Zulassungsbeschränkung - Berlin hat besonders viele NC-Studiengänge, Brandenburg besonders wenige

Di 04.07.23 | 10:41 Uhr
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Symbolbild:Studierende sitzen in einer Vorlesung in einem Hörsaal der Humboldt-Universität zu Berlin.(Quelle:dpa/J.Kalaene)
Audio: Fritz | 04.07.2023 | Anja Haufe | Bild: dpa/J.Kalaene

In Deutschland gibt es mehr Studienangebote, dafür aber weniger Studienbewerber. Dadurch sinkt die Zahl der zulassungsbeschränkten Studiengänge, so auch in Brandenburg. In Berlin geht der Trend eher in die andere Richtung.

Studienanfänger haben es in Berlin einem bundesweitem Trend zum Trotz weiterhin schwer, einen Studienplatz zu bekommen. An Berliner Hochschulen sind einer am Dienstag vorgestellten Studie des Centrums für Hochschulentwicklung (CHE) zufolge die meisten Studiengänge zulassungsbeschränkt.

Berlin liegt weit über dem Bundesdurchschnitt

61,2 Prozent der Studiengänge für das Wintersemester 2023/ 2024 haben demnach einen sogenannten Numerus clausus (NC), das sind deutlich mehr als im Bundesdurchschnitt, wo nur knapp 40 Prozent zulassungsbeschränkt sind. Im Vorjahr waren in Berlin 60,8 Prozent der Studiengänge zulassungsbeschränkt.

In Brandenburg sind dagegen nur 21,3 Prozent der Studiengänge für das kommende Wintersemester zulassungsbeschränkt. Im Vorjahr waren es hingegen noch 25,7 Prozent. Berlin liegt damit auf dem zweiten und Brandenburg auf dem vorletzten Platz. Bundesweit geht der Trend nach unten - von 39,7 Prozent im Vorjahr auf 37,9 Prozent.

Ingenieurwissenschaften sind in Berlin im nächsten Wintersemester die Fächergruppe mit der höchsten NC-Quote (61,2 Prozent). Auch in den Sprach- und Kulturwissenschaften ist deutlich mehr als die Hälfte der Studienangebote (57,4 Prozent) zulassungsbeschränkt.

In Brandenburg sind hingegen die Ingenieursstudiengänge eher selten zulassungsbeschränkt (15,7). Studienangebote in den Rechts-, Wirtschafts-, Gesellschafts- und Sozialwissenschaften sind noch am häufigsten zulassungsbeschränkt (26,3 Prozent).

Mehr Angebot, weniger Interessierte

Dass die Anzahl der zulassungsbeschränkten Studiengänge insgesamt nach unten geht, liegt laut den Studienautoren daran, dass es immer mehr Studienangebote, aber dafür weniger Studierende gibt.

Bei zulassungsfreien Angeboten reicht das Abitur oder im Fall von Masterstudiengängen der Bachelorabschluss, um sich einzuschreiben. Gibt es eine Zulassungsbeschränkung mit einem NC, dann hat die Uni eine Höchstzahl von Studierenden festgelegt. In dem Fall müssen sich Studieneinsteiger um einen Platz bewerben. Ausgewählt wird anhand von Noten, Testergebnissen oder Berufserfahrung.

Das Centrum für Hochschulentwicklung (CHE) ist eine gemeinsame Tochter der Bertelsmann-Stiftung und der Hochschulrektorenkonferenz der Bundesländer.

Sendung: Antenne Brandenburg, 04.07.2023, 9:24 Uhr

37 Kommentare

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  1. 37.

    "Wir brauchen wieder Macher!"

    Dann bezahlen sie den Macher wieder angemessen und nicht nur knapp über dem Mindestlohn.

  2. 36.

    Genau. Es ist inzwischen chic, zu studieren. Das merkt man daran, dass Abiturienten (oder auch deren Eltern) von Außenstehenden häufig gefragt werden, was sie denn studieren wollen. Dass eine Ausbildung auch eine gute Option ist, wird selten mitgedacht. Wenn dann auch noch die Antwort kommt, sie wüssten es nicht, schauen erstmal, wird klar, dass es nicht das fachliche Interesse ist, sondern eher "das Studentenleben" oder das "Ansehen" lockt. Wir brauchen wieder Macher!

  3. 35.

    ... damit später solche, die gerade so das Abitur bestanden haben, unsere Kinder, die zukünftigen Leistungsträger, unterrichten dürfen? Oh je, oh je ...

  4. 34.

