Netzbetreiber 50 Hertz - Uckermarkleitung soll bis Oktober auf 125 Kilometern Länge in Betrieb gehen

Mi 20.03.24 | 13:00 Uhr
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2005 wurde mit den Planungen für die Uckermark-Leitung begonnen, jahrelang wurde um deren Verlauf gestritten. Jetzt nähert sich der Bau der 380-Kilovolt-Stromtrasse seinem Ende. (Foto: rbb)
Video: rbb24 Brandenburg Aktuell | 20.03.2024 | F. Pilarski | Bild: rbb

2005 wurde mit den Planungen für die Uckermark-Leitung begonnen, jahrelang wurde um deren Verlauf gestritten. Jetzt nähert sich der Bau der 380-Kilovolt-Stromtrasse seinem Ende.

Die Bauarbeiten der sogenannten Uckermarkleitung [50hertz.com] biegen auf die Zielgerade ein. Nach Angaben des Netzbetreibers 50 Hertz soll am 27. März das südliche Teilstück zwischen Neuenhagen (Märkisch-Oderland) und Schwedt (Uckermark) mit 380 Kilovolt in Betrieb genommen werden. Ein 40 Kilometer langes Teilstück zwischen Chorin und Neuenhagen war bereits im Oktober 2022 mit nur 220 Kilovolt ans Netz gegangen. Jetzt erfolgt der Switch zur Volllast auf der Gesamtlänge der südlichen Trasse.

Im Oktober 2024 soll dann der nördliche Abschnitt zwischen Schwedt und Uckerfelde (beides Uckermark) folgen. Insgesamt sollen dann laut 50 Hertz 342 Strommasten verbaut worden sein.

2005 wurde mit den Planungen für die Uckermark-Leitung begonnen, jahrelang wurde um deren Verlauf gestritten. Jetzt nähert sich der Bau der 380-Kilovolt-Stromtrasse seinem Ende. (Foto: rbb)
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Die 125 Kilometer lange 380-Kilovolt-Leitung sei essenziell, um Windstrom aus Mecklenburg-Vorpommern und Nordbrandenburg in Richtung Berlin zu transportieren und auch Polen an das europäische Stromnetz anzubinden, so der Netzbetreiber. "Wir haben so deutlich weniger Situationen, wo Erneuerbarer Strom anfällt, der nicht vor Ort verbraucht oder abtransportiert werden kann", sagte Dirk Manthey von 50 Hertz.

Einwicklungsphasen Uckermarkleitung

  • 2005: Start der Planung der Uckermarkleitung
  • 2006-2007: Beginn des Raumordnungsverfahrens
  • 2009: Bedarfsfestsetzung im Energieleitungsausbaugesetz
  • 2010: Start Planfeststellungsverfahren
  • 2022: Erteilung der vollständigen Baugenehmigung, Hintergrund der Verzögerungen waren insgesamt zwei Klagen des Nabu; letzte Klage wurde am 5.Juli 2022 vom Bundesverwaltungsgericht zurückgewiesen

Zwischen Schwedt und Uckerfelde werden Arbeiten zurzeit forciert

Um den Termin Oktober 2024 für die Gesamtfertigstellung zu halten, laufen die Arbeiten zwischen Schwedt und Uckerfelde mit der 5,5 Kilometer langen Verbindungsleitung zum Umspannwerk Vierraden nahe dem PCK Schwedt auf Hochtouren.

Mit dabei ist Dawid Grybowski. In der Nähe von Gramzow montiert der polnische Leitungsfachmann mit seinem Kollegen aktuell in 30 Meter Höhe Isolatoren für die künftige Höchstspannungs-Trasse. "Ich denke, dass das eine gute Arbeit ist hier oben. Es macht mir Spaß und ist sehr interessant", sagte Grybowski rbb24 Brandenburg aktuell. An anderer Stelle werden bereits die sogenannten Leitungsseile eingefädelt.

Der Bau des letzten Abschnitts wurde jahrelang durch Klagen des Naturschutzbunds verzögert. Der wollte einen besseren Vogelschutz durchsetzen. Eine Klage vor dem Bundesverwaltungsgericht in Leipzig scheiterte 2022 (Az.: BVerwG 4 A 13.20).

Einer von mehreren Kompromissen ist jetzt beim Mastbau sichtbar: In den Vogelschutzgebieten werden die Leitungen nur in einer Ebene aufgehängt – das soll die Gefahr von Kollisionen reduzieren.

