Datenrecherche - Windräder in Brandenburg stehen vor allem in drei Regionen

So 17.09.23 | 14:31 Uhr | Von Max Beuthner
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Archivbile: Farbenprächtig leuchtet der Sonnenuntergang über dem Windenergiepark «Odervorland». (Quelle: dpa/P. Pleul)
Video: rbb24 Brandenburg Aktuell | Max Beuthner | 17.09.2023 | Bild: dpa/P. Pleul

Brandenburg zählt bundesweit zu den Vorreitern bei der Windkraft. Die Last ist im Land bisher aber sehr ungleich verteilt. In naher Zukunft wird sich daran wohl nur wenig ändern. Von Max Beuthner

Die Gesamtlast der Windkraftanlagen in Brandenburg verteilt sich aktuell auf weniger als die Hälfte aller Kommunen im Bundesland. Das zeigt eine Datenanalyse von rbb|24. So befinden sich die Windräder in 197 Gemeinden - insgesamt gibt es aber 413 Gemeinden in Brandenburg. Zudem ballen sich die Anlagen in drei Regionen des Landes: Im Nordwesten, Nordosten und Südwesten des Landes. Die Konzentration der Anlagen könnte Probleme bergen: Werden einzelne Kommunen stark bebaut, kann dort die Akzeptanz für den weiteren Ausbau sinken.

Zubau bleibt auch in Zukunft konzentriert

An dieser Ballung wird sich in den kommenden Jahren wenig ändern: Nach derzeitigen Plänen sollen bis 2025 in Brandenburg weitere 253 Anlagen mit einer Gesamtnettoleistung von rund 1,2GW (Stand 01.07.2023) errichtet werden. Der Zubau soll zu einem großen Teil in den Regionen stattfinden, in denen schon jetzt viele Windräder stehen - etwa in der Uckermark, der Prignitz und in Teltow-Fäming.

Die Hauptlast des Zubaus bis 2025 verteilt sich auf lediglich fünf Landkreise. Knapp 70 Prozent der geplanten Anlagen sollen in der Prignitz, in Märkisch-Oderland, der Uckermark, Ostprignitz-Ruppin und in Teltow-Fläming entstehen.

Regionalplanung legt Vorrangsgebiete fest

Auf rbb-Anfrage teilt das Ministerium für Infrastruktur und Landesplanung schriftlich mit, dass sich diese ungleiche Verteilung aus den unterschiedlichen räumlichen Gegebenheiten im Land ergebe. "Ob eine Windenergienutzung möglich ist, hängt zum Beispiel von Siedlungsgebieten und Schutzgebieten (Natur, Landschaft), aber auch von anderen Schutzbelangen (Vogelschutz, Luftverkehrssicherheit) ab."

Welche Gebiete für den Bau von Windkraftanalagen genutzt werden dürfen, bestimmen in Brandenburg die fünf regionalen Planungsgemeinschaften in sogenannten Regionalplänen (Oderland-Spree, Uckermark-Barnim, Prignitz-Oberhavel, Havelland-Fläming, Lausitz-Spreewald). Aktuell werden in allen Regionen neue Pläne aufgestellt – mit neuen Vorgaben zum Bau von Windrädern. Die Planungsgemeinschaften sind nun in der Pflicht, Gebiete auszuweisen, in denen Windräder gebaut werden dürfen.

"Weil seit Mitte 2022 ein neues Bundesrecht gilt, wurde die Regionalplanung in Brandenburg von der bisherigen ‚Ausschlussplanung‘ mit Windeignungsgebieten auf eine ‚Angebotsplanung‘ mit Windvorranggebieten umgestellt", heißt es vom Ministerium. Demnach müssen alle Regionen Windvorranggebiete in gleichem Umfang bereitstellen: 1,8 Prozent bis 2027 und 2,2 Prozent bis 2032. Tritt so ein Plan in Kraft, können neue Anlagen außerhalb der Vorranggebiete nur dann entstehen, wenn die Kommune dies aktiv ermöglicht.