    Wir brauchen Fachkräfte statt Dauerstudenten die sich in der Partystadt Berlin durch das Studium um die Arbeitswelt drücken und sich die Nächte um die Ohren schlagen. Wenn es wirklich ums studieren geht, dann kann man das auch auf anderen Unis. Mit mehr Kapazitäten, mehr und günstigeren Studentenwohnungen... Die NCs müssten noch viel höher sein und die ABI Anforderungen ebenso. Jeder versucht hier nur seine Bilanz und Daseinsberechtigung zu schönen. Schulen, Gymnasien und Unis mit den absonderlichsten Studiengängen und alles kostet endlos Geld, alle schleifen alles mit durch, während die Handwerker und alle anderen Firmen händeringend Lehrlinge suchen. Die BVG z.B. da könnte sich die last Generation schön im Klimaschutz engagieren.

  5. 33.

    Auch lesenswert.

    „Junge geisteswissenschaftliche Berufsanfänger mit Bachelorabschluss haben seltener Führungsaufgaben und arbeiten häufiger an weniger anspruchsvollen Aufgaben. Darum verdienen sie meist weniger als der Durchschnitt aller Akademiker.“

    „Laut Stepstone-Gehaltsreport kommen Hochschulabsolventen mit einem geisteswissenschaftlichen Studium auf ein durchschnittliches Brutto-Jahresgehalt von 35.757 Euro – mit Bachelor-Abschluss sind es 32.890 Euro, mit Master-Abschluss 36.701 Euro.“

    https://karrierefragen.de/geisteswissenschaften/#:~:text=Die%20Geisteswissenschaften%20untersuchen%20kulturelle%2C%20historische,auf%20logisches%20Denken%20und%20Intellekt.

  6. 32.

    Das stimmt alles, es wird tricky.

    Ärzte werden unbestritten, wie viele andere Berufe (Pflege, Krankenschwester u. a.), gebraucht und bringen der Allgemeinheit einen wirklichen Nutzen.

    Bei der Schwemme an Geisteswissenschaftlern, s. mein vorausgegangener Beitrag, bezweifle ich einen wirklichen gesellschaftlichen Nutzen.

    Geisteswissenschaftler arbeiten überproportional in prekären Arbeitsverhältnissen, zahlen oft kaum oder wenig Steuern oder arbeiten selbst im öffentlichen Dienst (z. B. Museum, Archiv).

  7. 31.

    https://www.zeit.de/karriere/beruf/2012-02/geisteswissenschaftler-fachkraeftemangel/seite-2?utm_referrer=https%3A%2F%2Fwww.google.com%2F

    https://userpage.fu-berlin.de/melab/wordpress/?p=10262

    „Geisteswis- senschaftler erzielen in Deutschland, auch wenn man auf individuelle Eigenschaften und insti- tutionelle Gegebenheiten kontrolliert, niedrigere Nettoarbeitseinkommen als andere Akade- miker. Darüber hinaus sind sie überproportional von Arbeitslosigkeit betroffen, sind zu einem hohen Anteil befristet beschäftigt und haben den zweithöchsten Teilzeitanteil aller Akademi- kergruppen. „

    https://www.ratswd.de/download/RatSWD_RN_2008/RatSWD_RN_19.pdf

  8. 30.

    Steuern Sie doch mal Zahlen bei zur Arbeitslosigkeit von Absolventen der Geisteswissenschaften. Dann diskutieren wir weiter.

  9. 29.

    Sehr sehr gut geschrieben. Eine Ergänzung zum „ob es sich rechnet“: Wenn es uns gelingen würde, nur 1 Jahr früher die Leute in den Beruf zu bringen, dann hätten alle gewonnen. Winwin also: Abi 12 Jahre, Lehre 2 Jahre, Studium... na ja, die Möglichkeit in der Regelstudienzeit fertig zu werden, wäre schon was...

  10. 28.

    "Die Krankenschwester startet und führt direkt an die Allgemeinheit ab." Im Prinzip schon. Aber wenn Sie keine Mediziner haben, die die Station oder Praxis leiten, dann führt die Krankenschwester gar nichts ab, da es ihre Stelle dann gar nicht gibt auf der sie arbeiten könnte. Wird verzwickt, wenn man versucht alles zu beachten.

  11. 27.

    "Rechnen sich diese Studiengänge bei exorbitant hohen Absolventenzahlen für den Steuerzahler. Ich persönlich bin sehr skeptisch." Habe ich keinen Gesamtüberblick, aber das haben doch sicher schon Volkwirtschaftler durchgegrechnet. Ich vermute, daß es sich mindestens bei Studienfächern in der GEsamtrechnung lohnt, welche zu Berufen mit hoher Wertschöpfung führen. Bei verbamteten Lehrern ist das sicher schwieriger zu rechnen, da ein Beamter an sich erstmal nicht viel Wertschöpfung hat, er kann es nur sekundär generieren - bei Lehrern also dann gut gute Ausbildung von Schülern, die dann erst den Gewinn für den Fiskus darstellen.