2005 wurde mit den Planungen für die Uckermark-Leitung begonnen, jahrelang wurde um deren Verlauf gestritten. Jetzt nähert sich der Bau der 380-Kilovolt-Stromtrasse seinem Ende. (Foto: rbb)

50 Hertz arbeitet mit Netzredundanzen und Objektschutz

Solche Hochspannungsleitungen wie die neue Uckermarktrasse zählen zur kritischen Infrastruktur. Seit dem Brandanschlag auf einen Strommast in Grünheide (Oder-Spree) hat das Thema Sicherheit noch einmal an Aktualität gewonnen. "Wir als 50hertz arbeiten mit den Sicherheitsbehörden zusammen, um Maßnahmen zu treffen, wie man Infrastrukturen, die angreifbar sind, möglichst schützen kann, wie man sie vielleicht auch möglichst schnell wieder in Gang bekommt", erklärte Manthey. "Das ist auch wichtig, dass, wenn mal was ausfällt - ob das jetzt mutwillig passiert oder ob das ein Unfall oder so etwas ist - dass solche Anlagen schnell wieder in Betrieb sind."

So sind in den Netzen Redundanzen eingebaut, dass Leitungsabschnitte beispielsweise beidseitig mit Strom versorgt werden können. Im Falle von Unterbrechungen können Redundanzen dafür sorgen, dass Probleme schnell austariert werden können. Zudem arbeitet 50 Hertz wie beispielsweise an Umspannwerken auch mit Objektschutz.

Uckermarktrasse hat Gesamtbauvolumen von 445 Millionen Euro

Die neue 380-Kilovolt Uckermarkleitung ersetzt die alte 220-KV-Stromleitung aus dem Jahr 1958 und vervierfacht die elektrische Übertragungsleistung. Ursprünglich ging der Verlauf der neuen Trasse in Nähe zur alten Leitung quer durch das Biosphärenreservat Schorfheide Chorin. Jahrelang wurde um den Trassenverlauf gestritten. Am Ende schlägt die Stromtrasse teilweise einen Bogen um das Schutzgebiet bis nach Schwedt. Sie durchquert die Landkreise Uckermark, Barnim und Märkisch-Oderland sowie das Gebiet von 18 Gemeinden. Insgesamt werden in die neue Uckermarkleitung von 50 Hertz 445 Millionen Euro investiert.

Sendung: rbb24 Brandenburg aktuell, 20.03.2024, 19:30 Uhr

21 Kommentare

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  1. 21.

    Muß mich nicht von Ihnen belehren lassen, so von oben herab. Denk mal drüber nach.

  2. 20.

    Und wer bezahlt die Stromkonzerne?
    Wirtschaftskreisläufe hatte mein Sohn in der 5. oder 6. Klasse.
    Muss man nicht Marx und Engels gelesen und verstanden haben, um zu wissen wer im Kapitalismus am Ende alles bezahlt und weshalb es eben wichtig und richtig ist nachhaltig wirtschaftliche Lösungen insbesondere in der Infrastruktur zu ermöglichen.

  3. 19.

    Warum können die die Leitungen nicht unterirdisch verlegen, bei Bezahlung durch die Stromkonzerne? So What?

  4. 18.

    Hallo rainer, Mit Hochspannungsleitungen auf deinem Grundstück und vor deiner Haustür und in den dir nahen und bekannten Vogelschutzgebieten kennst du dich ja bestens aus! Das ist ja in berlin in allen Straßen und Parks eine häufig auftretende Optik, die von den vielen Menschen dort geschätzt und geliebt wird. Danke deshalb für deine sinnvolle Einschätzung . . . Freundlichen Gruß Peter

  5. 17.

    Das wäre eine der idealsten Lösungen. Eine sehr lange schon existierende Idee. - Und doch -leider- nicht immer 'durchzusetzen', weil sich selbst hier "Gegner" finden!

  6. 16.

    Ja, das ist eine sehr komplizierte/schwierige Kiste, weil es auch um Eigentum an Boden geht. Nur fällt eine Entscheidung zu einem Bodenordnungsverfahren, auch mdl. umg.-spr. Flurbereinigungsverfahr. nicht vom Himmel. So etwas wird im Voraus besprochen u. gelangt dann zu einer Einigung:Ja. Trotzdem hat es in der Praxis weitere Facetten, was die gut Meinenden nicht wissen können; die Probleme tauchen auf, wenn sog. Erbengemeinschaften auftreten, die nicht wissen, was sie wollen o. nur ablehnen, auch wenn eine Zustimmung der Betreff. immer mit gefundenen Kompromissen begleitet werden müssen. Das ist in der Tat nicht einfach u. muss von der Eigentümergemeinschaft kostenmäßig getragen werden. Nur ist ablehnen, auch nicht die bessere Variante, weil die Mehrheit der Beteiligten optimalere Flächenzuschnitte/Prod.bedingungen, gelegentl. auch wesentl. Verbess. in den Ortschaften bis Gleisübergänge erh. Das dauert, leider! Aber, es spricht viel dafür, es umzusetzen. Gute Bsp. gibt's in allen BL!

  7. 15.

