Umfrage der Kassenärztlichen Vereinigung - Berliner Ärzte befürchten erneuten Medikamentenmangel im Winter

Mo 28.08.23 | 15:45 Uhr
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Ein leeres Schubfach in dem sonst rezeptpflichtige Nasentropfen gelagert werden, am 30.05.2023 in einem Apothekenschrank in der Regenbogen-Apotheke in Berlin. (Quelle: Picture Alliance/Jens Büttner)
Audio: rbb24 Inforadio | 28.08.20203 | Sabine Müller | Bild: Picture Alliance/Jens Büttner

Die erwartete Erkältungswelle im Herbst und Winter könnte auch dieses Jahr zu Medikamenten-Engpässen führen. Der Chef der Kassenärztlichen Vereinigung spricht von "dramatischen Zahlen". Viele Patienten würden schon jetzt Rezepte anfragen.

Eine große Mehrheit der Berliner Ärzte befürchtet, dass viele Medikamente im kommenden Herbst und Winter erneut knapp werden könnten. In einer Umfrage der Berliner Kassenärztlichen Vereinigung (KV) unter 430 Praxen gaben 61 Prozent der befragten Ärzte an, dass die Versorgung während der nächsten Erkältungswelle ihrer Meinung nach nicht ausreichen wird.

Viele Patienten würden deshalb versuchen, schon jetzt Rezepte für bestimmte Mittel zu bekommen, um in den kommenden Monaten abgesichert zu sein. Der Chef der Berliner KV, Burkhard Ruppert, sprach angesichts dessen im Gesundheitsausschuss des Abgeordnetenhauses am Montag von "dramatischen Zahlen".

Apothekerverein bestätigt Lieferengpässe

Besonders knapp seien schon jetzt Antibiotika, Blutdruck-, Fieber- und Schmerzmittel sowie Asthmamedikamente und Augentropfen, so Ruppert. 82 Prozent der befragten Arztpraxen gaben laut KV an, dass ihre Patienten schon jetzt nicht alle benötigten Medikamente erhalten würden.

Reinhard Bartezky vom Verband der Kinder- und Jugendärzte sagte, es müssten teilweise schlechter wirkende Antibiotika verschrieben werden. Praxen würden außerdem Familien dabei unterstützen, Medikamenten hinterherzutelefonieren, was einen "immensen Zeitaufwand" bedeute.

Der Berliner Apothekerverein teilte der Deutschen Presse-Agentur auf Anfrage mit, es gebe schon seit Jahren "in zunehmendem Maße ein Problem mit Lieferengpässen". Das betreffe unterschiedliche Gruppen von Arzneitmitteln.

Weitere Forderungen an die Politik

Die KV fordert angesichts dieser Einschätzungen Sofortmaßnahmen des Gesundheitsministeriums, ruft aber auch die Menschen dazu auf, sich nicht unnötig Vorräte anzulegen. Die Medikamente würden dann möglicherweise an anderer Stelle fehlen, bei Menschen, die diese akut benötigen.

Die Berliner Gesundheitssekretärin Ellen Haußdörfer (SPD) sagte, der Senat nehme die aktuelle Umfrage der KV "sehr ernst" und lasse sie in seine Planungen einfließen.

Die Bundesregierung hat bereits im Juni mit Gesetzesänderungen auf die Lieferengpässe des vergangenen Jahres reagiert. Wenn ein Medikament nicht verfügbar ist, sollen Apotheken nun einfacher ein wirkstoffgleiches Präparat abgeben dürfen - ohne Rücksprache mit dem Arzt. Wichtige Medikamente sollen außerdem in größeren Vorräten als bisher gehalten werden.

Sendung: rbb24, 28.08.2023, 18 Uhr

29 Kommentare

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  1. 29.

    Hm - solche Erfahrungen hab ich nicht gemacht - zum Glück vielleicht. Mit Erinnerungen an diese Zeit orientiere ich mich an meinem Umfeld. Das tut wohl jeder und das ist gut so, weil man daraus lernen kann. Danke.

  2. 28.

    Ich habe volles Vertrauen in die Politiker. Sie wollen doch Wachstum Wachstum Wachstum, billig billig billig, das schaffen sie! Höher immer, gesünder nimmer!

  3. 27.

    Was soll die Panikmache? Konjunkturprogramm für die Pharmaindustrie? Jeder hortet, was er möglicherweise in absehbarer Zeit brauchen könnte und die Konzerne verdienen daran? Investiert eher in die Gesundheit als in Medikamente auf Vorrat!

  4. 26.

    Seit Monaten keine Penicillinsäfte für Klein(St)Kinder, auch kein Amoxi Saft, kein Cortionspray in Kinderdosierung, keine Eisentropfen für Frühchen.
    Vieles fehlt, nicht alles kann die Naturmedizin ergänzen.
    Der Winter wird nicht schön .

  5. 24.

    Mein Vater hat in den 60gern Medikamente vom Westen in die DDR geschmuggelt. Also alles gab es da wohl doch nicht.

