergesundheit in Greifswald am Donnerstag mitteilte, habe man bei einem weiteren Tier aus Neuzelle (Oder-Spree) das Virus nachgewiesen.

Das Land Brandenburg rechnet mit dem Fund weiterer toter Wildschweine, die an der Afrikanischen Schweinepest gestorben sind. An der Neiße zwischen Neuzelle und Schenkendöbern wurde am Donnerstag die Suche nach weiteren mit der Afrikanischen Schweinepest infizierten Wildschweinen fortgesetzt. Im Einsatz sind auch Drohnen und ein Hubschrauber der Polizei. Am Montag werden Hundestaffeln aus Schleswig-Holstein und Rheinland-Pfalz erwartet.

Sendung: Inforadio, 18.09.2020, 07:05 Uhr

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