Sanierung bis 2025 - Wittenberge macht seinen Bahnhof wieder zum Schloss

Do 23.02.23 | 07:14 Uhr | Von Björn Haase-Wendt
  16
Herzstück des sanierten Bahnhofsgebäudes wird der historische Mitropasaal. Hier soll Gastronomie, ein Ticketverkauf und ein Wartebereich für Reisende einziehen.(Quelle: rbb/Haase-Wendt)
Audio: Antenne Brandenburg | 22.02.2023 | Björn Haase-Wendt | Bild: rbb/Haase-Wendt

Wer in Brandenburg mit der Bahn unterwegs ist, kennt das Bild: alte Bahnhofsgebäude mit zerschlagenen Scheiben und bröckelndem Putz. Auch der 180 Jahre alte Bahnhof Wittenberge fristet das traurige Dasein. Das soll sich nun ändern. Von Björn Haase-Wendt

Die Fenster und Türen sind kaputt und vernagelt, Graffiti sind an die Wände gesprüht und der Glanz des Empfangsgebäudes am Wittenberger Bahnhof in der Prignitz ist längst verflogen. Seit Jahren steht das 1846 errichtete und markante Gebäude direkt am Bahnhof weitestgehend leer. Es hat seinen einstigen Glanz längst verloren.

Die Stadt geht in diesem Jahr nun die umfangreiche Sanierung der Gebäude an und will 18 Millionen Euro investieren. "Wir nennen das unser Schloss mit 4.000 Quadratmeter Nutzfläche", sagt Bürgermeister Oliver Hermann.

Früher und wohl auch künftig ein zentraler Anlaufpunkt

Das Bahnhofsgebäude wird zum zentralen Anlaufpunkt für die Stadt und die Reisenden. So sollen eine Bildungsgesellschaft, das Prignitzer Jobcenter und das Technologie- und Gewerbezentrum mit einer Gründerberatung und einem Co-Working-Space einziehen, erklärt Oliver Hermann. "Wir denken, hier zwischen Hamburg und Berlin kann man sich treffen, mobil arbeiten oder als Firma neu gründen." Die Stadt will damit weiter gezielt Digitalarbeitende ansprechen, die schon heute Wittenberge für sich entdeckt haben. Auch im Hinblick auf die Landesgartenschau 2027 sei das Gebäude wichtig. "Das wird hier der Einstieg in die Landesgartenschau, die Sanierung ist also eine Voraussetzung", so Oliver Hermann.

Wittenberge will das seit Jahren leerstehende Bahnhofsgebäude für rund 18 Millionen Euro sanieren. (Quelle: rbb/Haase-Wendt)1846 wurde das Gebäude in Wittenberge errichtet und nun soll wieder zu neuem Glanz erstrahlen.

Bausubstanz in einem guten Zustand

Herzstück des sanierten Bahnhofsgebäudes wird der historische Empfangssaal, der auch als Mitropa-Saal bekannt ist. Er soll zu einem modernen Servicepunkt ausgebaut werden – mit Ticketverkauf für den Regional- und Fernverkehr, mit einem Wartebereich, einem Bäcker, Gastronomieangeboten und einer Mobilitätszentrale. Das historische Ambiente des Gebäudes mit den Oberlichtern, den alten Treppenhäusern und den imposanten Decken- und Wandverkleidungen soll bei der Sanierung erhalten bleiben. "Man muss schon sagen, dass die Bausubstanz in einem sehr guten Zustand ist, auch wenn natürlich viel zu tun ist", sagt Architekt Christian Kannenberg.

Bei der Sanierung wird auch auf den Einsatz von Erneuerbaren Energien gesetzt, etwa mit einer Solaranlage zur Stromversorgung auf dem Dach und dem Einsatz einer Wärmepumpe.

