Wriezen (Märkisch-Oderland) - Bürgerinitiative sammelt Spenden gegen Bau von Windrädern in Altgaul

Mi 07.02.24 | 20:38 Uhr
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Archivbild: Windräder drehen sich hinter den Häusern des Ortes. Das Dorf im Landkreis Märkisch-Oderland liegt in der Märkischen Schweiz. (Quelle: dpa/Stache)
Audio: Antenne Brandenburg | Philipp Gerstner | 07.02.2024 | Bild: dpa/Stache

Anwohner in Altgaul fürchten um die Idylle des Oderbruchs - direkt vor ihrer Haustür sollen acht Windräder entstehen. Eine Bürgerinitiative ist dagegen und sammelt nun Spenden, um Brutvögel zu schützen.

Die Bürgerinitiative "Gegenwind Altgaul" will erneut versuchen, den Bau von Windrädern im Dorf Altgaul (Märkisch-Oderland) zu verhindern. Am Dienstag startete die Bürgerinitiative zusammen mit dem Naturschutzbund Brandenburg eine Spenden-Sammel-Aktion, deren Einnahmen für eine Kartierung der dort lebenden Brutvögel genutzt werden sollen.

"Ziel dabei ist es nachzuweisen, dass beispielsweise Greifvögel vorkommen, die zwischen den benachbarten Gebieten hin und her wechseln und auch die Flächen dazwischen als Brut - oder auch Nahrungsgebiet nutzen", sagte der Vorsitzende des Nabu Brandenburg, Björn Ellner, am Mittwoch dem rbb. Damit könne bewiesen werden, dass die Errichtung der Windkraftanlagen zwischen den Naturschutzgebieten negative Auswirkungen auf die Naturschutzgebiete habe.

Laut Bundesnaturschutzgesetz sind alle Handlungen verboten, die zu einer Veränderung oder einer nachhaltigen Störung des Naturschutzgebietes führen. Demnach sei es egal, ob diese Maßnahmen inner- oder außerhalb des Schutzgebiets stattfinden, so Ellner weiter.

Acht 270 Meter hohe Windräder

Der Windpark "Sonnenburg" soll mit acht neuen Windrädern auf den Gemarkung von Ratsdorf, Lüdersdorf, Biesdorf und Wriezen entstehen. Ein Investor will dort rund 270 Meter hohe Windkraftanlagen errichten. Zuletzt im Juli vergangenen Jahres versuchte die Bürgerinitiative die Wriezener Stadtverordneten und den Bürgermeister mit einer Exkursion für die Schönheit der Natur in Altgaul zu sensibilisieren.

Initiative könnte vor Gericht ziehen

Die Kartierung soll nach Angaben der Initiative etwa 19.000 Euro kosten. Zudem wolle die Bürgerinitiative mit Hilfe des Nabu vor Gericht ziehen, wenn sie es als nötig beurteilen, sagte der Stadtverordnete von Bad Freienwalde Detlef Malchow dem rbb. Er engagiert sich ebenfalls für die Bürgerinitiative in Altgaul.

"Wir werden auf die 19.000 Euro kommen und ich bin mir sicher, dass wir dann noch einen zweiten Schritt gehen können", so Malchow. Er halte es für möglich, dass die Initiative das Doppelte an Geld bekomme und hoffe, dass der Fall zum Präzedenzfall im Dilemma zwischen Naturschutz und der Erzeugung Erneuerbarer Energien werde.

Kampf gegen Windräder in Oder-Spree teils erfolgreich

Auch in Mixdorf (Oder-Spree) wird seit Jahren gegen Windräder am Naturpark Schlaubetal gekämpft. Vergangene Woche wurde dort von der Regionalen Planungsgemeinschaft Oderland-Spree entschieden, dass aus artenschutzrechtlichen Gründen dort keine Windräder errichtet werden sollen, weil artenschutzrechtliche Belange dagegensprechen. Es gebe von Rotorschlag gefährdete Vogelarten, heißt es zur Begründung.

Bernd Kochan von der Bürgerinitiative "Keine Windkraft im Schlaubetal" ist davon überzeugt, dass der Protest der vergangenen Jahre dazu beigetragen hat, dass nun doch keine Windräder im Gebiet Grunow-Mixdorf gebaut werden sollen.

Brandenburg als Vorreiter der Windkraft

Brandenburg zählt bundesweit zu den Vorreitern der Windkraft. Die Last ist im Land bisher aber sehr ungleich verteilt. Die Gesamtlast der Windkraftanlagen in Brandenburg verteilt sich aktuell auf weniger als die Hälfte aller Kommunen im Bundesland. Das zeigt eine Datenanalyse von rbb|24.

Von insgesamt 413 Gemeinden in Brandenburg, befinden sich in 197 Windräder. Zudem ballen sich die Anlagen in drei Regionen des Landes: Im Nordwesten, Nordosten und Südwesten des Landes. Auch die Konzentration der Anlagen birgt Probleme: Werden einzelne Kommunen stark bebaut, kann dort die Akzeptanz für den weiteren Ausbau sinken.

Laut dem Windenergieflächenbedarfsgesetz des Bundes vom Februar 2023 muss Brandenburg mindestens 1,8 Prozent der Landesfläche bis Ende 2027 ausweisen. Bis Ende 2032 müssen es mindestens 2,2 Prozent sein. Für die Umsetzung sind die Regionalen Planungsgemeinschaften zuständig.