Ballungsgebiete ergeben sich aus Regionalplänen

Anhand dieser Pläne ließe sich schließlich auch die Verteilung der Windkraftanlagen im Bundesland erklären, sagt Jan Hinrich Glahr, Vorsitzender des Landesverbands Windenergie Brandenburg "Wenn Sie z.B. eine regionale Planungsgemeinschaft haben, wo viele Vogelschutzgebiete sind oder andere Kriterien, wo die Windenergie ausgeschlossen ist, dann wird sie automatisch zusammengepresst auf die Flächen, die dann zur Verfügung stehen", sagt Glahr. Auf Karten zeige sich das dann als Ballungen. Er betont aber auch: "Diese Gebiete sind besonders für die Windenergie geeignet."

Weiter Weg zum Erreichen der Ziele

Von den neuen Verteilungsmechanismen erhofft sich das Land, den Windrad-Ausbau zu beschleunigen: Denn möchte Brandenburg seine selbstgesteckten Ziele der "Energiestrategie 2040" erreichen, muss der Ausbau auch in den kommenden Jahren mit hohem Tempo vorangetrieben werden. "Wir sind im Wachstum begriffen, aber es geht leider nicht schnell genug", sagt Jan Hinrich Glahr vom Landesverband Windenergie. "Der Turbo, der von der Bundesregierung gewünscht und von der Landesregierung unterstützt wird, ist bei uns noch nicht angekommen."

Bis Ende 2032 sollen entsprechend den Vorgaben des Wind-an-Land-Gesetzes 2,2 Prozent der Landesfläche in Brandenburg für die Windenergie ausgewiesen sein. Die in den Windrädern installierte Leistung soll bis dahin um ein Drittel steigen, bis 2040 soll sie sich fast verdoppeln Aktuell stehen im Land über 4.000 Windkraftanlagen mit einer Leistung von 8,5 GW. Deutschlandweit rangiert Brandenburg damit derzeit auf Platz zwei hinter Niedersachsen.

Viele Hindernisse beim Ausbau

Soll der Ausbau zukünftig beschleunigt werden, müsse man derzeit bestehende Hindernisse entfernen, meint auch Claudia Kemfert. Die Energieökonomin vom Deutschen Institut für Wirtschaftsforschung sieht derzeit noch viel Optimierungspotential. Das fange bei der Ausweisung der Flächen an. "Da hat Brandenburg auch nachjustieren müssen. Dadurch, dass sehr schnell viel gebaut wurde und dadurch, dass es auch Bürgerproteste gab."

Kemfert sieht noch weitere Hürden für einen schnelleren Windrad-Ausbau. "Es braucht ausreichend Fachkräfte, Transportwege dürfen kein Hinderungsgrund sein und die Genehmigungsverfahren müssen in allen Bereichen beschleunigt werden." Man müsse bestehende Regularien "entschlacken". "Wir können Flüssiggasterminals in sieben Monaten genehmigen und bauen. Bei der Windenergie schaffen wir das nicht. Dort dauert es im Schnitt sieben Jahren. Das darf nicht sein."

Beitrag von Max Beuthner

109 Kommentare

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  1. 108.

    @sabi eines noch: Man könnte jetzt meinen, das die abgebauten und gewarteten Anlagen wenigstens wieder in D aufgebaut werden könnten.
    Schauen Sie sich um. Wenn irgendwo auch nur der Hauch einer Anlage in der Luft liegt, kommen die Schützenden und haben etwas dagegen.
    Ein Verfahren bis zur Baugenehmigung dauert 8-10 (in Worten: ACHT bis ZEHN) Jahre. Solange können Sie das Material nicht leigen lassen.
    Und sie können heute auch nciht einfach eine Planung anschieben, bei der auf Verdacht das Prinzip Hoffnung gilt...

  2. 107.

    Da muss ich jetzt wirklich das erste Mal passen.
    Ich weiss, dass es beim NDR eine Doku gab. Da hat ein Windmüller seine Anlagen abgebaut und die sind IMHO nach Polen oder Tschechien gegangen.