Architekt Christian Kannenberg erläutert Bundesbauministerin Klara Geywitz und Bürgermeister Oliver Hermann die Sanierungsarbeiten.(Quelle: rbb/Haase-Wendt)
Architekt Christian Kannenberg erläutert Bundesbauministerin Klara Geywitz und Bürgermeister Oliver Hermann die Sanierungsarbeiten. | Bild: rbb/Haase-Wendt

Gesamtfinanzierung steht

Das neue Nutzungskonzept überzeugt auch den Bund, der die Sanierung finanziell unterstützt. So hat Bundesbauministerin Klara Geywitz (SPD) am Mittwoch eine Förderung in Höhe von rund 2,12 Millionen Euro aus dem Bundesprogramm "Nationale Projekte des Städtebaus“ für die Sanierung des Empfangssaals übergeben. Damit ist die Gesamtfinanzierung für das Projekt gesichert. Mit seinem Vorhaben sei laut der Ministerin die Stadt auch ein Vorzeigebeispiel für den Umgang mit anderen Bahnhöfen. "Wir haben in Brandenburg einen reichen Schatz an historischen Bahnhöfen. Da werden viele schauen, wie die Wittenberger das gemacht haben." Klara Geywitz sieht aber auch das Bundesverkehrsministerium in der Pflicht, damit sich die Investitionen lohnen: "Ein Bahnhof lebt davon, dass Züge fahren. Das heißt, auch die Stärkung des Deutschlandtaktes ist ganz wesentlich."

Für die Sanierung des Bahnhofsgebäudes gibt es mittlerweile Baurecht und ab dem zweiten Quartal dieses Jahres sollen die Bauarbeiten starten. 2025 soll das historische Gebäude dann mit neuen Nutzern in neuem Glanz erstrahlen.

Sendung: rbb24 Brandenburg aktuell, 22.03.2023, 19:30 Uhr

Beitrag von Björn Haase-Wendt

16 Kommentare

Wir schließen die Kommentarfunktion, wenn die Zahl der Kommentare so groß ist, dass sie nicht mehr zeitnah moderiert werden können. Weiter schließen wir die Kommentarfunktion, wenn die Kommentare sich nicht mehr auf das Thema beziehen oder eine Vielzahl der Kommentare die Regeln unserer Kommentarrichtlinien verletzt. Bei älteren Beiträgen wird die Kommentarfunktion automatisch geschlossen.

  1. 16.

    Okay, 10 Züge pro Richtung und Tag sind nicht zu verachten. Ein stündlicher bis zweistündlicher Abstand, mehr ist angesichts der Größe der Stadt und des Bahnkreuzes nicht drin. Keine Wertung, wie ich betont habe. Danke für die Information.

  2. 15.

    Wenn Sie sich die verlinkte Bahnhofstafel angeschaut hätten, würden Sie Ihren Unsinn zur angeblichen Abkopplung vom Fernverkehr erkennen.

  3. 14.

    In Kuala Lumpur wurde ein alter Sultanspalast in einen Bahnhof umgebaut...Unglaublich schön.
    Das ist zwar nicht mit Wittenberge zu vergleichen, aber solch ein wertvolles Gebäude zu restaurieren und wieder zum "Leben" zu erwecken ist in meinen Augen, der richtige Weg.

  4. 13.

    Ähm, warum so aggressiv?
    Da war absolut keine Wertung drin. Und damit auch keine Erwartung.

  5. 12.

    Sehr gut, noch viel mehr davon.
    Bin entsetzt wie z.B. der Bahnhof von Jüterbog verkommt...

  6. 11.

    Standal ist da in der Tat ein Musterbeispiel. Ich rieb mir glatt die Augen, als ich das zum ersten Mal sah. Es scheint ja zu "funktionieren".

  7. 10.

    Für die Pendlerinnen und Pendler wäre es wichtig, zum Beispiel ein Bäckergeschäft mit Sitzplätzen ähnlich wie in Stendal zu integrieren. Ich bin unzählige Male auf dem Weg von der Arbeit in Berlin in Stendal gestrandet und war froh, dort die Wartezeit bis zur nächsten S-Bahn nach Wittenberge angenehm mit einem Kaffee überbrücken zu können.

  8. 9.

    Ist es nicht gerade auch eine gute Idee, behördliche Gebäude lieber in einem restaurierten erhaltenswerten Kulturgebäude unterzubringen, als dafür einen dieser – mit Verlaub – hässlichen Neubauklötze?

    Insgesamt könnte man das komplexe Steuergeldsystem bei der anstehenden Rentenreform gleich mit auf neue Füße stellen, z. B. nach skandinavischem Modell: hohe Steuern für alle, breite Staatsausgaben für alle.