  12. 26.

    Setzt aber voraus dass der Arzt nach der Ausbildung in Deutschland bleibt und nicht nach Schweden oder Norwegen geht,weil es dort für weniger Arbeitszeit mehr Geld gibt.

  13. 25.

    P. S. Sie müssten das Mehr an Steuerabführungen des Mediziners auch ins Verhältnis zu Steuerabführungen einer u. a. Krankenschwester setzen, diese verdienen auch Brutto ab 40000 Euro p. a..

    Das gehört zur Gesamtrechnung dazu.

    Der Mediziner muss erstmal seine „Verbindlichkeit“ gegenüber der Allgemeinheit durch Steuerabgaben tilgen.

    Die Krankenschwester startet und führt direkt an die Allgemeinheit ab.

  14. 24.

    Es sollte nur darstellen, dass ein Studium sehr teuer ist.

    Medizin ist hier Spitzenreiter, bei wenigen Studienplätzen.

    Wie sähe die Rechnung bei Philosophie, Linguistik, Geschichte, GenderStudies u. a. aus?

    Hier gibt es unendlich viele Studiumsmöglichkeiten, meistens ohne NC.

    Rechnen sich diese Studiengänge bei exorbitant hohen Absolventenzahlen für den Steuerzahler.

    Ich persönlich bin sehr skeptisch.

  15. 23.

    Ja, weil diejenigen jetzt 2 oder 3 Jahre warten müssen... Hinzu kommt, das die Prüfung, das Abi oder was auch immer... Eine Momentaufnahme unter extremen Stress darstellt... Bulemie-Lernen... Die die das perfekt drauf haben, haben super Abi- oder Abschlussnoten... Können das Gelernte aber meist gar nicht anwenden, weil sie nur auswenig gelernt haben und nicht verstehen, worum es da geht... Meine Erfahrung mit solchen Menschen. Diejenigen, die das Bulemie-Lernen nicht drauf haben, weil Sie das Thema verstehen müssen, haben meist die schlechteren Noten, sind aber viel bessere Praktiker und können es vielmals besser Umsetzen und weitergeben.

  16. 22.

    Zur Klarstellung. Ich bin auch der Meinung, dass nicht jeder studieren muss oder soll. Gerade Studiengänge wie Germanistik, Anglistik, Philosophie oder Genderwissenschaften... Aber wenn gerade MINT Studiengänge oder Pädagogik-Studiengänge mit einem NC belegt werden, in einer Epoche in dem die Schulen händeringend nach Lehrer schreien, dann ist diese Methodik der Universitäten in Frage zu stellen.

  17. 21.

    "„Ein Student der Humanmedizin kostet eine Uni im Jahr durchschnittlich 31.690 Euro,“" Das ist nur die halbe Rechnung. wieviel mehr an Steuerabführungen und allg. Steuern durch den erreichbaren Lebensstil bringt den ein Arzt gegenüber einem Nicht-Arzt wieder an Rückfluß für den Fiskus? Ich denke schon, daß sich das gesamtwirtschaftlich für den Staat rechnet.

  18. 20.

    "Weil es einfach an allen Ecken und Enden an Lehrern und Wissenschaftlern fehlt... Also MINT Berufe..." Und Sie glauben ,wenn man den NC aufhebt, daß es dann auch mehr Abschlüsse gibt? Evtl. bekommen Sie aber nur mehr Studienanfänger, da auch Abiturienten mit schlechteren Voraussetzungen das Studium beginnen können, allerdings gibt das dann auch mehr Studienabbrecher bzw. -wechsler. Ich befürchte, Sie wären enttäuscht vom Ergebnis bei der Anzahl der erfolgreichen Abschlüsse. Außerdem studiert es sich in überlaufenen Studiengängen auch nicht besser und auch nicht qualitativ besser.

  19. 19.

    Zur Klarstellung. Ich bin auch der Meinung, dass nicht jeder studieren muss oder soll. Gerade Studiengänge wie Germanistik, Anglistik, Philosophie oder Genderwissenschaften... Aber wenn gerade MINT Studiengänge oder Pädagogik-Studiengänge mit einem NC belegt werden, in einer Epoche in dem die Schulen händeringend nach Lehrer schreien, dann ist diese Methodik der Universitäten in Frage zu stellen.

  20. 18.

    Da muss ich Sie leider enttäuschen, so ist das mit Vorurteilen. Ich habe studiert und davor einen Beruf erlernt. Ein NC hat nichts mit autoritären Staaten zu tun. Selbstverständlich darf sich jeder frei entfalten, allerdings muss er dann dafür auch selbst aufkommen und nicht erwarten, daß dafür der Staat aufkommt.

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