Anfrage von BVB/Freie Bürger - Zahl der Kirchenaustritte ist in Brandenburg 2022 sprunghaft angestiegen

Di 18.04.23 | 16:57 Uhr
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Weiß blühen Kirschpflaumen (Prunus cerasifera) am Odervorland nahe dem deutsch-polnischen Grenzfluss (Oder) mit der Kirche von Lebus im Hintergrund. (Quelle: dpa/Patrick Pleul)
Bild: dpa/Patrick Pleul

Die Zahl der Kirchenaustritte in Brandenburg ist im vergangenen Jahr erheblich gestiegen. 2022 gingen bei den märkischen Amtsgerichten 7.305 Austrittserklärungen ein, wie das Justizministerium in Potsdam auf eine Anfrage der Landtagsabgeordneten Christine Wernicke (BVB/Freie Wähler) mitteilte. Das waren 28 Prozent mehr als im Vorjahr mit 5.705 Fällen. Auch im Jahresvergleich von 2020 zu 2021 war die Zahl der Kirchenaustritte um 1.011 und damit um rund 20 Prozent gestiegen.

Der Mitgliederschwund bei den christlichen Kirchen war im vergangenen Jahr der zweithöchste in Brandenburg seit 2007, als das Justizministerium begann, die Austritte zu registrieren. Dabei wird allerdings nicht vermerkt, aus welcher der beiden großen Kirchen die Mitglieder austraten.

Wernicke will Standesämter einbinden

Auch liegen den Amtsgerichten keine Erkenntnisse darüber vor, wie die Austritte begründet wurden, teilte das Ministerium laut der Nachrichtenagentur DPA mit. Der stärkste Mitgliederverlust hatte sich im Jahr 2014 ereignet, als die Ämter 8.691 Kirchenaustritte in Brandenburg registrierten. Zwei Jahre zuvor, im Jahr 2012, hatten 3.112 Menschen den beiden großen christlichen Glaubensgemeinschaften den Rücken gekehrt.

In Brandenburg sind ausschließlich die Amtsgerichte für die Kirchenaustritte zuständig. Das ist in Deutschland nur noch in Berlin und in Nordrhein-Westfalen der Fall. In ihrer Anfrage sprach sich die Abgeordnete Wernicke dafür aus, dass auch die Standesämter in Brandenburg mit dieser Aufgabe betraut werden. Damit würden sich die Wege der Bürger zu den Behörden verkürzen und die örtlichen Verwaltungen mehr Akzeptanz gewinnen, meinte sie.

Eine solche Änderung lehnte das Ministerium jedoch mit Hinweis auf die im November 2022 bundesweit beschlossene Entlastung der Standesämter ab. Dieser Zielstellung würde es widersprechen, den Behörden zum jetzigen Zeitpunkt neue und amtsfremde Aufgaben zu übertragen.

Sendung: rbb24 Brandenburg aktuell, 18.04.2023, 19.30 Uhr

16 Kommentare

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  1. 16.

    Kein Wunder bei derlei politischer Betätigung der Kirchen, dass die Menschen austreten!

  2. 15.

    Alles soweit richtig. Ging mir genauso allerdings im Amtsgericht Neukölln. Hat gerade mal 15 Minuten gedauert.

  3. 14.

    Klingt gut. Hätte ich nicht erwartet. Trotzdem ein Unding. Formloses Schreiben an den Pastor wäre normal.

  4. 13.

    Es ist eine Unverschämtheit, dass man für einen Austritt zum Amtsgericht muss.
    Eine schriftliche Willenserklärung an die zuständige Gemeinde sollte ausreichend sein. Wenn jemand aus einem Kaninchenzuchtverein etc. austreten möchte, geht auch niemand zum Gericht.

  5. 11.

    Wir sind letztes Jahr aus der katholischen Kirche ausgetreten. Die Kirche ist eine frauenfeindliche, homophobe, queerfeindliche, undemokratische (Glaubensführer Papst), Missbrauch vertuschende und sogar anscheinend Missbrauch fördernde, intolerante, früher auch gewalttätige, finanziell überaus reiche Institution.

