rbb24
  1. rbb|24
  2. Panorama
Audio: rbb24 Inforadio | 27.07.2022 | Jan Menzel | Quelle: dpa/Florian Gaertner

Gasknappheit und steigende Preise

Berlin schaltet Beleuchtung von mehr als 200 Bauwerken ab

Der Berliner Senat will angesichts steigender Strom- und Gaspreise einen Beitrag zum Energiesparen leisten. Schon in dieser Nacht sollen einige Sehenswürdigkeiten im Bezirk Mitte deshalb im Dunkeln bleiben - weitere sollen folgen.

Zahlreiche öffentliche Gebäude in Berlin werden ab sofort nachts nicht mehr angestrahlt. Neben dem Dom sind das die Marienkirche, das Zeughaus und das Alte Palais im Bezirk Mitte, wie die Senatsumweltverwaltung am Mittwoch mitteilte. Auch der Lustgarten und das Reiterstandbild Unter den Linden sollen demnach schon in der kommenden Nacht nicht mehr beleuchtet werden.

In den kommenden Wochen sollen dann auch die Siegessäule, Staatsoper, Deutsche Oper, Gedächtniskirche, das Rote Rathaus und das Schloss Charlottenburg folgen. Statuen im Tiergarten sowie Brückenbauwerke sollen ebenfalls nicht mehr angestrahlt werden.

Beleuchtung im Schloss Bellevue

Bundespräsident Steinmeier macht das Licht aus

Beitrag zum Energiesparen

Die Umweltverwaltung sprach von einem Beitrag zum Energiesparen und einem sichtbaren Zeichen, das damit gesetzt werde. "Angesichts des Krieges gegen die Ukraine und der energiepolitischen Drohungen Russlands ist es wichtig, dass wir möglichst sorgsam mit unserer Energie umgehen", erklärte Umweltsenatorin Bettina Jarasch (Grüne). Sie betonte, dass die öffentliche Hand eine Vorbildfunktion habe.

Die Berliner Regierende Bürgermeisterin Franziska Giffey (SPD) hatte sich Mitte Juli bereits dafür ausgesprochen, die Beleuchtung des Brandenburger Tores in der Nacht abschalten zu lassen.

Elektrofachfirma bereitet Ausschaltungen vor

Jarasch kündigte an, dass Gebäude in der Verantwortung ihrer Verwaltung nicht mehr angestrahlt werden sollen. Dabei handele es sich insgesamt um rund 200 Objekte. Rund 1.400 Strahler seien dabei im Einsatz. Der Stromverbrauch für alle Objekte liegt den Angaben zufolge bei rund 200.000 kWh/Jahr, die Menge entspricht ungefähr dem Verbrauch von 150 Ein-Personen-Haushalten. Die Stromkosten dafür beliefen sich auf etwa 40.000 Euro, hieß es.

Laut Umweltverwaltung beginnt eine beauftragte Elektrofachfirma sofort mit den Vorbereitungen für das Ausschalten der Lichtanlagen. Täglich könnten 100 bis 120 Strahler außer Betrieb gesetzt werden. Das Ausschalten aller Anlagen könnte in drei bis vier Wochen abgeschlossen sein.

FDP-Chef Czaja: Berlin muss mit gutem Beispiel vorangehen

Sebastian Czaja, Vorsitzender der FDP-Fraktion im Abgeordnetenhaus von Berlin bezeichnete die Maßnahme der Umweltverwaltung als richtigen Schritt. "Es ist erfreulich, dass Bettina Jarasch unseren Vorschlag zum Energiesparen nun umsetzt und die öffentlichen Gebäude ihrer Senatsverwaltung nachts nicht länger anstrahlen lässt." Tatsächlich hatte die FDP im Abgeordnetenhaus hatte Mitte Juli die Abschaltung der nächtlichen Beleuchtung gefordert, einzelne Mitglieder der Regierungskoalition hatten die Idee befürwortet.

"Wenn die Bürgerinnen und Bürger Strom sparen müssen, soll auch der Staat seinen Beitrag leisten", so Czaja weiter. "Genau deshalb darf es jetzt nicht bei diesem Alleingang bleiben. Frau Jarasch und Frau Giffey müssen endlich an einem Strang ziehen und gemeinsam ein Energiesparkonzept vorlegen.“

Quelle: dpa/Paul Zinken

AfD befürchtet Probleme für Tourismus

Der Parlamentarische Geschäftsführer der AfD-Hauptstadtfraktion, Ronald Gläser, hingegen kritisierte, dass die Hauptstadt weniger attraktiv für Touristen sei, sollten die Sehenswürdigkeiten nachts im Dunkeln bleiben.

"Einerseits wird uns andauernd versichert, es drohe keine Stromkrise. Andererseits will der Senat die Berliner Sehenswürdigkeiten nicht mehr beleuchten, um Energie zu sparen", erklärte Gläser. "Als Tourismusmetropole macht sich die Stadt damit ein gutes Stück unattraktiver. Berlins Vorbild scheint nicht mehr Paris zu sein, sondern Pjöngjang. Mit Rotgrünrot wird es in Berlin zappenduster."

Reichstagsgebäude bleibt beleuchtet

Der Deutsche Bundestag beabsichtigt derweil, die nächtliche Außenbeleuchtung des Reichstagsgebäudes in Berlin auch in Zeiten zunehmender Energieknappheit beizubehalten. Ein Sprecher der Bundestagsverwaltung hatte am Montag auf DPA-Anfrage auf ein Einsparkonzept verwiesen, das unter anderem vorsieht, die Innenbeleuchtung vor allem in Hallen und Sälen "unter Berücksichtigung der einschlägigen arbeitsschutzrechtlichen Bestimmungen und der Sicherheitsbelange" zu reduzieren.

Der Ältestenrat des Bundestages hatte vor zwei Wochen ein Konzept zum Energiesparen beschlossen. Dazu gehört auch, die Räume im Winter weniger zu heizen und im Sommer weniger zu kühlen.

Sendung: rbb24 Inforadio, 27.07.2022, 15:00 Uhr

Artikel im mobilen Angebot lesen