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Video: Abendschau | 12.04.2021 | Dörte Störmann | Gespräch mit Michael Müller | Quelle: Jens Kalaene /dpa

Brief an Bundesregierung

Aerosolforscher plädiert für Öffnung der Außengastronomie

Während Bund und Länder über eine Ausgangssperre diskutieren, machen sich Forscher dafür stark, die Menschen mehr ins Freie zu holen. Dort sei die Ansteckungsgefahr deutlich geringer als in Innenräumen, sagen sie, und fordern einen Kurswechsel der Corona-Politik.

Der Aerosolforscher Gerhard Scheuch hat sich für die Öffnung der Außengastronomie ausgesprochen. Wie der Physiker am Montag im rbb sagte, tendiert die Ansteckungsgefahr im Freien gegen Null. Infektionen würden fast ausschließlich in Innenräumen stattfinden. Deshalb sei alles zu befürworten, was die Menschen dazu bringe, ins Freie zu gehen.

Die Politik müsse ihre Schutzmaßnahmen mehr auf die Innenräume konzentrieren, betonte der Wissenschaftler. Hier seien Lüften und Maskentragen sehr wichtig. Scheuch gehört zu den Mitunterzeichnern eines Briefes an die Regierungen in Bund und Ländern. Darin fordern führende Aerorsolforscher einen Kurswechsel in der Corona-Politik.

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"Drinnen lauert die Gefahr"

"Wenn wir die Pandemie in den Griff bekommen wollen, müssen wir die Menschen sensibilisieren, dass drinnen die Gefahr lauert", heißt es in dem Brief, der der Deutschen Presse-Agentur vorliegt. Sars-CoV-2 werde fast ausnahmslos in Innenräumen übertragen.

In Wohnungen, Büros, Klassenräumen, Wohnanlagen und Betreuungseinrichtungen müssten Maßnahmen ergriffen werden, fordern sie. In Innenräumen finde auch dann eine Ansteckung statt, wenn man sich nicht direkt mit jemandem treffe, sich aber ein Infektiöser vorher in einem schlecht belüfteten Raum aufgehalten habe, warnen sie.

Forscher fordern mehr Maßnahmen vor allem in Büros

Berliner Mobilitätsforscher sehen Nachbesserungsbedarf vor allem in der Arbeitswelt. "Im Bereich Arbeit wird unserer Meinung nach immer noch viel zu wenig gemacht", sagte der Leiter des Fachgebiets Verkehrssystemplanung und Verkehrstelematik der TU Berlin, Kai Nagel, dem rbb.

Die Forscher hätten ihre Simulationen angepasst, um zu berechnen, wie sich bestimmte Maßnahmen auf die Verbreitung des Coronavirus' auswirken. Nagel forderte beispielsweise für Mehrpersonenbüros, dass man dort nur mit gültigem Schnelltest oder nach Corona-Impfung sitzen dürfe - oder alle müssten FFP2-Maske tragen. Für die Schulen gebe es im Vergleich relativ viele Maßnahmen, sagte Nagel.

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Auch vom Robert-Koch-Institut (RKI) heißt es, Übertragungen im Außenbereich kämen selten vor. "Bei Wahrung des Mindestabstandes ist die Übertragungswahrscheinlichkeit im Außenbereich aufgrund der Luftbewegung sehr gering", schreibt das RKI auf seiner Internetseite [rki.de].

Scheuch: Ausgangssperren sind "völliger Blödsinn"

Ausgangssperren, wie sie der Bund befürwortet, versprechen aus Sicht der Aerosol-Experten mehr, als sie halten können. "Die heimlichen Treffen in Innenräumen werden damit nicht verhindert, sondern lediglich die Motivation erhöht, sich den staatlichen Anordnungen noch mehr zu entziehen", schreiben sie. Ausgangssperren seien "volliger Blödsinn", sagte Scheuch im rbb. Auch Wissenschaftler um den TU-Forscher Nagel empfehlen in einer Stellungnahme, Aufenthalte im Freien im öffentlichen Raum allein oder mit maximal einer weiteren Person nicht zu verbieten - "um die Akzeptanz der Regelung in der Bevölkerung zu sichern".

Die Bundesregierung dringt darauf, bei der Regelung bundesweiter Corona-Schutzmaßnahmen auch nächtliche Ausgangsbeschränkungen von 21.00 bis 5.00 Uhr vorzuschreiben, wenn in Landkreisen binnen sieben Tagen mehr als 100 Neuinfektionen pro 100.000 Einwohnern registriert werden.

Sendung: Inforadio, 12.04.2021, 12:45 Uhr

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