    Die Meinung der Mitglieder hat keine Bedeutung. Die einzige Sprache, die dort verstanden wird, ist Geld. In unserem Falle der Mitgliedsbeitrag. Und ich persönlich möchte eines Tages am Himmelstor nicht von Petrus den Vorwurf hören: "Du warst doch auch da dabei!"

  6. 10.

    Wenn die ev. Kirche wie gerade in Berlin organisierten Kriminellen Gotteshäuser zur Vorbereitung von Straftaten zur Verfügung stellt, darf die sich über Austritte nicht wundern.

  7. 9.

    Auch meine Meinung. Zudem Staat u.Kirche unbedingt trennen.

  8. 8.

    Ich wurde (BW/Standesamt) gefragt, ob rückwirkend meine/unsere kirchliche Trauung ebenfals anulliert werden solle. Lustig, dazu gehören ja immerhin 2. Dann hätte mein Mann den kirchlichen Segen wohl behalten dürfen, meiner wäre erloschen. Das wollte ich nicht, im Ehering steht das Datum der kirchlichen, nicht der standesamtlichenTrauung, weil uns als Gläubige das ja vor Gott wichtiger ist, als das ja vor dem Standesamt. Nur dass eben für mich die Vertreter Gottes nicht mehr zu meinem Glauben--sondern eher zur Linkspolitik passen. Unsere Ehe bleibt gesegnet--und das ist gut so. Mein Mann ist mittlerweile auch aus der ev. Kirche ausgetreten.

    Ich informiere mich heute schon, wie meine Beisetzung später einmal zu meinem Glauben ..ohne Kirche-- passen könnte.

  9. 7.

    Ich wurde damals auf eigenen Wunsch als Teenie getauft, damit ich konfirmiert werden kann :) Und einen Antrag auf den Austritt musste ich nicht stellen, brauchte nur einen Termin beim Amtsgericht. Nach einer Begründung wurde auch nicht gefragt... Scheint unterschiedlich zu sein.

  10. 6.

    Nö dauert nicht lange ( in Berlin ) musste nur beim Finanzamt (?) vorbei gehen, ein Formular ausfüllen und unterschreiben. Ferig.

  11. 5.

    Der Kirche trete ich meist minderjährig durch die Taufe bei. Will ich austreten, muss ich einen begründeten Antrag beim Amtsgericht stellen und sicher dann auf das Ergebnis eine Weile warten. Abgesehen davon, dass das einer christlichen Kirche unwürdig ist, staune ich über diese und andere Privilegien, die den Kirchen vom Staat eingeräumt werden. Ich fühle mich als kultureller Christ. Der Institution Kirche stehe ich aufgrund schlimmster Verfehlungen in Vergangenheit und Gegenwart ablehnend gegenüber.

  12. 4.

    Trifft vielleicht auf (ehemalige) Katholiken zu. Bei mir war ausschlaggebend, dass mir die Kirchensteuer zu unverschämt hoch ist.

  13. 3.

    Ich bin vor einigen Jahren im Februar aus der evangelischen Kirche ausgetreten. Nach Gründen fragte kein Mensch, ich musste etwas ausfüllen und unterschreiben. Als ich den Bogen abgab, wurde ich darauf hingewiesen, dass ich noch bis Juni Kirchensteuer zu bezahlen habe, aber ab sofort keinen Anspruch mehr auf eine kirchliche Beisetzung besteht…..ich fühlte mich wie in einer Geschäftsbeziehung abgefertigt. Ein Gespräch mit einem Pfarrer hätte mich sicher umgestimmt!

  14. 2.

    Gut, dass es immer mehr Menschen begreifen, dass man aus diesen Vereinen nur austreten kann.
    Austreten muss!

  15. 1.

    Bei der Verschleierung von Kindesmisshandlung kein Wunder statt mit offenen Karten zu spielen. Die Leute die so etwas getan haben werden geschützt statt diese anzuzeigen.

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