    Dann würde es sich auch nicht mehr lohnen, Infrastruktur erst bis zur "Neubau-Bedürftigkeit" verkommen zu lassen, – denn dann ist es (aktuell) Bundes-/Länderaufgabe und -finanzierung. Bis dahin dienen die "privatisierten" Anteile zur Anleger-Gewinnmaximierung, aber es wird nicht repariert, denn das schmälert die Ausbeute. Also strategisch verkommen lassen und dann "den Steuerzahlern" aufbürden. Danach wieder "Gewinne abschöpfen".

  9. 8.

    "Wittenberge vom Fernreiseverkehr ziemlich abgekoppelt" Was erwarten Sie? Fernzüge im 15min-Takt?
    https://www.zugfinder.net/de/bahnhofstafel-Wittenberge

  10. 7.

    - Da werden viele schauen, wie die Wittenberger das gemacht haben.

    Na mit den 18 Mio. haben sie es gemacht, das geht nur leider nicht an jedem Bahnhof.
    Mal sehen, wie der Coworkingspace an einem grauen verregneten Novemberdienstag dann ausgelastet sein wird.

  11. 6.

    So sehr ich als Bürger die Modernisierung alter und schöner Gebäude begrüße, muss die Frage der Nachhaltigkeit gestellt werden. "So sollen eine Bildungsgesellschaft, das Prignitzer Jobcenter und das Technologie- und Gewerbezentrum mit einer Gründerberatung und einem Co-Working-Space einziehen". Das ist keine selbsttragende Finanzierung, das sind alles keine wertschöpfenden Einrichtungen, sondern so etwas lebt nur über dauerhafte Steuer-Finanzierung.

  12. 5.

    Mit dem Hinweis, dass Wittenberge genau zwischen Berlin und Hamburg liegt, liegt die Stadt goldrichtig. Gleich so liegt sie zwischen Rostock, Schwerin und Magdeburg. Auch das ist nicht zu verachten. Auch wenn Wittenberge vom Fernreiseverkehr ziemlich abgekoppelt ist, bietet der Regionalverkehr v. a. künftig ein riesiges Potenzial.

    Was den einstmaligen Wartesaal aus der Fernbahnzeit angeht, wo die Menschen dort oft Stunden verbrachten, so hoffe ich auf eine angemessene Nutzung. Das ist bspw. im bayerischen Hof nicht ganz gelungen. Bei einer sorgsam restaurierten Deckenbemalung, bei der es lohnt, sie eine Viertelstunde zu betrachten, sind die Verkaufsstände zu effekthaschend, schnellebig und eher jahrmarktsüblich.

  13. 4.

    Klara Geywitz sieht aber auch das Bundesverkehrsministerium in der Pflicht, damit sich die Investitionen lohnen: "Ein Bahnhof lebt davon, dass Züge fahren. Das heißt, auch die Stärkung des Deutschlandtaktes ist ganz wesentlich."---
    Genau so ist es. --Auch die Stadt Altenburg im Thüringischen "Zipfel" hat offens. mit der Landesreg. den Bahnhof sanieren lassen. Ganz toll, mit sogar Fahrkartenerwerb, Shop, und Cafe. Aber die wirklich tolle Halle gibt noch mehr her. A.war ja immerhin mal Residenzstadt. Also auch geeignet für viel Kultur/Ausstellungen etc. Derzeit wird gerade der eigentl. Bestimmungszweck Bhf aus- und umgebaut. Mit leider etl Einschränk. für die toughen Bahnnutzer. Aber man ist dabei !!! Gleiches nun auch im Bbg.? Super. Bitte wirksamst daran arbeiten, dass es bei 49 EUR bleiben kann, damit viele Menschen gewisse Kleinode auch in D kennenlernen können.

  14. 3.

    Das ist eine gute Nachricht für die Stadt Wittenberge und alle Bahnreisenden .

  15. 2.

    Gute Bausubstanz steht hier. Da sollte sich das jetzige Deutschland ein Beispiel nehmen. Wenn jetzt gebaut wird, nur noch eintönig und nach 2 Jahren schon vieles sanierungsbedürftig.

  16. 1.

    Das ist gut, dass die alten Bahnhöfe wieder hergerichtet werden, die, im Gegensatz zu unseren heutigen Bauten, immer noch stehen und nicht eingestürzt sind. Früher hat man auf Qualität und Schönheit gebaut, statt wie heutzutage hässliche Glaspalaste.

Nächster Artikel