    Wenn sie schon über eine Kabeltrasse in diesem Spannungsbereich reden möchten, dann sollten sie sich vorher über die technischen Möglichkeiten informieren. Die Flächen um und über den Kabeln sind nicht nutzbar. Außerdem müssen diese Kabel gekühlt bzw. besonders isoliert werden. Nur weil ihnen, wie vielen Anderen die Trasse nicht gefällt, ist es die ökonomischste Variante.

  8. 14.

    Nun ja, wenn es darum geht, die Kosten einigen wenigen aufzubürden, ist man immer ganz vermeintlich rational dabei.
    Einfach das Geld in die Hand nehmen und unterirdisch die Leitung verlegen. Technisch machbar, kostet aber alle Strombezieher in Deutschland etwas. Jetzt gibt es stattdessen nur ein Sonderopfer der Anwohner, die mit den schönen neuen doppelt so großen Masten leben dürfen. Aber vielleicht steigen ja auch noch die örtlichen Netzentgelte. Man braucht schließlich vor Ort mehr Leitungen.

  9. 13.

    Ich sag nur Flurbereinigungsverfahren Unteres Odertal, hat noch früher bekonnen und ist noch nicht ausgestanden...

  10. 12.

    Sie hätten besser in eine unterirdische oder ebenerdige Leitung entlang der Autobahn oder Bahntrassen investieren sollen, auch wenn die Baukosten höher sind. Die langfristigen Vorteile hätten aber überwogen.

  11. 11.

    Es ist so wie in ganz Deutschland, wenn es gebaut werden soll, ich habe nichts gegen den Fortschritt und die Verbesserung, aber nicht bei mir vor der Tür.

  12. 10.

    Ein Großbauvorhaben, aber die Klagen des NABUs gehen ja oft "in die Ecke, das verhindern wir mal.." Planungsfehler mit dem Vorhandensein, u. dann werden aber die Arten des Anhangs II der berühmten Vogelschutzrichtlinie" aufgefahren. Man kennt ja das aus der eigenen Arbeit zur Genüge.Bei solchen Sachen ist angesagt:Wir suchen die Lösung u. nicht, wir sagen nein. Dennoch kann es Konflikträume geben, da sind auch die Planer der Trassen/die Raumordnung gefragt, da setzt man sich zusammen u. sucht im Best of-Verfahren die beste Lösung. Denn, strikt, hier gehts lang, ohne Rücksicht auf.., das geht nicht. Wenn man seine Planung rechtsfäh. kriegen will, dann muss man nach Kompromissen suchen. Dennoch 20 Jahre! Meine Güte. Da sollten sich alle überlegen, was die Leitung im Grunde genommen wirkl. gekostet hat, denn Zeit ist auch Geld. D hat sich ein Verfahren wg. mangelnd. Artenschutz seitens der EU eingehandelt, zu wenig f.den Artenschutz getan. Die Ansprüche zum Ausgleich werden steigen!

  13. 9.

    Durch jede Klage und durch jede Blockade, steigen die Kosten für Infrastruktur und für's Bauen.

  14. 8.

    Wer keine Industrie, kein Gewerbe, keinen Wohnungsbau und damit neue Mitbürger:innen haben will - bekommt, Stromleitungen, Strommasten, Windparks und Solarfelder, Viele Grüße aus Brandenburg.

  15. 7.

    Da hat der Naturschutzbund mal wieder ganze Arbeit geleistet, dass die Stromkosten durch verzögerten Infrastrukturausbau für uns alle stark gestiegen sind. Aber angeblich ist ja die Ampel dran Schuld.

  16. 6.

    Hier im Ort tauscht Mitnetz die alten Leitungen aus.
    Straße für Straße fit für mehr Wind und Solarstrom.

  17. 5.

    Neben dem Bau der Stromleitung wird in der Uckermark gerade die Bahnstrecke zwischen Angermünde und Stettin für 160 km/h ertüchtigt. Gerade ist viel Los in der Region.

  18. 4.

    Schön das es nun endlich soweit ist und die Trassen in Betrieb genommen werden kann. Man darf es keinem Fremden erzählen, dass die Planungen bereits 2005 begonnen haben. Das sind fast 20 Jahre von der Planung bis zur Realisierung. Da haben die Gegner dieser Trasse wirklich ganze Arbeit geleistet und ich nehme an, sie sind mit dem Ergebnis noch nicht zu friedn. Dieses Bautempo ist eigentlich beschämend.

  19. 3.

    Ich finde es gut, daß der rbb jetzt wohl kontinuierlicher über den fortschreitenden Ausbau der Infrasturktur berichtet.

  20. 2.

    Beitrag nicht gelesen erzeugt Schnappatmung....
    Ansonsten dauert es hoffentlich bei weiterem Ausbau nicht wieder 20 Jahre.

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