Wohnungsnot - Studierende in Potsdam haben kaum Chancen auf einen Wohnheimplatz

So 24.09.23 | 10:18 Uhr | Von Bernadette Huber
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Ein Schild mit der Aufschrift "Studentenwerk Potsdam" und "Studentenwohnanlage" steht vor dem Eingang zu dem Studentenwohnheim auf dem Campus Golm der Universität Potsdam. (Quelle: dpa/Monika Skolimowska)
Bild: dpa/Monika Skolimowska

360 Euro Bafög-Pauschale zum Wohnen pro Monat - ein Zimmer im Studentenwohnheim kann aber nur jedem zehnten Studi angeboten werden. Zum Semesterstart in Potsdam sind kreative Lösungsansätze gefragt. Von Bernadette Huber

In gut einer Woche startet offiziell das Wintersemester in Potsdam. Mindestens 1.000 Studierende suchen, ein paar Tage vor den ersten Vorlesungen, noch nach einer Unterkunft – die offizielle Warteliste des Studentenwerks Potsdam führt in einem Portal alle noch aktiven Anfragen, die bisher kein Angebot bekommen haben.

Ein Zimmer für jeden zehnten Studierenden

Die Wohnheime können, so das Studentenwerk, jedem zehnten Studierenden einen Platz anbieten: 3.176 Wohnheimplätze stehen zur Verfügung. Darauf kommen 33.000 Studierende im Einzugsgebiet Potsdam, Brandenburg an der Havel und Wildau. Nur etwa ein Drittel der Plätze wird zu den jeweiligen Semesterstarts für neue Bewohnerinnen und Bewohner verfügbar.

Während der Wohnungsmarkt immer angespannter wird und die Nebenkosten steigen, stehen Bafög-geförderten Studierenden 360 Euro Wohnpauschale zur Verfügung. Kein Wunder also, dass sich immer mehr für ein Zimmer im Studentenwohnheim bewerben. 3.740 bis Mitte September, das sind acht Prozent mehr als im Vorjahr, sagt Josephine Kujau, Sprecherin des Studentenwerks Potsdam.

Mini-WG im Wohnheimzimmer

Der offensichtlichen Versorgungslücke folgen kreativ-verzweifelte Lösungsansätze: Acht Betten werden ab Anfang Oktober in Gemeinschaftsräumen zweier Wohnheime aufgestellt. 20 Euro pro Nacht kostet das Bett. Ein Mini-Zeitpuffer für ansonsten aufgeschmissene Studis. Wer sich an die Sozialberatung des Studentenwerks wendet, wird potenziell an die Wohnungslosenhilfe weitergeleitet. Die Stadt verzeichnet laut Tagesspiegel und Stadtsprecherin Juliane Güldner einen "leichten Anstieg von Anfragen und Weiterleitungen durch das Studierendenwerk Potsdam".

Gutherzige Studierende mit Wohnheimplatz können sich formlos an ihre Wohnheimverwaltung wenden, um eine Kommilitonin oder einen Kommilitonen vorübergehend zu sich ins Zimmer zu holen. Laut Kujau kamen im letzten Wintersemester so 16 Studierende unter. Dieses Semester seien Zahlen noch nicht absehbar. Die Uni Potsdam starte erst am 16. Oktober richtig ins Semester, es gäbe aber schon einige Anfragen, so Kujau.

Neue Plätze lassen auf sich warten

Ein Wohnheim mit 308 Plätzen wurde in Golm im dem Wintersemester 2019/20 eröffnet. Ein zweites Wohnheim entsteht aktuell auf demselben Campus. Der Neubau mit 420 Plätzen soll 2025/26 bezugsfertig sein.

Weitere 80 Plätze sollen am Platz der Einheit nahe dem Bildungsforum entstehen. Vor zwei Jahren hatte der kommunale Sanierungsträger das Grundstück dem Studentenwerk angeboten. Hier soll jetzt ein Neubau für acht Millionen Euro entstehen. Bezugsfertig allerdings erst im Wintersemester 2027/28.

In anderen Brandenburger Hochschul-Städten ist die Lage besser

In Ost- und Südbrandenburg ist die Lage weniger angespannt, doch auch dort gibt es mancherorts Engpässe. Laut Gundo Walter, zuständig beim Studentenwerk Frankfurt (Oder) für den Bereich Wohnen, ist die Nachfrage in den vergangenen zwei Jahren gestiegen, so dass die Wohnheime gut ausgelastet sind. Trotzdem sollen alle Studierende, die in Frankfurt, Cottbus oder Senftenberg einen Wohnplatz benötigen, auch demnächst einen bekommen. Noch läuft die Vergabe.

