Im Alter von 91 Jahren - Drehbuchautor Wolfgang Kohlhaase gestorben

Mi 05.10.22 | 16:03 Uhr
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Wolfgang Kohlhaase, Drehbuchautor, sitzt während eines Gespräches mir der Deutschen Presse-Agentur in seinem Garten. (Quelle: dpa/Patrick Pleul)
Video: rbb24 | 05.10.2022 | Bild: dpa/Patrick Pleul

Der Drehbuchautor, Regisseur und Schriftsteller Wolfgang Kohlhaase ist tot. Er sei am Mittwoch in Berlin im Alter von 91 Jahren gestorben, teilte die Akademie der Künste unter Berufung auf seine Frau Emöke Pöstenyi mit.

Der Berliner Drehbuchautor, Regisseur und Schriftsteller Wolfgang Kohlhaase ist tot. Er sei am Mittwoch in Berlin im Alter von 91 Jahren gestorben, teilte die Akademie der Künste unter Berufung auf seine Frau Emöke Pöstenyi mit.

Er war einer der bedeutendsten deutschen Drehbuchautoren, der mit namhaften Regisseuren wie Gerhard Klein, Frank Beyer, Konrad Wolf und Andreas Dresen zusammengearbeitet hat. Aus seiner Schreibmaschine stammen DEFA-Filmklassiker wie "Berlin – Ecke Schönhauser", "Ich war neunzehn" und "Solo Sunny".

Zweiter Weltkrieg in Adlershof

1931 in Berlin geboren und in Adlershof aufgewachsen, begann Kohlhaase früh mit dem Schreiben und der Arbeit beim Film. Bereits während der Schulzeit habe er das Schreiben für sich entdeckt, beschreibt die DEFA-Stiftung seinen Werdegang. Sein erstes verfilmtes Drehbuch sei der Jugendfilm "Die Störenfriede" von Wolfgang Schleif gewesen.

Seine jungen Jahre waren geprägt vom Zweiten Weltkrieg, den er in Adlershof erlebte. "Ich habe versucht zu reden, zu schreiben und auch Filme zu machen über den Hintergrund meiner Kindheit", erzählte er im vergangenen Jahr in einem Interview der Deutschen Presse-Agentur zu seinem 90. Geburtstag. "Das war die Nazizeit, das war der Krieg. Das war das vergeudete Leben meiner Eltern."

2010 bekam Kohlhaase den Goldenen Ehrenbär

Viele seiner Filme erreichten ein großes Publikum, jenseits der auferlegten Pflichterfüllung. In "Der Aufenthalt" fesselte Sylvester Groth in seiner ersten Rolle als seine Schuld begreifender, junger Wehrmachtssoldat. Autobiografisch erzählte Konrad Wolf in "Ich war neunzehn" nach einem glänzenden Drehbuch von Kohlhaase von seiner Rückkehr in die fremde Heimat in sowjetischer Uniform, eine ungewöhnliche Perspektive im DEFA-Film, mit Jackie Schwarz in der Hauptrolle.

2010 bekam Kohlhaase im Rahmen der Berlinale den Goldenen Ehrenbär für sein Lebenswerk. Dabei lobte die Jury dessen "Gespür für Authentizität in seinen Figuren wie in seinen Geschichten, seine lakonische, sehr ökonomische Sprache und seine feine Ironie." 2011 erhielt er auch von der Deutschen Filmakademie die Lola für sein Lebenswerk. Kohlhaase lebte in Berlin und im brandenburgischen Reichenwalde (Oder-Spree).

Kulturstaatsministerin Roth gedenkt Kohlhaase

Die deutsche Film- und Fernsehlandschaft verliert mit Kohlhaase "einen ihrer
einfallsreichsten und feinsinnigsten Drehbuchautoren", teilte Kulturstaatsministerin Claudia Roth (Grüne) mit. Aus seiner Feder stammten die schönsten und bewegendsten Erzählungen der gesamtdeutschen Filmgeschichte, hieß es in einer Mitteilung. "Getragen von großer Menschenliebe und einem besonderen Gespür für Zwischentöne kreierte er Figuren, die Millionen Menschen tief berührten" so Roth.

Sendung: rbb24, 05.10.2022, 13:00 Uhr

Das rbb Fernsehen sendet am Mittwochabend zum Tod von Wolfgang Kohlhaase um 22.15 Uhr das Porträt "Wolfgang Kohlhaase - Leben in Geschichten" und anschließend um 23.15 Uhr den Film "Als wir träumten"

6 Kommentare

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  1. 6.

    mein Beileid an alle Angehörigen und Freunde, Ruhe in Frieden, er war ein großer Künstler seiner Zeit und wird von vielen Menschen, die mit ihm gelebt haben, unvergessen bleiben, schön. daß der rbb heute, ihm zu Ehren, sein Programm gestaltet, Danke

  2. 5.

    Bin schon auf deine nächsten Filme gespannt. Bleib du. Bis bald.

  3. 4.

    Ruhe in Frieden!
    Solo Sunny- unvergessen!
    Klaus Brasch und Renate Krößner spielten meisterhaft. Die Handlung, Musik und Licht- auf den Punkt gebracht.

  4. 3.

    Guten Tag. Wir werden Geboren um zu Sterben. Oder " Panta Re. Alles Fließt.

  5. 2.

    Solo Sunny, ein wunderbarer Film. Wer wirklich etwas über das Leben in der DDR erfahren möchte, sollte sich den Film ansehen.
    Wesentlich besser als die heutigen Spielfilme mit DDR-Sujet, die meiner Meinung nach einen Mangel an Authentizität haben, was bei dem mittlerweile großen zeitlichen Abstand auch nicht wirklich überrascht.


  6. 1.

    Mein Beileid den Angehörigen!
    Seeehr schade; ein großer Verlust - manche müssten ewig leben ...

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