  6. 23.

    Was für ein Gejammere.... Nasenspray und Hustensaft sind im Vorrat zu Hause und IBU auch.
    Ach und wenn die Welle kommt...Klopapier und Küchenrolle auch.

  7. 22.

    Na fein - Sie Mangelexperte ! Wie lange haben Sie in der DDR gelebt, die Sie ja sicher meinen?
    Sicher war da vieles knapp, aber ich kann mich nicht erinnern, dass meine Eltern ihre Medikamente mal nicht bekommen hätten. Und wenn ich Husten hatte gab es Zwiebelsaft. Übrigens: Ich kenne niemanden, der damals keinen Hausarzt hatte oder 8 Monate auf einen Facharzttermin warten musste. Also mit Sozialismus kann man die heutige Sotuation wohl eher nicht vergleichen .

  8. 21.

    Die Regierung? Ich störe sie ja ungerne bei ihren Verschwörungstheorien aber es war nicht die "Regierung" die alles verkauft hat, sondern die Konzerne die alles ausgelagert haben und just in time produzieren.

    Mit der Herstellung in Billiglohnländern lässt sich halt noch mehr Kapital herausschlagen.Die "Regierung" stellt keine Medikamente her.

  9. 19.

    Da bin ich ganz Ihrer Meinung... armes Deutschland, wir waren mal die Apotheke der Welt aber die Regierung hat ja alles Verkauft.

  10. 18.

    Ich hoffe rbb24, dass Sie meinen Link stehen lassen, der klärt die verschiedensten Gründe auf, wenn Medikamente in den Apotheken nicht vorrätig sind. Das würde manche unsachliche Spekulation im Forum verhindern. Sollte der Link nicht zu öffnen sein, es gibt die Möglichkeit selbst wichtige Angaben einzugeben.

    https://www.rbb24.de/panorama/beitrag/2023/08/medikamente-mangel-berlin-aerzte-erkaeltungswelle-kassenaerztliche-vereinigung.htmlass

  11. 17.

    "Realexistierender Sozialismus eben - finden doch alle so super. "

    Realexistierender Schwachsinn - finden sie anscheinend super.

  12. 16.

    Da die jüngere Generation ja ständig im Internet sich bewegt,können sie da auch mal nach Tinkturen nach goggeln.
    Und bei Husten helfen Gänseblümchen.
    Lernen wir uns doch auf alte Traditionen wieder zu besinnen.
    Aber ja der schnelle Weg zur Pille ist leicht(noch).
    Dewegen vorbereitet sein.

  13. 15.

    Ich verstehe nicht: andauernd kriege ich ungefragt ein angeblich Wirkstoffgleiches Präparat ausgehändigt, und FAS ist jetzt wiederum nicht erlaubt???? Hä? Was stimmt denn nun?

    War es nicht sogar VORGESCHRIEBEN, billigere aber wirkstoffgleiche Präparate auszugeben?

    Ich bin einfach zu selten krank, um diesen KV Sch... noch zu verstehen...

  14. 14.

    Ganz Ihrer Meinung, Deutschland war mal die Hochburg der Medikamenten Herstellung.... da haben wir keine Engpässe gehabt.

  15. 13.

    Ich halte diesen Artikel für ziemlich überflüssig. Die Apotheken wissen mit dem Thema umzugehen. Es bringt nichts, den Menschen Angst zu machen und dann darum zu bitten, nichts zu horten. Genau das wird jetzt passieren und dadurch entsteht eine künstliche Knappheit. Ansonsten wäre zu überlegen, ob wir wirklich unsere Medikamente aus Indien, China und Co beziehen müssen. Nur um noch mehr Gewinn zu machen.

  16. 12.

    "... Besonders knapp seien schon jetzt Antibiotika, Blutdruck-, Fieber- und Schmerzmittel sowie Asthmamedikamente und Augentropfen, so Ruppert. ..."
    Es geht nicht um Nasenspray oder Hustenbonbons.
    Als chronisch Kranker würde ich mir auch Sorgen machen und versuchen, mein Medikament nicht bis zum Ende aufzubrauchen und mir ggf. einen kleinen Vorrat ins Schubfach zu legen. Und für Kinder Fiebersaft.
    Antibiotika ist natürlich ungünstig auf Vorrat zu besorgen.

  17. 11.

    "selbst hergestellte Tinkturen" mein Humor! Die jüngeren Generationen wissen nicht einmal mehr was ein Wadenwickel ist, und rufen bei Fieber die Feuerwehr, weil sie überfordert sind. Und zum Thema der Hausarzt und sein Rezept - was nützt es wenn die Apotheken keine Bestände mehr haben? Lang leben die verlängerte Werkbank, oder neudeutsch das Outsourcing.

  18. 10.

    Das wundert mich nicht wenn unsere Medikamente alle im Ausland produziert werden weil es ja schön billig ist. Es zählt doch nur der Profit und nicht die Gesundheit der Menschen.

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