    Heute habe ich dafür recycling der Flügel in echt zum nachschauen.
    https://www.mdr.de/video/mdr-videos/a/video-755084.html
    :)

  3. 105.

    Genau das ist der Punkt:
    - Wenn die abgeschrieben sind
    - durch die vereinfachte Möglichkeit den erzeugten Strom selbst an der Börse und nicht an den Netzbetreiber zu vermarkten
    - bei Anlagen bis zu einer gewissen Größe (1,5MW??? - Da bist Du glaub ich besser informiert) auch die Wiederholungsabnahme vereinfacht ist
    dann ist der Weiterbetrieb beim aktuellen merit order günstiger als ein repower.
    Zumal bei den kleinen Anlagen dann auch das Fundament erweitert, bzw. oftmals komplett neu gemacht werden müsste.

  4. 104.

    Haben Sie ein konkretes beispiel für eine solche Anlage und wo die jetzt weiterbetrieben wird? Auf Ihrem Link sind dazu nur Allgemeinplätze zu finden und keine konkreten Beispiele.
    In den UAA war wohl wegfallende Förderung ausschlaggebend für die Stillegungen. Mir erschließt sich aber nicht, warum dann nicht auch diese Anlagen gebraucht weiterverkauft werden, wenn das hier so gut geht und ein Markt dafür da ist.

  5. 103.

    Also kurz und knapp:
    Wir schicken unsere alten Anlagen in die Dritte Welt und kaufen/bauen neue von Steuergeldern.
    Richtig verstanden?

  6. 102.

    Ich versteh jetzt nicht was Sie wollen.
    Ich weiss nicht, was da verrottet und warum.
    Aber ich versuch mal was.
    Die Anlagen in Amiland kosten vermutlich nur einen Bruchteil von dem, was in Europa gezahlt wird.
    In D rentiert sich das repowering nur, weil die Anlagen mit Drittmitteln finanziert werden. (EEG und garantierte Abnahme)
    Würde die garantierte Vergütung wegfallen, würde das repowering sofort beendet.
    Und vermutlich würde dann hier auch der eine oder andere Windpark vor sich hin rotten.
    Die Anlagen sind abgeschrieben. Da lohnt sich ein Abbau nicht mehr.

  7. 101.

    Das Windrad hat seine Abschreibung erreicht.
    Ebenfalls gibt es nach 20 Jahren keine Förderung "garantierte Einspeisevergütung" mehr.
    Das bedeutet, das der erzeugte Strom nur zum Marktpreis und nur dann, wenn er auch tatsächlich abgenommen wird, bezahlt wird. Das heisst: Steht das Windrad, gibts kein Geld.
    Nun denken vermutlich einige, dass das doch immer so ist.
    Weit gefehlt:

    Einfache Rechnung (fiktiv):
    Am Markt bekommst Du für 1KWh Windstrom sagen wir mal 0,06 € - nur für das, was Du einspeist.
    Für 20 Jahre garantiert der Staat aber eine Vergütung von 0,24 € je KWh egal, ob die Anlage läuft oder abgeschalten wurde.
    Nu rechne mal bei einer kleinen 1,5MW Anlage mit 2.000.000 KWh pro Jahr.
    Das Repowering kann teilweise bei 3MW Anlagen bis auf 5MW ohne Fundamentwechsel erfolgen.
    Die (neue) Anlage wird wieder über die Steuer abgeschrieben...

  8. 100.

    Warum verrotten dann in den USA ganze Windparks, wenn sie sich nicht mehr rentieren? Wenn das so lukrativ wäre mit dem Handel von Gebrauchtanlagen, würde ich erwarten, daß die Investoren aus den USA das schon lang entdeckt hätten als Geschäftsfeld. Können Sie ein paar ganz konkrete Beispiele nennen für den weiteren Verbleib (z.Bsp. als Link)?

  9. 99.

    Ich verstehe es immer noch nicht.
    Warum behalten wir die gewarteten Windräder nicht selber?