In Frankfurt stehen 1.320 Plätze in fünf Studentenwohnheimen zur Verfügung. Allen Interessierten könne man einen Wohnplatz anbieten. Die Nachfrage sei allerdings signifikant gestiegen, da immer weniger Studierende zwischen Frankfurt und Berlin pendeln würden, weil sich immer wenige von ihnen das Wohnen in Berlin leisten können.

In Eberswalde (Barnim) gibt es 395 Wohnplätze, Auf der Warteliste standen zwischenzeitlich etwa hundert Bewerberinnen und Bewerber. Inzwischen warten noch etwa 50. Es werde möglicherweise bis Jahresende dauern, bis sie alle einen Wohnplatz bekommen, so Walter.

In Cottbus gibt es 1.632 Plätze verteilt auf vier Wohnheime. Die Nachfrage wirke manchmal recht hoch, am Ende hätten die Plätze laut Walter aber immer noch ausgereicht: Viele ausländische Studierende würden sich um einen Platz bewerben, ohne zu wissen, ob sie am Ende ein Visum bekommen. In Senftenberg reichen die 414 verfügbaren Wohnplätze aus, so Walter.

Korrektur-Hinweis: In einer ersten Version dieses Textes hieß es, die Wohnpauschale für Studierende betrage 325 Euro. Tatsächlich liegt der Betrag bei 360 Euro. Ein erstes Wohnheim in Golm wurde zudem bereits fertiggestellt. In einer vorherigen Version hieß es, dass die Anlage noch nicht bezugsfertig sei. Wir haben diese Angaben korrigiert.

Beitrag von Bernadette Huber

9 Kommentare

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  1. 9.

    Ich schließe mich Ihrem Kommentar bedingungslos an, denn ich bin auch völlig "überrumpelt" von dem Kommentar von [Margitta]. Kann ich Ihnen vielleicht trotzdem ein kleines Schmunzeln ins Gesicht zaubenrn? Denn sie schreibt "meine Kinder". Das ist doch wirklich witzig oder nicht? Vielleicht weiß sie ja doch, wovon sie redet ;)

  2. 8.

    Ihre Reaktion auf dieses ernste Thema ist völlig unangemessen. Zynismus hilft nicht weiter. Der Mangel an Wohnraum ist ein gesellschaftliches Problem. Zu unterstellen, dass Erstsemester nur in linken Elternhäusern aufwachsen und von gesellschaftlichen Problemen nichts mitbekommen ist einfach respektlos. Ich gehe mal davon aus, dass Kinder auch außerhalb ihres Elternhauses Kontakte haben und von Lebenswirklichkeiten und gesellschaftlichen Problemen erfahren.

  3. 7.

    18 Jahre in einer linken Blase erzogen und dann knallt man auf die bittere Realität. Willkommen im Erwachsenenleben meine Kinder.

  4. 6.

    Ich bin dafür, dass wenn man über Bildungseinrichtungen spricht, zumindest dann das richtige Deutsch, die richtige Grammatik, den richtigen Plural nach offizieller Lehrmeinung anwendet. Dafür habe ich einen Grund. Wofür die Sprache da ist: Das Verstehen. Ohne Missverständnisse. Ohne beleidigend zu sein. Das uns auch Ausländer verstehen können.
    Geschätzt werden natürlich auch Weiterentwicklungen. Wenn diese dem Verstehen statt Spalten nutzen.

  5. 4.

    Nicht jeder Studierende will im Wohnheim wohnen, somit ist das angegeben Verhältnis von 1:10 nur Effekthascherei. Man muss die Zahl der Wohnheimplätze ins Verhältnis zur Gesamtnachfrage, also Bewohner plus Wartliste, setzen. Dann hat man die korrekte Zahl.

  6. 3.

    Da haben Sie sich jetzt sehr staatsmännisch und global ausgedrückt. Allerdings übersehen, dass das Sticheln über Gender-Stilblüten wohl nicht vom Foristen ausgegangen ist.

  7. 2.

    Die Wohnungssituation für Studenten und Studentinnen ist wirklich angespannt. Da besteht ein echter Handlungsbedarf. Das Gleiche gilt auch für die inhaltliche Qualität mancher Kommentare: Das Sticheln mit substantivierten Adjektiven gegen den Autor des Beitrags bringt das eigentliche Thema keinen Schritt weiter.

  8. 1.

    Ja, so ein Studierender oder so eine Studierende hat es heutzutage wirklich schwer, ein Platz in einem Studierendenwohnheim des Studierendenwerks zu ergattern. Das sogar auch dann, wenn nicht die Erwartungshaltung besteht, dass die so Bezeichneten ohne Unterlass studieren: So sind sie dann nicht nur Studierende, sondern zeitweise wohl auch Schlafende, Essende oder Feiernde.

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