1.481.000 Euro anstatt 1.481 Euro - Millionär wegen Überweisungsfehlers - Berliner Staatsanwaltschaft erhebt Anklage

Mi 08.02.23 | 17:17 Uhr
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Symbolbild: Eine goldfarbene Justitia-Figur steht im Landgericht. (Quelle: dpa/B. Pedersen)
Bild: dpa/B. Pedersen

Mit Hilfe eines Überweisungsfehlers wurde ein ehemaliger Rechtsanwalt zum Millionär – aber nur vorübergehend. Denn die Berliner Staatsanwaltschaft hat gegen den Mann Anklage "wegen fünf Taten des Bankrotts sowie wegen falscher eidesstattlicher Versicherung" erhoben, teilte die Behörde am Mittwoch mit.

Fast 1,5 Millionen Euro in Eigentumswohnung und Auto investiert

Der 47-Jährige hatte laut Staatsanwaltschaft für einen Mandanten gegen einen Musikstreaminganbieter erfolgreich einen Urheberrechtsstreit geführt. Doch bei der Überweisung unterlief dem Streaminganbieter im Juni 2017 ein Fehler: Anstatt 1.481 Euro wurden an die Kanzlei 1.481.000 Euro gezahlt. Also drei Nullen zu viel.

Wie die Behörde weiter mitteilte, behielt der Jurist die zu viel überwiesene Summe - und investierte zum Beispiel in "eine Eigentumswohnung für knapp 600.000 Euro, Goldmünzen und Edelmetalle für etwa 120.000 Euro, ein Auto für 50.000 Euro und Schmuck".

Lebensgefährtin und Vater mitangeklagt

Ein halbes Jahr später bemerkte der Musikstreaminganbieter seinen Fehler und verklagte den ehemaligen Rechtsanwalt auf Rückzahlung. Doch dieser soll laut Staatsanwaltschaft versucht haben, sein Vermögen in Sicherheit zu bringen, indem er seiner Lebensgefährtin Geld überwies und die Eigentumswohnung verschenkte. Seinem Vater überschrieb er das Auto. Beide sind mitangeklagt.

Als das zivilrechtliche Urteil gegen den 47-Jährigen vollstreckt werden sollte, soll er dem Gerichtsvollzieher zudem falsche Angaben zu seinem Vermögen eidesstattlich als richtig versichert haben.

Sendung: rbb24 Inforadio, 08.02.2023, 10:30 Uhr

6 Kommentare

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  1. 6.

    "Bei einem solchen Betrag müssen in vielen Unternehmen mehrere Mitarbeiter gegenzeichnen." Möglicherweise ist der Erfassungsfehler nicht mal in der Firma selbst passiert sondern in deren Anwaltskanzlei und aufgefallen ist es dann, als der Streamingdienst der Kanzlei diese Kosten erstatten sollte. Dann geht erst mal ein wenig Kommunikation hin und her, weil man erst mal von einem Fehler in der Aufforderung ausgeht. Das würde durchaus auch die Verzögerung erklären.

    Auf jeden Fall muss man als Empfänger schon sehr abgebrüht sein, derartige Summen einfach zu unterschlagen, denn von einem Versehen kann das Gericht da nicht mehr ausgehen.

  2. 5.

    Ich möchte angesichts der Abgehetztheit des gewöhnlichen Geschäftsbetriebs und der Abstraktheit nicht anfassbarer Geldsummen nicht wissen, was sonst noch so im alltäglichen Geschäft durchrutscht. Nicht überall müssen es gleich drei Nullen sein; eine Null, wie bei einer bezahlten Packung Kaugummi per Smartphone für 9,80 € bei jungen Menschen, vertickt in 3 Sekunden, reicht ja auch schon.

  3. 4.

    Als Anwalt wusste er was er tut. Seine juristische Kenntnis wird ihm zusätzlich zur Last gelegt und die Strafe wird dementsprechend ausfallen ( im Normalfall ).

  4. 3.

    Ich kann mir nicht vorstellen, dass der Anwalt mit einer Bewährungsstrafe davonkommt. Dazu geht es um zuviel Geld.

    Ich staune nur, dass dem Streamingdienst die Fehlüberweisung erst nach einem halben Jahr aufgefallen ist und dass sie überhaupt durchgegangen ist. Bei einem solchen Betrag müssen in vielen Unternehmen mehrere Mitarbeiter gegenzeichnen. Fehler können immer passieren, daher sind solche Sicherungsregelungen sinnvoll.

    Wäre der Anwalt mit dem Geld mal lieber ins Ausland verschwunden :-))

  5. 2.

    Der ist Anwalt und kennt sich aus. Er bekommt eine Bewährungsstrafe muss den Job wechseln und seine Frau darf das Geld behalten.

  6. 1.

    Auweia, hat er wirklich gedacht, das fällt nicht auf?! Der muss doch mit dem Klammerbeutel gepudert sein…

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