Sendung: Antenne Brandenburg, 07.02.2024, 15:40 Uhr

Mit Material von Philipp Gerstner

12 Kommentare

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  1. 12.

    An Alle , die denken , es geht um Grün. Es geht um Deal! Der Naturschutz der letzten 60 Jahre wird geschleift für was? Wann erkennt man endlich, dass die gigantischen Anlagen ein ökologisches und ökonomisches Desaster sind? Und hören Sie auf von " not in my back yard" zu sprechen. Würden Sie sich wohlfühlen unter einem Mikroplastikabbrieb und einer Schallbelastung hörbar und unhörbar ( Infraschall), wo ihre Familie krank wird? Oder meinen Leute wirklich, man könne das 1,5 Grad Ziel für die Welt dadurch erreichen? Wacht endlich auf!!

  2. 11.

    ""Vernunftkraft" als organisatorischer Zusammenhang ist eine Lobbyorganisation von Firmen der Atomindustrie."
    Na dann zählen Sie doch mal bitte die "Firmen der Atomindustrie" auf, für die dieser Verein lobbyiert!
    Ich bin da sehr neugierig.

  3. 10.

    "Vernunftkraft" als organisatorischer Zusammenhang ist eine Lobbyorganisation von Firmen der Atomindustrie. Was so etwas angeht, sind hierzulande US-amerik. Verhältnisse eingezogen.

  4. 9.

    Der Zweck heiligt nicht die Mittel. Wo bei der Atomkraft das Mittel grundsätzlich nicht beherrschbar war und ist, liegt es bei der Windkraft allein an der sorgsamen Ausgestaltung und Dimensionierung - hier so, dort anders -, wieweit das Mittel dem Zweck genügt.

    Augen-zu-und-durch kann nur für eine sehr kurze Zeit gelten, aber keine zeitübergreifende Devise sein.

  5. 8.

    Wer hinter diesen bundesweit agierenden "Gegenwind" Initiativen und hinter "Vernunftkraft" die diese "Initiativen" unterstützt, steckt, wäre auch mal eine interessante Recherche wert.
    Ich habe das schon gemacht, aber natürlich will ich hier niemandem mit meinem Ergebnis beeinflussen.

  6. 7.

    bedenken sie das Solar und Windkraftanlagen als Ersatz für die Leistungsreduzierung durch fehlende Kühlung / Wassermangel Flüsse von Braunkohle sowie AKW fungieren

  7. 6.

    "... auf der einen Seite nach Grünen Strom Heulen und Jammern, aber bitte nicht vor meiner Hütte ..."
    Woher wissen Sie, dass diejenigen, die diese WKA nicht vor ihrem Grundstück stehen haben wollen, die Gleichen sind, die "nach grünem Strom heulen"? Nach meiner Erfahrung stammen die Befürworter "grüner" Energie eher aus den Gebieten, die von der Vermüllung der Landschaften mit WKA nicht betroffen sind. Ich habe zum Beispiel 15 WKA im Mindestabstand unmittelbar vor meiner Haustür - wie viele sind es denn bei Ihnen?

  8. 5.

    Und nach wie vor bin ich überzeugt davon, dass Windkraftanlagen nicht unabdingbar so unermesslich hoch und nicht so gravierend in die Landschaft eingreifen müssen. Der Phantasie, was die Gestaltung und was die Höhe solcher Anlagen angeht, sind grundsätzlich keine Grenzen gesetzt.

    Kein Kilometer Eisenbahn wäre je gebaut worden, wäre sie standardisiert und mit den immer gleichen Bauelementen dahergekommen und wäre es nicht schon kurz nach Beginn zu ansprechenderen Formen der Ausgestaltung gekommen. Ebenso, mit ästhetisch hochattraktiven Anlagen, handelt unser Nachbarland Frankreich bei der (Wieder-)Einführung von Tram-Systemen in mittlerweile 30 Städten, nachdem die schlimmer als in vorherigen Bundesdeutschland fast auf Null gekommen waren.

  9. 4.

    Gut so wer verdient an dem WKA der Flächeneigentümer mit Pacht der Grüne Lobbyist völlig krank.
    Landschafts,-Naturschutz gibt es nicht mehr für die Grünen nur um Profit aus EE da kann auch Wald ha weise gerodet werden Hauptsache einege wenige verdienen daran .Es geht hier nur ums Geld nicht um Stromerzeugung.

  10. 3.

    Strom kommt ja aus der Steckdose, da braucht man auch keine WKA.

  11. 2.

    geht es hier wirklich um Naturschutz oder der Widerverkaufswert eurer Immobilien auf der einen Seite nach Grünen Strom Heulen und Jammern, aber bitte nicht vor meiner Hütte . Was für ein Opportunismus. Wer Grün haben will der muss auch Opfer bringen. Am Ende erhält der Ort auch Zuwendungen/Abgaben ( Bestechungsgelder) durch die Windmühlen.

  12. 1.

    'Bürgerinitiative sammelt Spenden gegen Bau von Windrädern in Altgaul'

    Sehr gut!

    Dann wird ein neues Gesetz fällig, dass die Anwohner dieser so schützenswerte Gegend dazu verpflichtet, ihre Häuser mit Solaranlagen auszustatten. Und zwar in der Art und Leistungsfähigkeit der geplanten WKA. Das ist doch mal GRÜN - oder? Die Kosten dafür hat natürlich der Hauseigentümer zu tragen, Mieter sind entsprechend zu beteiligen und die Stromkosten dürfen gering gesenkt werden. Das ist auch noch Kundenfreundlich - finde ich....

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