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Quelle: imago images/Kai Bienert

Der Absacker

Hart rechts abbiegen in die Sackgasse

Rechtsextreme Umtriebe in Brandenburg und Berliner Straßennamen, die noch an Kolonialherren erinnern: die aktuellen Themen sind leider wenig heiter, aber müssen im Diskurs bleiben, findet Haluka Maier-Borst

Wissen Sie noch, was vor dem Ausbruch der Corona-Pandemie die Schlagzeilen bestimmt hat? Kassel, Halle, Hanau. Ortsnamen, die zu Chiffren geworden sind für ein Wiedererstarken von rechtsextremen Gedankengut, das vor Morden nicht zurückschreckt. Das nicht länger einen nur hässlich anbrüllt, sondern mit Taten spricht.

Durch das Virus konnte man all das für einige Monate vergessen, es war in den Hintergrund gerückt. Aber all das war nie weg, sondern es kommt wieder hoch. Leider.

1. Was vom Tag bleibt

Als hätte es nach den Vorfällen in der Elite-Truppe KSK [tagesschau.de] und der Serie an rassistischen und antisemitischen Übergriffe in Neukölln noch einen Beweis gebraucht, zeigt sich, dass auch im malerischen Prignitz Rechtsextremismus frei dreht. Neben Pistolen und Gewehren fand man bei den Ermittlungen auch Aufzeichnungen über Polizisten, ihre Familienverhältnisse und Dienststellen. Und ebenfalls heute trudelt die Meldung ein, dass Ku-Klux-Klan-Anhänger NPD-Sticker verteilen. Dass sich Rechtsextreme aller Ausprägungen so sicher fühlen, sollte einem Angst machen.

2. Abschalten.

Sehen Sie es mir bitte nach, aber nach einigen Zeilen zu den Umtrieben von Rechtsaußen kann ich nicht einfach umschalten auf ein vollkommen anderes Thema. Aber lassen Sie uns vielleicht nicht nur über das Hier und Heute reden, sondern auch über die Spuren von Rassismus und Faschismus in der Vergangenheit – die aber bis heute zu sehen sind.

Zwar benennt die BVG nun doch eine viel diskutierte Haltestelle um. Gleichzeitig sind in Neukölln und eben meinem Kiez Wedding bis heute Straßen nach Kolonialherren benannt. Adolf Lüderitz und andere lassen grüßen. Wer sich damit auseinandersetzen will, dem sei hier die Führungen der Berliner Spurensuche [berliner-spurensuche.de] empfohlen. Sicher kein leichtes Kapitel deutsche Geschichte, aber eins, das nach wie vor zu wenig thematisiert wird.

Wer ich bin

Großstadtchaos statt Alpenpanorama, Brandenburger Seen statt britisches Meer. Haluka Maier-Borst war schon an ein paar Orten und hat immer die falsch-richtige Wahl getroffen. Für Berlin. Jetzt sitzt er im Wedding und gönnt sich hin und wieder einen Absacker mit seinen Kolleginnen und Kollegen – und damit eine kleine Pause von der Nachrichtenlage. Vorerst allerdings nur digital aus dem Homeoffice.

3. Und, wie geht's?

Ich kann leider nicht so gut berlinern wie gewisse andere Kollegen hier. Aber jedes Mal wenn es mir eher bescheiden geht oder ich gar nachdenklich werde, hilft die Berliner Schnauze. Und sei es der BVG-Mitarbeiter, der einem sagt "Dit mit den Rollschuhn jeht normal nüsch, aber ick will dich nüsch im Rejen stehen lassen." (oder so ähnlich gestern Abend).

Entsprechend nachdem ich Sie zweieinhalb Rubriken lang mit schwerer Kost versorgt hab, hier ein Gedicht, dass uns Steffi zugeschickt hat.

Eener alleene is nich scheene.

Eene alleene is ooch nich scheene.

Aba Eener und Eene, und denn alleene, DIT is scheene!!

Was heitert Ihre Laune auf? Was geht Ihnen durch den Kopf? Schreiben Se uns weiter an absacker@rbb-online.de (auch wenn Sie weder berlinern noch reimen können)

4. Ein weites Feld...

Zum Abschluss noch etwas Lockeres von uns. Mein Kollege Sebastian Schöbel hat mir eine Nachricht aus dem Berliner Zoo weitergeleitet, die einigen den süßesten Tieren dort geradezu ungesunde Faulheit attestiert. Die Pandababys Pit und Paule lieben es nämlich, faul rumzuflätzen. Und sie sind dabei so lethargisch, dass sie sich in die pralle Sonne legen und von den Pflegern regelmäßig durch Wegtragen vor Überhitzung gerettet werden müssen.

Nun hat der Zoo zwar eine alternative, schattige Schlafmöglichkeit für die Bären geschaffen und hofft, dass die Bären sich künftig selbst vor dem Sonnenstich schützen. Böse Zungen, namentlich meine, halten das aber für einen sehr frommen Wunsch. Ähnlich fromm wie die Hoffnung, dass deutsche Urlauber auf Mallorca ein bisschen weniger den Sonnenbrand suchen und den Eimer voll mit Sangria stehen lassen.

Aber man darf ja noch hoffen.

Haluka Maier-Borst

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