Interview | Konferenz zur Zukunft des Kinos - "Im Kino gibt es graduelle Erholungszeichen"

Mi 22.06.22 | 06:08 Uhr
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Symbolbild: Ein halb-leeres Kino in Berlin. (Quelle: dpa/J. Kalaene)
Audio: Inforadio | 22.02.2022 | Interview mit Caroline Lindenmaier | Bild: doa/J. Kalaene

Die Deutschen gehen selten ins Kino – im vergangenen Corona-Jahr durchschnittlich 0,5 Mal. Wie das anders werden kann, ist ab Mittwoch Thema der Konferenz Cinema Vision 2030. Mit dabei ist Caroline Lindenmaier vom Branchenverband der Kinobetreiber.

rbb: Was erwarten Sie von der Cinema Vision 2030?

Caroline Lindenmaier: Zunächst einmal freuen wir uns auf den direkten Austausch mit den Kolleginnen aus dem Ausland und vor allem natürlich auf den Input, den sie hier nach Berlin mitbringen. Wir hoffen natürlich, dass der Blick über den Tellerrand nicht ohne Konsequenzen bleibt. Denn zum nachhaltigen Erfolg der Konferenz wird entscheidend sein, welche Ideen bei uns zünden und welche handfesten Initiativen sich aus diesem Thinktank heraus entwickeln werden.

Es geht um das Kino 2030, das ist schon in acht Jahren - also nicht mehr viel Zeit. Wo, glauben Sie, steht das Kino im Jahr 2030?

Wir wollen groß denken. Wir wollen an das Publikum denken, an den Service, an das Ambiente, an die Event-Möglichkeiten, die das Kino bieten kann. Und genau da gibt es viele, viele Ansatzpunkte. Und dafür haben wir eben auch hochprofessionelle und innovative Kino-Macher:innen aus der ganzen Welt nach Berlin eingeladen und wollen uns darüber austauschen, wie in Paris, Peking und Brooklyn Kino gemacht wird. Was dort die Trends und Themen sind, die das Publikum überzeugen. Uns interessiert natürlich vor allem, wie wir das in Deutschland umsetzen können.

Es sprechen auch Rednerinnen und Redner aus anderen europäischen Ländern. Was können die denn besser als wir hier in Deutschland?

Die deutschen Kinos sind auf gar keinen Fall internationales Schlusslicht. Ganz im Gegenteil. Viele Häuser in Deutschland haben trotz des Lockdowns fleißig gearbeitet, haben Renovierungsarbeiten durchgeführt oder ihr Sortiment überarbeitet. Aber auch das Thema Digitalisierung hat durch die Pandemie einen echten Aufschwung erlebt. Hier wollen wir ansetzen und schauen, welche Erfahrungen es in anderen Ländern, zum Beispiel mit der digitalen Kundenansprache, gibt? Da haben wir noch ein bisschen Aufholbedarf, um dann vor allem auch wieder das junge Publikum ans Kino zu binden.

Während der Pandemie ist die Konkurrenz von Streamingdiensten stärker geworden. Wie beurteilen Sie die aktuelle Lage?

Es ist natürlich so, dass das Kino immer noch nicht von der Pandemie genesen ist. Verglichen mit den Zahlen aus dem Jahr 2019, liegen wir in der ersten Jahreshälfte 2022 auf einem Niveau, das ungefähr bei 60 Prozent liegt. Das gilt für Theater oder Opern in gleichem Maße. Die Kapazitäten sind da also noch lange nicht ausgelastet. Aber im Kino - und das macht uns Mut - gibt es eben auch einmal wieder graduelle Erholungsanzeichen, wie jetzt im Juni. Genau diese positive Stimmung ist jetzt die beste Voraussetzung, um noch einen Zahn zuzulegen und sich eben auch internationale Inspiration zu holen.

Die Kinobranche wird aktuell auch vom Bund wegen der Pandemie und ihrer Folgen unterstützt mit dem Programm Neustart Kultur. Gibt es etwas, das Sie von der Politik noch an Unterstützung fordern?

Auf jeden Fall. Es geht natürlich um Investitionsprogramme für die Zukunft. Da hat das Parlament gerade erst das Zukunftsprogramm Kino für dieses Jahr aufgestockt. Das war dringend notwendig, weil das Programm nach zwei Tagen hoffnungsvoll überzeichnet war. Es wird aber auch darum gehen, wie wir es schaffen, durch die Förderung mehr publikumsstarke Filme ins Kino zu bringen. Da gibt es viele Ansatzpunkte, wo die Politik mit unterstützen kann.

Das Gespräch mit Claudia Lindenmaier führte Leon Stebe, Inforadio. Dieser Text ist eine gekürzte und redigierte Fassung. Das komplette Interview können Sie oben im Beitrag im Audio hören.

Sendung: Inforadio, 22.06.2022, 12:55 Uhr

3 Kommentare

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  1. 3.

    Na klar würden mehr Leute gehen, wenn es günstiger wäre, aber das Kino muss auch seine Kosten decken können. Und den Preis von 2 Mittagessen kann ich dafür mehr als einmal im Jahr entbehren.

  2. 2.

    Ich bin Mitte 40 und finde Mainstream Kino super. Also bitte nicht immer nur von sich auf alle anderen schließen. :-)

  3. 1.

    Kino ist zu teuer. Interessante, anspruchsvollere Filme werden nur kurz und in sehr kleinen, entlegenen (für mich) Kinos zu später Stunde gezeigt.

    Der sogenannt "Mainstream" beherrscht die Kinolandschaft, also überwiegend für Kinder und Jugendliche.

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