  10. 98.

    "Im Oderbruch drehten sich voriges Jahr auf einmal 25 Jahre alte Anlagen weil sich die TÜV Prüfung bei den Strompreisen wieder gelohnt hat und die Vermarktung ohne EEG inzwischen deutlich einfacher ist." Das ist eine postive Nachricht und sollte Schule machen.

  11. 97.

    Ja die 20 Jahre entsprechen der gesicherten EEG Einspeisung und den Abschreibungsrichlinien.
    Im Oderbruch drehten sich voriges Jahr auf einmal 25 Jahre alte Anlagen weil sich die TÜV Prüfung bei den Strompreisen wieder gelohnt hat und die Vermarktung ohne EEG inzwischen deutlich einfacher ist.

  12. 96.

    Sie werden es nicht glauben, aber selbst in den Nachbarländern werden die Anlagen mit Kusshand genommen.

    Im Übrigen gibt es einen richtigen Markt dafür.

    https://www.deutschlandfunk.de/second-hand-markt-fuer-windkraftanlagen-100.html

  13. 95.

    In der Tat ist Infraschall messtechnisch belegt, auch das extrem niedrige Niveau, dass den WKA zugeordnet werden kann im Vergleich zu anderen sehr lauten Infraschallquellen wie z.B. aus dem Straßenverkehr. Ihre Argumentation gleicht der von Mobilfunkgegner, die darauf hofften, dass deutlich stärkere, ebenfalls gepulste Funksignale anderen nicht bekannt sind. Das hindert so manchem auch in bei WKA nicht, mit dem Märchen immer noch hausieren zu gehen und auch vor Falschbehauptungen nicht zurück zu schrecken. Bei Presslufthammer-Bernhardt könnte ggf. ICD-Code T75.2 zum Tragen kommen, sicherlich aber nicht in der Nähe von WKA.

  14. 94.

    "Aber nochmals, viele Windräder die hier Abgebaut werden , werden Instantgesetzt und werden in Dritte Welt Länder wieder aufgebaut und erzeugen dort noch lange Strom."
    Na dann mal ganz konkret: Welche Firma hat wie viele WKA instand gesetzt und in welchem Dritte-Welt-Land installiert?

  15. 93.

    Mal hier lesen...

    https://www.windkraftfreiesgrobbachtal.de/fakten-statt-fake-mehr-waldrodung-fuer-windanlagen-als-behauptet/#1632814879349-4e3d02dc-10ca37dd-6bb7

  16. 92.

    Die Anlagen vor allem technisch veraltet, auch bzgl. der Standsicherheit erreichen die zudem die projektierte Lebensdauer von 20 bis 25 Jahren, so dass eine aufwendige Wartung und ggf. Instandsetzung erforderlich wäre. Repowering ist deshalb oft die wirtschaftlichere Alternative.

  17. 91.

    "Ach, mal wieder der Mythos vom Infraschall, ..."
    Infraschall ist kein Mythos sondern messtechnisch belegt. Strittig ist allein, ob dieser Infraschall gesundheitliche Schäden mit sich bringt. Nun reagiert jeder Mensch anders auf Umgebungslärm, bezeichnend ist doch aber, dass Wildtiere die Umgebung von Windparks meiden. Auch dafür gibt es sicher verschiedenste Gründe, die nicht unbedingt mit Infraschall zu tun haben müssen, aber dies ist tatsächlich schon wissenschaftlich bestätigt worden. Schon allein aus diesem Grund sind "Umweltschutz" und "Windpark" für mich unvereinbar. Mir reicht übrigens schon die hörbare Lärmemission. Gerade bei ansonsten ruhiger Umgebung, geht einem dieses gepulste Signal ganz schön auf den "Zeiger".

  18. 90.

    Ach gottche, was hier alles an Gegenargumente erfunden werden um diese Kunstwerke in unserer trotz dieser schönen Kunstwerke schönen Natur zu verhindern.
    Ich wünsche mir noch viel mehr davon

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